Für wenig Geld gibt es im Tagestreff Femmetastisch neue Kleidung Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Dass Wohnungen in Stuttgart Mangelware sind, ist mittlerweile mehr als bekannt. Besonders dramatisch gestaltet sich aber die Situation für wohnungslose Frauen.

Stuttgart - „Bei allen Einrichtungen gibt es eine Warteliste. Das ist eine Katastrophe für uns“, sagt Maria Hassemer-Kraus von der Zentralen Frauenberatung Stuttgart. Im Rahmen der Aktionswoche „Wohnst Du noch“, veranstalteten die Mitarbeiter am Mittwoch eine Innenstadtbegehung, die vor allem die Politik auf die Probleme von obdachlosen Frauen aufmerksam machen soll.

1478 wohnungslose Frauen gab es im Jahr 2013 in Stuttgart. Dies sei aber nur die Spitze des Eisberges, vermutet Hassemer-Kraus. Die Statistik erfasst nur die Frauen, die sich an Einrichtungen wie die Zentrale Frauenberatung wenden.

Der niederschwellige Zugang der Angebote für wohnungslose Frauen ist dabei besonders wichtig. Das bedeutet, dass für die Beratung keine Bedingungen gestellt werden. Dies gilt auch für die Unterbringungen. Von der Notübernachtung bis zur stationären Langzeithilfe gibt es in ganz Stuttgart verschiedene Anlaufstellen. Sie alle sollen den Frauen Schutz und Sicherheit garantieren und ein kleines Stück Privatsphäre zurückgeben.

Ihr höchstes Ziel ist es, dass die Frauen auf lange Sicht wieder allein wohnen können und auch ins Arbeitsleben wieder eingegliedert werden. Da es aber in Stuttgart nicht genug Sozialwohnungen gibt, ist das kaum möglich. „Die ganzen Projekte machen nur Sinn, wenn die Frauen auch vermittelt werden können“, sagt Hassemer-Kraus und sieht die Stadt in der Pflicht, den sozialen Wohnbau zu stärken.

Besorgniserregend ist die hohe Zahl von obdachlosen jungen Frauen. 60 Prozent aller Wohnungslosen im Alter von 18 Jahren sind weiblich. Woher diese Entwicklung kommt, können sich auch die zuständigen Stellen nicht erklären. An die Tagesstätte Femme-tastisch wenden sich Frauen zwischen 30 und 80 Jahren. Für 1,50 Euro bekommen sie hier ein Mittagessen, können duschen und sich ausruhen. Das Angebot soll den Frauen ein Stück Normalität in ihrem Leben geben.