Die Bosch-Musikgruppen: Viele Neuerungen, gleichbleibend hohes Niveau. Foto: Peter Petsch

Es pflegt eine uralte, wiederbelebte Tradition und ist so selbst zur Traditionsveranstaltung geworden. Umso mehr fielen beim diesmaligen Quempas-Singen der Bosch-Musikgruppen zugunsten unter anderem der Aktion Weihnachten gleich mehrere Neuerungen auf.

Es pflegt eine uralte, wiederbelebte Tradition und ist so selbst zur Traditionsveranstaltung geworden. Umso mehr fielen beim diesmaligen Quempas-Singen der Bosch-Musikgruppen zugunsten unter anderem der Aktion Weihnachten gleich mehrere Neuerungen auf.

Stuttgart - Beim Quempas-Singen der Bosch-Musikgruppen war es in diesem Jahr nicht wie üblich Martin Kaleschke, der mit einem großen Orgelpfund die Ouvertüre für dieses vorweihnachtliche Konzert in der bis auf Restkarten ausverkauften Kirche bestritt. Es war das in der Vergangenheit stets auf Begleitung der oratorischen Chorwerke und Choräle beschränkte Bosch-Sinfonieorchester, das gleich zum Auftakt mit einer Orchesterbearbeitung des C-Dur Präludiums von Johann Sebastian Bach ins Rampenlicht rückte. Damit gab auch ein neues Gesicht am Dirigierpult des Orchesters seine öffentliche Konzertpremiere: Seit diesem Herbst ist Hannes Reich Chef der Bosch-Instrumentalisten als Nachfolger Ulrich Walddörfers. Das Publikum profitierte davon durch weiteren sinfonischen Mehrwert. Mit einem trotz seiner großen Besetzung straffen Concerto grosso Georg Friedrich Händels setzte sich das Orchester zur Konzertmitte nochmals allein, ganz ohne Choristen in Szene.

Dennoch ruhte letztlich die Hauptlast im Fach Dirigieren auf den Schultern des jetzt ehemaligen Orchesterleiters. Ulrich Walddörfer ist nach wie vor Boss des Bosch-Chors Stuttgart und des Philharmonischen Chors Heilbronn. Bosch-Stimmen zusammen und Mitglieder der Heilbronner bildeten wie sonst auch den rund 110 Kehlen starken Konzertchor.

Neue Vertonung von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Willy Trapp

Anders als in den Vorjahren mit Literatur von Barock bis Romantik stand diesmal ein junges Chor-Orchesterwerk im Konzertzentrum. Aber selbst wenn John Rutters Vertonung des Lobgesangs der Maria, das Magnificat, erst 1990 uraufgeführt wurde, es hat längst seinen Siegeszug um die Welt angetreten und sich einen festen Platz im Repertoire erobert. Mit seinen mannigfachen Anleihen aus amerikanischer Folklore und Popularmusik bis zur europäischen, in die Moderne reichenden ernsten Musik, erreicht das Werk ganz offenbar einen breiten Aktiven- und Publikumskreis.

In der Stiftskirche war das gemessen am Schlussapplaus nicht anders: Der Lobjubel aus dem biblischen Magnificat-Text über die frohe Botschaft ebenso wie Marias intimere, von Solosopranistin Christine Reber innig-arios vorgetragenen Seelenbekenntnisse, dazu die energischen Kraftproben der verheißenen göttlichen Potenz entfalteten ganz offenbar wirkungsvoll ihr Ansteckungspotenzial.

Auch die von Kerstin Schatz geleiteten Blechbläser des Orchesters setzten bei ihrem traditionellen Intermezzo nicht wie sonst auf Sätze alter Meister, sondern auf eine neue Vertonung von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Willy Trapp.

Bei allen Neuerungen, mit dem das Quempas-Singen 2013 unter anderem zu Gunsten der Aktion Weihnachten aufwartete, das große Ganze bewegte sich in überlieferter Form. Das Hirtenlob, den Quempas – volkstümliches Kürzel für die alte lateinische Weihnachtsweise „Quem pastores laudavere“ – intonierten aus den Kirchenecken reihum Kinder des Unterstufenchors des Waiblinger Salier-Gymnasiums. Dazu und zu vier Weihnachtschorälen durfte das Publikum mit einstimmen. Und beim großen Finale zu „O du fröhliche“ hatte dann wieder Martin Kaleschke mit den Orgel-Schlusskadenzen und dem nach Sternenglöckchengebimmel klingenden Zimbelstern-Register die Ehre der letzten, prachtvollen Töne.