In vielen Regionen Deutschlands macht die Dürre Pflanzen und Tieren schwer zu schaffen. Foto: dpa

Trotz der jüngsten Niederschläge fehlt den Böden viel Feuchtigkeit. Zudem rollt jetzt die erste große Hitzewelle des Sommers an. Die fortschreitende Erwärmung mit Extremwetterlagen trifft auch den Südwesten Deutschlands hart.

Stuttgart - Nachdem es bereits im Frühjahr sowie im Juni und im ersten Drittel des Juli deutlich wärmer war als im langjährigen Durchschnitt, prognostiziert der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die nächsten Tage eine „ausgewachsene Hitzewelle.“ Dienstag und Mittwoch sollen die Temperaturen bundesweit fast überall deutlich über 30 Grad steigen.

Auch nachts bleibt es warm: Der DWD rechnet in Städten mit subtropischen Nächten, in denen die Temperaturen oberhalb von 20 Grad bleiben. Den vorläufigen Höhepunkt der Hitzewelle sagen die Meteorologen für Donnerstag und Freitag vorher. Dann ist bundesweit Schwitzen bei Werten um 35 Grad angesagt – entlang des Rheins wird es sogar noch heißer. Damit bleibt die Brandgefahr nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes weiterhin hoch – auch wenn es vereinzelt Schauer und Gewitter geben könne. Die Rekordhitze bringt auch wieder die Gefahr von Fahrbahnaufwölbungen mit sich. Deshalb gilt von diesem Dienstag an auf einzelnen Abschnitten der Autobahnen A7 und A81 ein Tempolimit von 80 km/h.

Ursache der Hitzewelle in den kommenden Tagen ist dem DWD-Meteorologen Markus Übel zufolge eine südwestliche Höhenströmung, durch die warme Luft subtropischen Ursprungs nach Deutschland fließt. Hier angekommen, werden die Luftmassen durch die starke Sonneneinstrahlung weiter erhitzt.

Bereits im April hatten die Meteorologen die höchsten Temperaturen seit Beginn der Messungen registriert. Der Mai brach dann erneut alle Rekorde. Dass zwei Monate in Folge in Deutschland neue Temperaturrekorde aufstellen, war bisher ein ausgesprochen seltenes Ereignis: Dies sei in den vergangenen hundert Jahren bisher nur im November und Dezember 2015 vorgekommen, schreibt der DWD. „Wir erleben die letzten Jahre eine Häufung klimatologischer Rekorde, die sich in der Summe nur mit dem Klimawandel erklären lassen. Mit diesen Rekorden nehmen aber auch Extremereignisse zu, welche direkt oder indirekt uns alle betreffen“, sagte Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, im Juni.

Und in Zukunft erwarten Experten einen weiteren Temperaturanstieg. Nach Modellrechnungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) wird die Jahresdurchschnittstemperatur im Südwesten im Zeitraum von 2021 bis 2050 im mittleren Szenario von derzeit 8,4 Grad Celsius um etwa 1,1 auf 9,5 Grad ansteigen. In einem pessimistischeren Szenario erhöht sich die mittlere Temperatur um 1,7 Grad. Dabei wird der Temperaturanstieg im Tiefland stärker ausfallen als in den höheren Lagen der Mittelgebirge, schreiben die Experten. Der Oberrheingraben und der Rhein-Neckar-Raum werden demnach auch künftig die wärmsten Regionen im Südwesten bleiben. Aufschlussreich ist auch die Zahl der Tage, an denen es im Landesdurchschnitt 30 Grad oder noch wärmer wird. Diese könnte den Prognosen der LUBW zufolge von heute durchschnittlich vier Tagen pro Jahr um einen bis neun Tage ansteigen. Bis zum Jahr 2100 könnte der Zuwachs zwischen fünf und 28 zusätzlichen Tagen mit mindestens 30 Grad liegen – in besonders heißen Regionen könnte der Anstieg sogar noch deutlicher sein.

Die hohen Temperaturen werden von vergleichsweise geringen Niederschlägen begleitet. Baden-Württemberg kam von März bis Mai nur auf rund zwei Drittel der üblichen Regenmenge und im Juni nur auf rund die Hälfte. Die LUBW geht in ihren Modellrechnungen für die Zukunft davon aus, dass sich im Südwesten der gesamte Jahresniederschlag etwa auf dem heutigen Niveau bewegen wird. Allerdings soll sich die zeitliche Verteilung spürbar ändern. Demnach werden im Winter mehr und im Sommer dafür weniger Niederschläge fallen. Besonders im Juli und August wirke sich das nachteilig auf die Wasserbilanz und damit auch auf die Landwirtschaft aus. Insgesamt sollen die Extreme bei den Niederschlägen zunehmen. Neben längeren Phasen, in denen die Vegetation unter Trockenheit leidet, werden öfter Starkregen erwartet, die das Hochwasserrisiko erhöhen.

„Der Klimawandel mit Hitze und extremen Temperaturschwankungen wird zum Beispiel älteren Menschen sehr zu schaffen machen, und auch die Landwirtschaft wird sich umstellen müssen, um mögliche hohe Einkommensverluste zu verhindern“, sagt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Die Landesregierung unterstützt die Anpassung an die Folgen des Klimawandels mit verschiedenen Programmen. Ein Beispiel ist die Verbesserung der Hochwasservorhersage.