Stecken in einer prekären Lage: Frisch-Auf-Chefcoach Magnus Andersson (li.) und sein Assistent Christian Schöne, der nun auf dem Spielfeld als Rechtsaußen aushelfen muss. Foto: Baumann

Mit einer enttäuschenden Saison im grauen Mittelmß hatte man sich bereits abgefunden. Nach fünf Niederlagen in Serie geht es für Frisch Auf Göppingen nun aber ums sportliche Überleben in der Bundesliga. Und das wird kein Selbstläufer.

Göppingen - Sie haben gekämpft und alles gegeben. Doch spielerisch war die 29:30-Niederlage von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen gegen MT Melsungen im Vergleich zum Heimspiel davor gegen den THW Kiel ein großer Rückschritt. Nun muss der EHF-Pokal-Gewinner von 2011, 2012 und 2016 sogar noch um den Klassenverbleib zittern. Aus folgenden Gründen:

Die Psyche: Frisch Auf Göppingen ist amtierender Europacupsieger, das Saisonziel lautete Platz fünf bis sieben. Im Laufe der Saison den Schalter auf bedingungslosen Kampf gegen den Abstieg umzulegen – daran sind in diversen Sportarten schon viele Mannschaften gescheitert. Erschwerend hinzu kommt: Es gibt derzeit keinen Führungsspieler, der mit breiter Brust vorneweg geht. Das Restprogramm: Nach fünf Niederlagen in Serie und in der aktuellen Verfassung wird es nicht einfach, das Punktekonto (21:37) noch wesentlich zu erhöhen. An diesem Samstag geht es zum Tabellensechsten HSG Wetzlar, es folgen am 27. Mai das Derby in Balingen (15:41 Punkte), das Heimspiel gegen Meisterschaftsaspirant SG Flensburg-Handewitt (31. Mai), die Partie am 5. Juni in Gummersbach (17:39 Punkte) und das vielleicht alles entscheidende Duell am 10. Juni daheim in der EWS-Arena gegen den TVB 1898 Stuttgart (16:36 Punkte). Vor allem einer will an einen Showdown am letzten Spieltag nicht denken: Göppingens Kapitän Manuel Späth, der nach der Runde zum TVB wechselt. Der sagt: „Wir brauchen noch zwei Punkte, möglichst vor dem letzten Spieltag.“ Die weiteren Mitkonkurrenten im Tabellenkeller sind der Bergische HC (17:39 Punkte) und der TBV Lemgo (16:40 Punkte). Die Personalprobleme: Bei den Linkshändern droht ein Engpass. Für Jens Schöngarth (Daumenbruch) und Anton Halen (Muskelfaseriss) ist die Saison gelaufen. Marco Rentschler (Oberschenkelprobleme) fehlt zumindest auch noch in Wetzlar, so dass Co-Trainer Christian Schöne (36) am Samstag auf dem Spielerberichtsbogen steht und eine Alternative darstellt. Zuletzt hatte Schöne zwar Einsätze in der zweiten Mannschaft, doch Athletik- und Krafttraining machte er keines. „Der Heilsbringer werde ich nicht sein“, sagt der ehemalige Nationalspieler. Was die Sache nicht einfacher macht:Der gegen Melsungen überzeugend und mutig auftretende Nachwuchsmann Sebastian Heymann (vier Tore) steht nicht zur Verfügung. Er spielt am Samstag (14 Uhr) mit dem TSB Horkheim in Hagen gegen Eintracht Hildesheim um den Zweitliga-Aufstieg. Zu allem Überfluss zog sich auch noch Kreisläufer Späth eine Sprunggelenksverletzung zu. „Es wird eng für Samstag“, sagt der Kapitän. Und Schöne fordert: „Wir müssen als Mannschaft jetzt noch enger zusammenrücken.“ Die Trainerdiskussion: Der EHF-Pokal-Titel 2016, die Plätze fünf und sechs in der Liga gelangen zwar auch mit Magnus Andersson – doch der Kredit des Schweden ist inzwischen weitgehend verspielt. Er steht in der Kritik – auch wenn ihn Späth in Schutz nimmt: „Wir Spieler müssen uns an die eigene Nase fassen.“ Final Four: Zumindest bis zum Endturnier um den EHF-Pokal am 20./21. Mai in Göppingen wird sich in der Trainerfrage nichts tun. Im Umfeld des Vereins ist seit Wochen alles auf diesen Saisonhöhepunkt ausgerichtet. Die Organisation nimmt das Managament in Beschlag. Und die Mannschaft? Auch für sie kostet das Final Four Kraft. Körperlich und vor allem mental. „Wir wissen, dass beide Wettbewerbe wichtig sind. Beim Final Four müssen wir die Liga ausblenden. Wir wollen den Titel verteidigen“, stellt Späth klar. Doch selbst als Europapokalsieger würde es keine Nichtabstiegsgarantie geben.

Endturnier um den EHF-Pokal

Der Zeitplan für das Final Four um den EHF-Pokal in der Göppinger EWS-Arena ist inzwischen fix:

Samstag, 20. Mai, 15 Uhr: Frisch Auf Göppingen – SC Magdeburg

Samstag, 20. Mai, 17.45 Uhr: Füchse Berlin – Saint Raphael Var Handball/Frankreich

Sonntag, 21. Mai, 15 Uhr: Spiel um Platz drei

Sonntag, 21. Mai, 17.45 Uhr: Finale