Schulleiter Martin Hermann, Konrektorin Maria-Theresia Burkert und die Koordinatorin für den Stuttgarter Norden Beate Rödl (v.l.) freuen sich über die neuen Räumlichkeiten am Rotweg. Foto: Marta Popowska

Die Albert-Schweitzer-Schule fördert Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Im Stadtteil Rot hat sie eine neue Adresse für ihre Außenstelle bezogen.

Rot - Für die Schüler hat der Unterricht pünktlich zum Schuljahresstart begonnen. Nun sind auch die neuen Räume für die Pädagogen eingerichtet, die erstmals in der neuen Außenstelle der Albert-Schweitzer-Schule am Rotweg einen Ort in Arbeitsnähe für sich haben, an dem sie beraten, arbeiten und sich auch fortbilden können. Denn der Job der Sonderpädagogen, die sich um Schülerinnen und Schüler kümmern, die individuelle Unterstützung benötigen, ist ein fordernder.

Mehr als ein Jahr hat die Suche nach geeigneten Räumen in Zuffenhausen gedauert. Die alten an der Lothringer Straße waren nicht mehr zeitgemäß. „Es war sehr schwierig, etwas zu finden“, sagt die Konrektorin Maria-Theresia Burkert. Auflagen wie zwei Notausgänge, mehrere Toiletten und ausreichend Räume hätten die Suche erschwert. Die Etage in einem Hochhaus am Rotweg sei ein Glücksgriff gewesen. „Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft hat ein sehr soziales Herz gezeigt, uns geholfen und ist uns bei der Renovierung sehr entgegengekommen“, betont Burkert.

Zu Unterrichtsbeginn fliegt schon mal ein Stuhl

Die Stammschule der Albert-Schweizer-Schule befindet sich in Rohr und wird von der Stiftung Jugendhilfe aktiv getragen. Sie ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“. Früher nannte man das Schule für Erziehungshilfe. Den Kindern, die die Schule besuchen, merkt man den Förderbedarf nicht auf den ersten Blick an. Sie sind aber das, was man gerne unter dem Begriff verhaltensauffällig zusammenfasst. „Sie haben Trennungen und Enttäuschungen in der Familie erlebt. Viele sind aber auch einfach sehr arm“, sagt die Koordinatorin für den Stuttgarter Norden Beate Rödl. An der Außenstelle in Rot befindet sich eine Jungenschulklasse für acht bis zehn Schüler der Stufe 7 bis 9. Es sind Kinder, für die es an Regelschulen nicht geklappt hat. Der emotionale Schmerz der Kinder äußert sich bei den einen mit besonderer Traurigkeit, bei anderen wiederum in Wutausbrüchen. „Man weiß nie, wie sie drauf sind, wenn sie morgens im Unterricht ankommen“, sagt der Schulleiter Martin Hermann. So fliege zu Beginn auch mal ein Stuhl durchs Klassenzimmer. Was die Unterstützung angehe, versuche man verschiedene Intensitäten anzubieten. „Die Stammschule und die Außenstellen sind dabei der intensivste Ort“, erklärt Hermann. Die Schülerklassen sind klein und 50 Prozent der Zeit sind sie doppelt besetzt. Neben reiner Wissensvermittlung helfen erlebnispädagogische Maßnahmen und soziales Training den Schülern, ihre sozialen Fähigkeiten aufzubauen und zu stärken.

Im Stuttgarter Norden sind run 30 Pädagogen im Einsatz

Wo es möglich ist, belässt man die Kinder an den Regelschulen und damit im System. So sind die Sonderpädagogen der Albert-Schweizer-Schule viel unterwegs. „Wir haben heute Inklusion an allen Schularten. Oft hüpfen die Kollegen von einer Schule zur nächsten“, sagt Burkert. Allein in Zuffenhausen sind rund 30 Pädagogen im Einsatz, die 60 Mädchen und Jungen unterstützen, die individuelle Betreuung im Schulalltag benötigen. Dass man in den neuen Räumlichkeiten nun auch Arbeits- und Aufenthaltsräume für sie einrichten konnte, freut das Schulleiterteam sehr. Hier können sie sich laut Burkert zum Austausch treffen und Schulbesprechungen abhalten. Auch Supervisionen und Fortbildungen sind in den Räumen geplant, denn es sei wichtig, die Fachkompetenz und das Wissen in der Sonderpädagogik auf einem hohen Niveau zu halten.