Eine Blechlawine auf dem Schmidener Feld: Das wäre der Alltag, sollte der Nord-Ost-Ring kommen. Foto: Eva Herschmann

Geschätzt fünftausend Besucher haben sich in Fellbach-Oeffingen über den geplanten Nord-Ost-Ring übers Schmidener Feld informiert. Viele zeigten sich überrascht über die Ausmaße der 31-Meter-Trasse.

Fellbach-Oeffingen - Zuhören, anschauen, reden: Viele Bürger haben sich beim Aktionstag in Oeffingen über den geplanten Nord-Ost-Ring informiert. Von der Resonanz waren die Veranstalter – die Gewerbevereine Oeffingen, Schmiden und Fellbach, die Stadt Fellbach, Landwirte aus der Region, die Arge Nord-Ost und der Bürgerverein Zazenhausen – nahezu überwältigt. In der Ortsmitte scharten sich die Menschen um die Infotafeln und drängten sich um die Bühne mit der großen LED-Leinwand.

In Oeffingen wurde ein breites Bündnis gegen den Straßenbau geschmiedet. Bereits nach zwei Stunden hatte Joseph Michl, der Vorsitzende der Arge Nord-Ost, am Sonntag mehr als 500 Einsprüche gegen den Luftreinhalteplan der Stadt Stuttgart gesammelt, auf dem der Nord-Ost-Ring als geeignete Maßnahme auftaucht. „Ich hätte nicht ansatzweise mit so vielen Leuten gerechnet, die sich interessieren und engagieren“, sagte der erfahrene Kämpfer gegen die autobahnähnliche Straße. Auch Jörg Schiller, einer der Initiatoren vom Gewerbeverein Oeffingen, und dessen Vorsitzender Sebastian Aupperle waren mehr als zufrieden. „Es ist ein wichtiger Tag für uns gewesen, wir wollten uns der Verantwortung stellen. Wir sind nicht nur Gewerbetreibende vor Ort, sondern auch für den Ort“, sagte Aupperle, der das Bühnenprogramm moderierte.

Als Redner wechselten sich profunde Kenner der Materie ab. „Wir müssen jetzt hinstehen und erkennen, wofür der Nord-Ost-Ring steht. Er ist keine Lösung, sondern eine Verstärkung des Problems“, sagte Fellbachs früherer Oberbürgermeister Christoph Palm. Die Fellbacher seien keine Stänkerer, sondern wollten eine Lösung, die „für uns und das Remstal verträglich ist, und nicht für Lastwagen von Rotterdam bis Istanbul“. CDU-Stadtrat Paul Rothwein erinnerte daran, dass der frühere, mittlerweile verstorbene Waiblinger OB Werner Schmidt-Hieber und sein Remsecker Kollege Karl-Heinz Schlumberger die Billinger-Brücke, die eine echte Alternative sei, hintertrieben hätten. Michael Eick vom Naturschutzbund erzählte, dass er vor 25 Jahren 120 Rebhuhnpaare auf der Gemarkung gezählt habe. „Jetzt haben wir weniger als zehn Brutpaare, weil ihre Lebensräume durch Straßen zerschnitten werden.“ OB Gabriele Zull, die in Fellbachs Partnerstadt Meißen weilt, schickte eine Videobotschaft gegen den Nord-Ost-Ring. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys war da und lobte die Veranstaltung: „Die Rechnung ist voll aufgegangen, und die Leute sind aufmerksam und hören genau zu.“

Geschätzt 5000 Besucher zählt der Aktionstag

Auch Siegfried Lorek, CDU-Landtagsabgeordneter aus dem Rems-Murr-Kreis, gefiel, was er sah. „Ich finde gut, dass Fellbach nicht nur Nein sagt, sondern Alternativen aufzeigt.“ Jörg Schiller entdeckte auch den verkehrspolitischen Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion Daniel Renkonen unter den geschätzt 5000 Besuchern im Ort und entlang der Trasse. Außerdem waren einige Vertreter der Remsecker Initiative „Verein für Morgen“ da, die den Nord-Ost-Ring zwar nicht generell ablehnen, aber für naturverträglichere Varianten offen sind.