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US-Sänger Al Jarreau begeisterte auf der Freilichtbühne Killesberg knapp 900 Zuschauer.

Stuttgart - Was macht denn der junge Mann da auf der Freilichtbühne Killesberg? Singen? Nein, das trifft es nicht ganz. Wispern. Wimmern. Jaulen. Flüstern. Johlen. Raunen. Das schon eher. Und dann doch noch: Singen.

Der junge Mann heißt Alwyn Lopez Jarreau und ist unglaubliche 71 Jahre alt. So unbekümmert, wie der US-Sänger am Donnerstag vor nicht einmal 900 Besuchern sein Open-Air-Konzert gestaltet, so unbekümmert scheint er auch mit seinem Talent umzugehen. Eine amerikanische Zeitung nannte ihn einmal "die Stimme der Vielseitigkeit". Das kommt in etwa hin. Er brummt, schmachtet, knödelt. Windet sich mit den Tönen. Mäandert durch Melodien. Schneidet Grimassen. Flirtet. Gibt sich betrübt. Greint. Lacht.

Al Jarreau kann aber auch swingen. Dann hüpft er mit der Stimme, lässt sie schleifen, beschleunigt, bremst ab. Überschlägt sich, startet erneut durch. Freut sich ununterbrochen ungemein. Singt mit Titeln wie "She's leavin' home", "We're in this love together" oder "Spain" ein Hohelied auf das Leben und die Liebe. Jarreau hat zwar Psychologie studiert, aber als Lebensmotto, als Glücksprinzip reicht ihm ein knappes "positiv denken". Ein Gefühl, das sich für anderthalb Stunden auf das Publikum überträgt: "Schwaben!", frohlockt der Sänger mit großen Augen, bittet zwei weibliche Fans zur Bühne, lässt sich gemeinsam mit ihnen ablichten. Einige Besucher gehen sogar so weit, bei den schnelleren Stücken im Sitzen zu tanzen. Derweil witzelt und kaspert der sechsfache Grammy-Gewinner herum, lebt ganz in seiner Musik. Hinter sich ein Quintett aus Keyboard, Gitarre, Bass, Saxofon und Drums, das auch mal mitsingt oder drauflos improvisieren darf.

Beim Publikum gibt es am Ende kein Halten mehr. Es stürmt nach vorne zur Bühne, tanzt, klatscht, jubiliert.