Die Aktion Weihnachten hat begonnen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein älteres Ehepaar ist durch unglückliche Umstände und Krankheit in Bedrängnis geraten. Immerhin eine Wohnung ist gefunden, allerdings ist sie fast leer.

Stuttgart - Herr F. ist Schneider. Seine Oberbekleidung ist gepflegt, auf ein ordentliches Erscheinungsbild legt er Wert. Um seine Familie zu ernähren, reichte der Monatslohn in seiner mazedonischen Heimat jedoch nicht. „Was soll man mit 150 Euro anfangen“, fragt er, und beantwortet damit gleich, weshalb er nach Deutschland kam.

Notoperation und Koma

Das ist jetzt mehr als 40 Jahre her. Die Familie ließ sich in München nieder, Herr F. fand Arbeit und Auskommen, „die Kinder sprechen bayerisch“, sagt Herr F. Vor vier Jahren wendete sich das Blatt. „Beim Duschen hatte ich plötzlich sehr starke Schmerzen im Rücken“, erzählt er. Eine Notoperation war nötig, Herr F’s Aorta hatte sich komplett zugesetzt. Während des Eingriffs versagten seine Organe und die Ärzte teilten seiner Frau mit, er würde wohl nicht mehr aus dem Koma erwachen.

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Zur gleichen Zeit bekam der Sohn der Familie ein Jobangebot in Stuttgart und leitete seinen Umzug hierher in die Wege. In Panik, künftig allein in München zu sitzen, ohne Mann, ohne Familienangehörige, löste Frau F. die Münchner Wohnung auf und folgte ihrem Sohn, ihrer Schwiegertochter und den Enkeln nach Stuttgart. Drei Monate lang pendelte sie zwischen der Münchner Klinik und Stuttgart, als Herr F. unerwartet doch wieder aus dem Koma erwachte und zur Reha ans Robert-Bosch-Krankenhaus mitkommen durfte. Seit seiner Entlassung leben beide F.’s mit Kindern und Kindeskindern in einer Vier-Zimmer-Wohnung, die viel zu klein ist für alle sechs Personen. Außerdem braucht Herr F., der in Pflegestufe 3 eingestuft ist, dringend ein ordentliches Bett, denn bisher schläft das Ehepaar auf Matratzen auf dem Boden.

Zu sechst in der Vier-Zimmer-Wohnung

Seit ihrem Umzug nach Stuttgart haben sie alles, was nötig war, aus dem Familienbudget bestritten. Das ist nicht groß, denn der Sohn ist oft nur kurzfristig als Hilfsarbeiter beschäftigt. „Der wollte früher nicht lernen, der hat immer davon geträumt, dass er mal bei Bayern München Fußball spielt“, sagt der Vater. Die Verantwortung lastet auf der Schwiegertochter, die auch als Hilfsarbeiterin beschäftigt ist, aber immerhin seit Jahren einen Vollzeitjob macht.

Das Ehepaar F. möchte ihr nicht zur Last fallen und hat sich erfolgreich nach einer Wohnung umgesehen. In einem Seniorenzentrum wurden jüngst zwei Zimmer im Erdgeschoss frei. Von der Grundsicherung, die das Ehepaar wegen ihrer niedrigen Rentenansprüche aufstockend bezieht, und dem Erstausstattungsbetrag von 1300 Euro haben sie sich Kühlschrank, Herd, Waschmaschine und einige weitere wichtige Dinge gekauft. Jetzt fehlen noch neue Matratzen, Betten und Küchenschränke. Die Aktion Weihnachten hilft bei der Beschaffung.