Kaum eine Demonstration hat in Stuttgart in den letzten Jahren für mehr Kontroversen gesorgt als die sogenannte „Demo für alle“, die gegen die Rechte von sexuellen Minderheiten kämpft. Im September geht es wieder los.
Stuttgart - Wenn der „Bus der Meinungsfreiheit“ am 14. September gegen 15 Uhr auf dem Stuttgarter Marktplatz einrollt, ist Aufregung in der Innenstadt programmiert. Denn das Gefährt mit dem harmlos klingenden Slogan wird vermutlich auch wieder Menschen anziehen, die bisweilen radikale Meinungen zu sexuellen Minderheiten vertreten und auch Personen mit offenkundig rechtsradikaler Gesinnung. Und wo diese sind, sind Gegendemonstranten aus dem linken und linksradikalen Spektrum nicht weit.
Die Veranstalter der Kundgebung auf dem Marktplatz sind keine Unbekannten: Seit 2015 richteten sie mehrere sogenannte „Demos für alle“ aus. Dabei zogen Themen wie eine angebliche Frühsexualisierung von Kindern durch den baden-württembergischen Bildungsplan oder die Kritik an der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen über 5000 Teilnehmer an. Immer wieder kam es dabei auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei, Demonstranten und linken Gegendemonstranten.
Die Dimension der vorangegangenen Demonstrationen wird die Kundgebung um den Bus, der bereits zum zweiten Mal durch Deutschland tourt, wohl nicht erreichen. Der Trägerverein des Aktionsbündnisses um die „Demo für alle“ hat bei der Stadtverwaltung 100 Personen angemeldet. Es könnten auch 300 Teilnehmer werden, heißt es aus dem Veranstaltungsbüro in Magdeburg. Grund für die kleinere Teilnehmerzahl sei die Art der Kundgebung: Die Aktivisten wollen vor allem Passanten unter der Überschrift „Elternrecht und Sexualerziehung in Schule und Kita“ für ihre Sache begeistern, Demonstrationsmärsche wie vor drei Jahren sind nicht geplant.
Die Polizei ist in Alarmbereitschaft
Auch eine Gegendemo auf dem Sporerplatz bei dem Kaufhaus Breuninger ist bereits in Planung. Der Veranstalter hier ist das vom Familienministerium geförderte Projekt „100 Prozent Mensch“, das sich für die gesellschaftliche Gleichstellung sexueller Minderheiten einsetzt. „Wir wollen dort auch über die Nähe des Aktionsbündnisses zur AfD und zur Identitären Bewegung aufklären“, sagt Geschäftsführer Holger Edmaier.
Tatsächlich schlossen sich der „Demo für alle“ radikale Gruppen an: Es marschierten NPD-Mitglieder oder Rechtsradikale wie Darko Tolic mit, die empfehlen, es mit Homosexuellen den „Kaisern Roms“ gleichzutun: Augustus habe sie hängen lassen, so der Vizepräsident der ultrarechten Splitterpartei A-HSP, der sich selbst auf seinem Youtube-Kanal als Kreuzritter inszeniert. Von solchen Positionen distanzieren sich die Veranstalter der „Demo für alle“ offiziell.
Dass es dennoch erneut zu Spannungen zwischen den Demonstrantengruppen kommen kann, ist auch der Stuttgarter Polizei klar. „Wir haben den 14. September im Blick“, sagt Olef Petersen, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart. Bereits im Vorfeld würden die Beamten genau prüfen, was für Personen und Gruppen sich aus beiden Lagern ankündigten. In der Vergangenheit war die Polizei immer mit mehreren Hundertschaften bei der „Demo für alle“ im Einsatz.