Auch über die Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung beraten die Betreuungsvereine. Foto: dpa

Wenn ein Bürger seine eigenen Angelegenheiten nicht mehr regeln kann, ist oft eine Betreuung notwendig. Ehrenamtliche Betreuer werden von Betreuunsvereinen unterstützt und geschult. Doch diese sehen ihre Zukunft gefährdet.

Stuttgart - Die abgerissenen Klamotten einiger Pflegeheimbewohner haben Doris Bregenzer-Hellmann betroffen gemacht. Als Ehrenamtliche kam sie regelmäßig zum gemeinsamen Singen vorbei. Sie fragte nach und erfuhr, dass die Betroffenen keinen Betreuer hätten. Solange das so sei, könne das Heim keine Kleidung für sie kaufen. Das Erlebnis hat die Seniorin vor fünf Jahren motiviert, selbst Betreuerin zu werden. Sie möchte das Ehrenamt nicht missen. „Ich bekomme wahnsinnig viel zurück“, sagt Doris Bregenzer-Hellmann. Aber: Ohne Unterstützung, in ihrem Fall durch den Betreuungsverein des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF), könnte und würde sie die verantwortungsvolle Aufgabe nicht erfüllen.

„Die Betreuungsvereine bieten Unterstützung, doch sie brauchen auch Unterstützung“, sagt die SkF-Geschäftsführerin Angela Riße. Die finanzielle Situation der Vereine sei desolat – und das bundesweit, kritisiert sie. Mit ähnlich mahnenden Worten hatte vor einigen Monaten auch die Diakonie Württemberg die Unterfinanzierung der Betreuungsvereine gegeißelt. Das Problem: Die Vergütungssätze der hauptamtlichen Betreuer seien seit 2005 nicht mehr angepasst worden. Sie liegen konstant bei 44 Euro pro Stunde. „Mein Mitarbeiter kostet aber das Doppelte“, sagt Christa Reuschle, die Leiterin des Betreuungsvereins des SkF. Die hauptamtlichen Mitarbeiter seien Sozialpädagogen, ihre Aufgaben seien anspruchsvoll: Sie übernehmen nicht nur die schwierigen Betreuungen (wie von psychisch Kranken, die Hilfe ablehnen), sondern schulen und unterstützen auch die ehrenamtlichen Betreuer, allein beim SkF sind es 99. Die vier Stuttgarter Betreuungsvereine sind zudem Anlaufstelle für die Bürger, beraten über Patientenvorsorge und Bevollmächtigungen.

Qualität der Betreuungen sinkt, wenn ein Betreuuer deutlich mehr Fälle bearbeiten muss

Ohne zusätzliche kirchliche Mittel müssten sie den Betreuungsverein schließen, sagt Reuschle. Der SkF fordert eine Anhebung der Vergütungssätze um mindestens 20 Prozent. Im Koalitionsvertrag stehe die Verbesserung zwar, aber passiert sei nichts. „Wir können nicht mehr warten“, warnt Riße, die Vereine seien gefährdet. Außerdem sinke die Qualität der Betreuungen, so Riße. Wegen der Defizite gingen die Vereine dazu über, dass die Hauptamtlichen noch mehr Betreuungen übernehmen. Es bleibe weniger Zeit für die Betreuung – und für die Unterstützung der Ehrenamtlichen, warnt sie.

Der SkF beteiligt sich mit einer Veranstaltungsreihe im Haus der Katholischen Kirche an einer bundesweiten Aktionswoche. Anlass ist die schlechte finanzielle Situation der Betreuungsvereine. Inhaltlich geht es vom 13. bis 23. November vor allem um Aufklärung über Vorsorgemöglichkeiten und das Ehrenamt.

Auch vertrauliche, individuelle Gespräche sind möglich, diese aber nur mit Anmeldung unter Telefon 07 11 / 92 56 20 oder per E-Mail an betreuungsverein@skf-drs.de. Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.skf-stuttgart.de. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-zum-betreuungsrecht-nicht-alle-betreuungen-sind-erforderlich.3cbc1374-a31b-493f-bc2d-c382489b4ac6.html www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.buerokratie-bearbeitungsstau-bei-gerichten-aergert-buerger.5645ffaf-deb8-416b-b870-eba4fbe441bd.html