Die Aktion Weihnachten hat begonnen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Straßenzeitung ist sein Kontakt nach draußen. Jeden Tag steht er an seinem angestammten Platz und bessert seine Rente auf. Für eine Waschmaschine reicht das freilich nicht.

Stuttgart - Fast jeden Tag steht Herr Z. vor dem kleinen SB-Markt in einem Stuttgarter Stadtteil. Zu verkaufen hat er auch jeden Tag dasselbe: eine Zeitung. Damit bessert er seine Rente auf, die hinten und vorne nicht reicht zum Leben. „Aber ich stehe auf eigenen Füßen und muss nicht beim Amt Formulare ausfüllen und mich rechtfertigen“, sagt er.

Nach Österreich geschmuggelt

In den Zweiten Weltkrieg ist er hineingeboren. Der Vater kam schließlich in Russland in Gefangenschaft, „aber wie der wieder heimkam, hat er nicht geglaubt, dass ich sein Sohn bin und hat mich in ein Waisenhaus gebracht“, erzählt Herr Z. Dort hätte ihn schließlich ein Ehepaar abgeholt „und im Rucksack nach Vorarlberg geschmuggelt“. Maurer hat er gelernt, aber mit 17 Jahren zog es ihn „in die Fremde“.

Überall habe er gearbeitet, in der Schweiz, in Italien, in Deutschland. Aber nicht überall hat er nach Erledigung des Auftrags auch eine offizielle Bescheinigung über seine Arbeitstätigkeit bekommen – oder verlangt. Als er 56 Jahre alt war und sich kaum noch rühren konnte, bekam er seinen vorerst letzten Stempel: den für die Erwerbsunfähigkeit. Seine Rente aus Österreich und Deutschland zusammen beläuft sich auf 460 Euro, mit seinen Zeitungen verdient er sich pro Exemplar 1,10 Euro hinzu. In wirklich guten Monaten kommen so noch mal 400 Euro obendrauf, bei schlechtem Wetter muss er Abstriche machen, „da verkaufe ich in der Stunde gerade mal eine Zeitung“, sagt Herr Z.

Das bereitet ihm deshalb Sorgen, weil er aus einem Rechtsstreit noch rund 10 000 Euro Schulden hat. Momentan bereitet eine Sozialarbeiterin mit ihm die Entschuldung vor. Sobald sie zustande kommt, wird er die Gläubiger mit Geld aus seinem Hinzuverdienst bedienen müssen.

Zum Fußball in die Wirtschaft

Herr Z. lässt sich nicht unterkriegen, zumal sich eines wesentlich verbessert hat für ihn: Er ist nicht mehr wohnungslos. 250 Euro, 50 Euro Strom und 50 Euro Kaution zahle er für sein zwölf Quadratmeter großes Zimmer, vor Kurzem habe der Vermieter ihm ein Waschbecken installiert.

Samstags habe er es sich zur Angewohnheit gemacht, in die nahe gelegene Gastwirtschaft zu gehen, „zum Fußballschauen, vor allem wenn mein VfB spielt“. Damit er mit sauberen Sachen unter die Leute kommt, geht er mit seiner Wäsche bislang zu einer Wäscherei. „Das ist für mich auf Dauer aber zu teuer“, meint er. Sein Vermieter würde ihm im Heizraum Platz freiräumen für eine Waschmaschine. Dafür sammelt die Aktion Weihnachten Spenden.