Die Aktion sollte Einzelschicksale wie das von Esther bewusst machen. Foto: privat

36 Granitplatten, jede mit dem Namen eines auf der Flucht gestorbenen Kindes beschriftet, suchen eine neue Bleibe. Die Gedenktafeln standen einige Zeit auf der Waiblinger Erleninsel. Wer helfen will, kann sich melden.

Waiblingen - Esther ist gerade einmal neun Monate alt geworden, Arman nur zwei Jahre. Beide Kinder sind auf der Flucht aus ihrem Heimatland gestorben und wären wohl zwei von unzähligen namenlosen Opfern geblieben, die auf dem Weg nach Europa ertrunken, erfroren oder verhungert sind – wenn nicht Andrea Ertz und Silke Goll aus Waiblingen mit einer Aktion an sie erinnert hätten.

Im Sommer 2016 haben die Frauen auf der Erleninsel in Waiblingen Granitplatten mit den Namen von insgesamt 36 auf der Flucht zu Tode gekommenen Kindern im Alter von wenigen Monaten bis zu 14 Jahren aufgestellt. „Es war nicht einfach, an die Namen von Opfern zu kommen“, sagt Andrea Ertz, „im Internet gibt es aber eine Liste, eine sogenannte ,white list’, und aus der haben wir speziell die Kinder herausgegriffen. Das war die einzige Möglichkeit, an Namen zu kommen.“

Granitplatten wurden gestiftet

Die Namen und das Alter der Kinder wurden auf Granitplatten geschrieben, die ein örtlicher Baustoffhändler gestiftet hatte. Über jeder beschrifteten Tafel drehte sich ein buntes Windrad. Passanten waren eingeladen, selbst eines mitzubringen und an der Rems zu lassen, um damit an ein verstorbenes Kind zu erinnern. Etliche Spaziergänger haben das auch getan.

Für die Granitplatten, die nach dem Ende der Aktion wieder abgebaut und zunächst eingelagert wurden, sucht Andrea Ertz neue Standorte. „Ich möchte sie in gute Hände abgeben“, sagt die Waiblingerin, „an Leute, die vielleicht ein schönes Plätzchen in ihrem Garten oder auf ihrem Stückle zur Verfügung stellen.“ Viel Platz müssen Gartenbesitzer dafür nicht einplanen – die dunklen Tafeln sind jeweils nur etwa 60 auf 20 Zentimeter groß und rund drei Kilogramm schwer, also unproblematisch zu transportieren.

Andrea Ertz hofft, dass sich genügend Menschen finden, die den toten Kindern gewissermaßen eine letzte Ruhestätte anbieten. Wer sich vorstellen kann, einen Stellplatz für eine Granittafel oder auch mehrere bereit zu stellen, der möge sich einfach unter der Telefonnummer 01 78/8 08 26 31 melden.