Günther Alber ist Schreiner mit Leidenschaft. Das versucht er auch seinen Lehrlingen zu vermitteln und bei ihnen Begeisterung zu entfachen. . Foto: Leonie Schüler

Die Handwerkskammer der Region hat die Schreinerei Alber aus Filderstadt-Bernhausen mit der Bildungspyramide 2018 ausgezeichnet. Wir waren vor Ort und haben uns umgeschaut.

Bernhausen - Das Ausbilden gehört bei der Schreinerei Alber fest zum Betrieb: In den 55 Jahren ihres Bestehens sind 64 junge Menschen ausgebildet worden. Die meisten von ihnen zum Schreiner, einige auch zur Bürokauffrau oder zum Bürokaufmann. Aktuell sind fünf Lehrlinge in dem Schreinerbetrieb in Bernhausen angestellt. Die Handwerkskammer Region Stuttgart würdigt dieses Engagement mit einem Preis und verleiht der Schreinerei Alber sowie fünf weiteren Handwerksbetrieben aus der Region die Bildungspyramide 2018.

„Wir haben eine große Kontinuität und bilden ständig aus. Es gibt sehr wenig Abbrüche“, sagt Günther Alber, der den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Kurt 1989 vom Vater Reinhold übernommen hat. „Der Preis ist eine Würdigung, dass wir uns für die Jugendlichen eingesetzt haben. Darauf sind wir stolz“, sagt der Geschäftsführer, der den meisten Lehrlingen eine Übernahme anbietet. Die Annahme, Betriebe würden ihre Auszubildenden ausnutzen und für wenig Geld viel Arbeitskraft bekommen, stimme so nicht. „Man investiert viel. Aber wenn man es schafft, die Jugendlichen zu begeistern, dann kommt was zurück“, sagt Alber. Manche Betriebe würden nicht mehr ausbilden, weil sie von pubertierenden Jugendlichen genervt seien. Günther Alber kann das nicht teilen.

Gute Erfahrung mit Lernbehinderten

Die Auszubildenden der Schreinerei kommen von allen Schularten, von der Förderschule bis zum Gymnasium. Auch Lehrlinge, die in anderen Betrieben gescheitert sind, wurden schon übernommen. „Mit Lernbehinderten haben wir gute Erfahrungen gemacht. Sie haben zwar Schwächen, aber auch extreme Stärken. Nach denen schaue ich“, sagt Günther Alber. Wichtig sei ihm vor allem Mathematikverständnis, denn logisches Denken und räumliches Vorstellungsvermögen seien beim Schreinerberuf unverzichtbar.

Bei allen anderen Schulnoten schaue er nicht so genau hin. „Mir ist wichtig, dass ich bei den Azubis das Feuer der Begeisterung entfachen kann“, sagt der Schreinermeister, der seinen Werkstoff liebt. Holz sei warm, jedes Stück einzigartig und anders zu bearbeiten. Der Beruf sei sehr kreativ, denn statt Massenware werde für jeden Kunden nach einer individuellen Lösung gesucht, etwa um einen Schuhschrank in eine Nische einzubauen. „Es ist schön, wenn Kunden einem sagen, dass sie sich jeden Tag dran freuen.“

Massivholz als Werkstoff

Die Besonderheit der Schreinerei Alber, die 23 Mitarbeiter beschäftigt, ist das Arbeiten mit Massivholz. Für Paul Merkle, der im dritten Ausbildungsjahr ist, war das einer der Gründe, sich bei dem Betrieb zu bewerben. „Vollholz ist anspruchsvoller, man muss auf den Jahresverlauf schauen und Sorgfalt mit dem Material haben. Viele moderne Schreinereien arbeiten nur noch mit Plattenwerkstoffen“, sagt der 26-Jährige. Er selbst hat nach dem Abitur erst studiert, dann aber abgebrochen. „Ich wollte was Handwerkliches machen.“

Den Fachkräftemangel merkt auch Günther Alber. Bei den Auszubildenden sei er zwar noch in der glücklichen Lage, aus mehreren Bewerbungen aussuchen zu können, doch Gesellen zu bekommen, sei schwierig. „Schreiner ist ein begehrter Beruf. Wir können Vielseitigkeit anbieten“, sagt Alber. Denn auch mit anderen Werkstoffen wie Glas, Stein, Metall oder Lacken werde gearbeitet. „Schreiner sind gefragte Leute. Die Abwanderung in andere Bereiche wie Küchenhäuser, Möbelhäuser oder in die Haustechnik ist groß.“