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Das Stuttgarter Ballett und die John-Cranko-Schule tanzen für die 30. Benefiz-Matinee.

Stuttgart - Es ist das Jahr der Jubiläen: Bereits zum 30. Mal bescherten Tänzer des Stuttgarter Balletts und junge Talente der John-Cranko-Schule dem begeisterten Publikum im ausverkauften Opernhaus eine Ballettmatinee. Der Erlös der Veranstaltung kommt der Aktion Weihnachten zugute, die ihr 40-Jahr-Jubiläum feiert. 

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Der Nikolaus hat sich in diesem Jahr um einen Tag vertan. Bereits am gestrigen Sonntag bescherte der Mann mit dem Rauschebart den Besuchern im ausverkauften Opernhaus ein berauschendes Balletterlebnis.

Eigentlich ist es freilich nicht der Nikolaus, der die Menschen bei der vorweihnachtlichen Ballettmatinee mit einem zauberhaften Tanzprogramm beglückt. Vielmehr sind das der Intendant des Stuttgarter Balletts, Reid Anderson, sowie Tadeusz Matacz, der Direktor der John-Cranko-Schule. Bereits zum 30. Mal präsentieren ihre Einrichtungen Höhepunkte der Ballettkunst, getanzt vom Nachwuchs der John-Cranko-Schule, von den jungen Talenten der Ballettakademie, aber auch von großen Stars.

"John Crankos Stuttgarter Ballett-Wunder wirkt unter seinen Nachfolgern weiter, das ist dieser Tage besonders deutlich geworden", sagt Jörg Hamann, Ressortleiter Stuttgart und die Region der Stuttgarter Nachrichten, in seiner Begrüßung. Denn alle drei Deutschen Tanzpreise 2011 gehen nach Stuttgart: Egon Madsen erhält die Auszeichnung für sein Lebenswerk, Eric Gauthier, der nun eine eigene Kompanie im Theaterhaus leitet, bekommt den Tanzpreis Zukunft für Choreografie und Daniel Camargo für Tanz. "Wir schätzen uns glücklich, Camargo nachher in ,Don Quijote' sehen zu können", so Hamann.

Alle Künstler verzichten bei dieser Ballettmatinee zugunsten der Aktion Weihnachten unserer Zeitung auf ihre Gagen. Seit nunmehr 40 Jahren unterstützt diese Spendenaktion bedürftige Menschen sowie soziale Projekte in Stuttgart und in der Region - in diesem Jahr etwa ein Vorhaben des Kinderschutzbunds, der zusammen mit Eltern eine ehemalige Gaststätte umbauen will, um dort Betreuungsplätze für Kleinkinder anbieten zu können.

"Was einst mit Unterstützung der Grande Dame des Stuttgarter Balletts, Marcia Haydée, begann, hat sich zu einem Höhepunkt des kulturellen Lebens in der Landeshauptstadt entwickelt - welch eine wunderbare Tradition", sagte Jörg Hamann. Und so ist wohl auch der Nikolaus nur gekommen, um selbst in den Genuss der schönen Kunst zu kommen.

Während der Eckensee vor der Oper still und starr daliegt, glaubt man sich im Inneren in einen Goethe'schen Knabenmorgenblütentraum versetzt. Zu schwebenden Klängen tanzen - ganz in Weiß und Hellblau gewandet - Maria Eichwald und Marijn Rademaker Balanchines "Tschaikowsky Pas de deux" so leichtfüßig wie auf einer Frühlingswiese, deren Blumen die Tänzerin sich ins Haar gewunden hat.

Doch bereits im zweiten Stück, einem Pas de deux aus "Romeo und Julia", lässt der Frühling nicht länger sein blaues, sondern ein rotes Band flattern: Alexander Jones umwirbt und umwirbelt Hyo-Jung Kang mit einem torerohaften Tuch, das die beiden umhüllt wie ihre verzweifelte Liebe.

Vielleicht nicht Verzweiflung, zumindest aber Beunruhigung spricht aus "Tué", das der Stuttgarter Hauschoreograf Marco Goecke Prinzessin Caroline von Monaco gewidmet hat, nachdem sie im Grimaldi Forum für ihr jahrelanges Engagement für den Tanz geehrt wurde. Die gestrige Erstaufführung dieses Stücks beim Stuttgarter Ballett tanzte Katja Wünsche. Sie setzte zu zwei Chansons von Barbara die eigenwillige, völlig neue Sprache Goeckes mit den extremen, äußerst schnellen und frenetischen Bewegungen beeindruckend um.

Er wurde selbst zu einer - und hat auch eine geschaffen: "Legende" heißt die Choreografie von John Cranko, bei der Jason Reilly Sue Jin Kang sanft in immer gewagtere Höhen emporhebt. Für diese komplizierten Figuren bekommen die beiden Tänzer einen besonders großen Applaus, der sie noch einmal vor den Vorhang ruft.

Gleiches soll sich bei Elisa Badenes und Daniel Camargo wiederholen: Im Pas de deux aus "Don Quijote" macht die Mischung aus technischem Anspruch und spanischen Charakterposen den Reiz aus. Spanische Tanzstile haben die klassische Choreografie unverkennbar beeinflusst. Immer wieder zeigen Badenes und Camargo Posen und Bewegungen, die dem Flamenco oder anderen spanischen Volkstänzen entlehnt sind. Ihre rot-schwarzen Kostüme, der Hintergrund, der von illuminiertem Blau zu einem apricotfarbenen Sonnenaufgang wird, bringt den Sommer ins Opernhaus.

Dazu tragen auch die rot-weißen Blumengebinde bei, welche die württembergischen Gärtner für die Künstler gesteckt haben. Daniel Camargo reicht seines gleich weiter an seine charmante Partnerin Elisa Badenes. Wie auch die begeisterten Zuschauer, die mit dem Kauf ihrer Eintrittskarte die Aktion Weihnachten unterstützen, etwas an ihre bedürftigen Mitbürger weitergereicht haben.