In Zeiten des Rechtsrucks möchte Enis Akmut das respektvolle Miteinander stärken. Am Sonntag, 16. März, gibt er als Teil des Duos Sinem und Enis zum Auftakt der Aktionswochen gegen Rassismus ein Konzert in Esslingen.
Enis Akmut ist deutscher Staatsbürger – und das seit 30 Jahren, erzählt er. Um genau zu sein, ist er inzwischen ein Stuttgarter. Als Kind sei er Mitte der 60er-Jahre aus der Türkei nach Deutschland gekommen und in einer kleinen Gemeinde nahe Nürtingen aufgewachsen – über sein genaues Alter möchte er nicht so gerne sprechen. Einen Akzent hat er nicht, Rassismus im Alltag kenne er trotzdem.
Meist seien es Vorurteile bei Erstbegegnungen. „Wenn ich meinen Namen sage, muss ich immer mit Vorbehalten rechnen“, sagt Akmut, angefangen damit, dass er seinen Namen stets mehrfach wiederholen müsse. Für ihn sei klar, dass man beispielsweise bei der Wohnungssuche benachteiligt werde, wenn man einen türkischen Namen hat. Aus diesem Grund wolle er als Gitarrist des Duos Sinem und Enis mit einem Konzert am Sonntag, 16. März, im Esslinger Kulturzentrum ein kleines Zeichen setzen.
Zahl der rassistisch motivierten Verbrechen steigt
Denn diese Vorbehalte gegen Menschen mit Migrationshintergrund ließen sich oft in Gesprächen abbauen. Mit seiner Musik versucht das Duo genau das. Das Konzert ist eine von vielen Auftaktveranstaltungen der internationalen Aktionswochen gegen Rassismus, die vom 17. bis zum 30. März andauern. Bereits zum vierten Mal tritt Akmut im Rahmen dieser Aktionswochen im Kulturzentrum auf, früher als Band Minor Circle, dieses Jahr nur noch als Duo mit der Sängerin Sinem Garnateo Weber.
Als griechisch-türkische Band sangen sie in den Vorjahren gemeinsames Liedgut beider Länder, um aufzuzeigen, dass die vermeintliche Feindschaft der zwei Nationen weniger zähle als die kulturellen Gemeinsamkeiten. Weil der griechische Teil der Band nicht dabei sein kann, werden sie in diesem Jahr nur traditionelles Liedgut auf türkisch singen. Die Kernaussage bleibt dieselbe. In den Liedern gehe es beispielsweise um historische Ereignisse wie Vertreibungen von Menschen aus ihren Dörfern und andere einschneidende Gewalttaten gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen, auf die oft Krieg folgte. Sie möchten zeigen: Die Geschichte wiederholt sich, aber das müsste nicht so sein. Die Lieder werden durch kleine Statements auch auf deutsch ergänzt und mit Bildern aus den jeweiligen Regionen verortet.
Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag gegen Rassismus sei: „Wenn man gar nichts dagegen tut, weiß ich nicht, wohin das führt“, sagt Akmut. Er mache dies auch für seine Kinder und Enkelkinder. Ein Blick in die Statistik bestätigt seine Befürchtungen: Bundesweit stieg laut Verfassungsschutz zwischen den Jahren 2022 und 2023 die Gesamtzahl der rechtsextremistischen Straf- und Gewalttaten um 22,4 Prozent auf 25 660 Delikte. Die Zahl für das vergangene Jahr wird laut Redaktionsnetzwerk Deutschland vermutlich einen neuen Höchstwert erreichen – eine endgültige Auswertung werde für Mai erwartet.
Der Rechtsruck in Deutschland habe Enis Akmut bei der Bundestagswahl schockiert – vor allem die Ergebnisse in den neuen Bundesländern. „Ich hoffe, dass es eine Trotzreaktion der Bürger ist“, sagt er. Mit dem massiven Stimmenzuwachs der in Teilen gesichert rechtsradikalen AfD befürchte Akmut eine Zunahme von Vorurteilen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund. Umso wichtiger sei es, sich zu engagieren.
Das Konzert findet am Sonntag begleitend zum jährlich stattfindenden Frühstücksbuffet – veranstaltet vom interkulturellen Forum Esslingen (ehemals ADG) – im Esslinger Kulturzentrum in der Dieselstraße 26 statt. Beginn: 11 Uhr, Karten für Erwachsene kosten 13 Euro, Familien bezahlen 31 Euro, Mitglieder des Vereins 10 Euro. Weitere Informationen auf: www.adg-esslingen.de.
Aber nicht nur in Esslingen engagieren sich Menschen gegen Rassismus: Im Kreis werden in Filderstadt, Ostfildern und Kirchheim unter Teck diverse Ausstellungen, Kurse, Aktionen für Kinder und vieles mehr angeboten.
Das Programm im Kreis
In Filderstadt findet beispielsweise am Montag,17. März, ein Frauenspaziergang statt. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr am Stadtarchiv an der Lange Straße 83 in Sielmingen. Am Tag darauf, 18. März, stellt der Arbeitskreis Asyl ab 16 Uhr seine ehrenamtliche Arbeit in der Anschlussunterkunft Humboldtstraße 9/1 in Bonlanden vor.
Ostfildern startet bereits am 16. März in die Aktionswochen mit einem eher außergewöhnlichen Mittagessen: Nach einem Gottesdienst um 11 Uhr in der Kirche St. Maria Königin Kemnat wird Arroz con Frijoles aufgetischt – ein kolumbianisches Fastenessen bestehend aus den Hauptzutaten Reis und Bohnen.
Rhythmisch wird es am 29. März im Treffpunkt Ruit ab 19. 30 Uhr beim Bollywood-Tanzabend. Die Veranstaltung kostet drei Euro, eine Anmeldung ist über den Treffpunkt Ruit erforderlich, Telefon: 0711 / 4 41 40 63.
In Kirchheim unter Teck trifft das Hip-Hop-Café auf Omas gegen Rechts. Am Mittwoch, 19. März, kann im Mehrgenerationenhaus Linde ab 18 Uhr mit den engagierten Großmüttern geplauscht und diskutiert werden.
Die vollständigen Programme gibt’s auf den Internetseiten der jeweiligen Kommunen.
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