Kommt ihre Mama in den Himmel? Das fragt sich Ella zum Beispiel. Foto: Imago/photothek.de

Frau G. und ihr Mann haben sich vor rund drei Jahren getrennt. Er hat sich anschließend in einer Freikirche radikalisiert. Die Kinder lieben ihren Vater, aber er macht ihnen auch Angst. Vor allem die Tochter benötigt deshalb Hilfe.

Ella ist ein unsicheres Kind. Die Grundschülerin schläft immer noch bei der Mutter im Bett. Sie braucht diese Nähe. Wacht sie vor Mitternacht auf und Frau G. liegt nicht neben ihr, dann weint sie. Ihr älterer Bruder, der ebenfalls immer noch im Schlafzimmer der Mutter schläft statt im Kinderzimmer, kann Ella nicht beruhigen. Nur Frau G. kann das. „Sie braucht dann Körperkontakt“, sagt die Alleinerziehende.

Vor vier Jahren ist die Familie aus dem Ausland nach Stuttgart gezogen, weil Frau G. hier an der Universität einen Masterstudiumsplatz bekommen hatte. In Norwegen hätte sie auch studieren können, aber sie entschieden sich für Stuttgart, weil auch ihr damaliger Mann es hier leichter haben würde, Fuß zu fassen. Er arbeitete in einer Branche, für die auch diese Region bekannt ist.

Die Kinder hatten „schlimme Sachen gesehen und gehört“

Es sei das erste Mal gewesen, dass sie wegen ihr den Wohnort gewechselt hätten. Davor seien sie stets wegen ihm umgezogen. Und das oft, denn ihr Ex-Mann sei ein wechselhafter Typ. Wenn ihn eine Leidenschaft packt, dann so richtig. Der Start für die Familie ist nicht einfach gewesen, mitten in der Coronazeit, in der alle auf Abstand gegangen sind. Sie selbst war damals stark gefordert – mit dem Studium, dem Haushalt, dem Homeschooling des Sohnes. Die Kleine ging in den Kindergarten. Es kam immer wieder zu Hause zu Auseinandersetzungen. Diese gipfelten schließlich in einem „sehr schlimmen Streit“, in dessen Verlauf sie um ihre körperliche Unversehrtheit gefürchtet habe.

„Es war klar, das lässt sich nicht mehr reparieren, es war vorbei“, sagt Frau G. Zwei Anlaufstellen hätten ihr in der Folge sehr geholfen: das Fraueninformationszentrum und der Kinderschutzbund. Den suchte sie auf, weil sie sich Sorgen um ihre Kinder machte. „Sie hatten schlimme Sachen gesehen und gehört“, sagt Frau G. Sie hätten Hilfe gebraucht, um ihr Trauma aufzuarbeiten.

Die Kindergruppe zu „Scheidung und Trennung“ half der Tochter nicht

Die beiden nahmen an einer Kindergruppe zum Thema „Scheidung und Trennung“ teil. Doch Ella hat davon nicht profitiert. Das Mädchen, das eigentlich einen anderen Vornamen hat, habe sich nicht öffnen können, fiel auch der Gruppenleitung auf. Man probierte eine Einzelbegleitung, aber es verlief ähnlich. Das verängstigte Mädchen blieb sprachlos. „Ihr Verhalten lässt insgesamt auf ein Trauma schließen“, so beschreibt eine Fachkraft des Kinderschutzbund die Situation.

Ihr Ex-Mann habe sich nach der Trennung in einer christlichen Freikirche radikalisiert, berichtet Frau G. Sie glaubt, dass er sich dieser ursprünglich anschloss, um ihr weh zu tun. Auch ihre Eltern seien radikale Christen, sie habe darunter sehr gelitten und kaum Kontakt zu ihrer Familie. „Aber mein Vater ist nichts gegen ihn“, sagt Frau G. Seine obsessive Art lebe ihr Ex-Mann nun in seinem Glauben aus. Die Kinder liebten ihren Vater, den sie weiter regelmäßig sehen. Aber er ängstige sie auch, weil er so viel über den Weltuntergang spreche und von Dämonen, die unter uns weilten. Über sie selbst, die „Gottlose“, spreche ihr Ex-Mann sehr schlecht gegenüber den Kindern. Sie wiederum mache das im Gegenzug nicht, schließlich sei er ihr Vater.

Eine Beraterin arbeitet in Ellas Muttersprache mit ihr

Sie hat inzwischen aufgegeben, ihn um seine Einschätzung zu bitten, wenn es um die Kinder geht. Als ihr Sohn einmal einen Ausschlag hatte und sie ihrem Ex-Mann eine Nachricht schrieb, ob sie deshalb wohl mit dem Jungen zum Arzt gehen solle, habe er nur geantwortet, dass sie beten solle, dann werde es besser.

Der Ex-Mann glaubt, der Weltuntergang steht bevor. /HenningManninga via imago-images

Ihrem Sohn habe inzwischen eine Kunsttherapie geholfen, um die Trennung aufzuarbeiten. Und auch bei Ella hat es eine Verbesserung gegeben. Der Kinderschutzbund hat eine Beraterin aufgetan, die mit Ella in ihrer Muttersprache arbeitet. Denn nur in dieser ist sie in der Lage, über ihre Gefühle zu sprechen. Auf Deutsch gelinge das nicht, obwohl sie eigentlich sehr gut Deutsch spricht. So ganz verstehe sie das auch nicht, sagt Frau G. Die Sprache Deutsch verbinde ihre Tochter offenbar mit der Schulzeit und dem Spiel, nicht mit dem Vater oder der Familie. Ihre Muttersprache sei eine Art sicherer Raum für sie.

Aktion Weihnachten will die Beratung weiter ermöglichen

Der Kinderschutzbund hat die ersten Sitzungen finanziert. Frau G. kann die Kosten nicht übernehmen. Sie ist bonuscardberechtigt. Ihren Masterabschluss hat sie hinter sich, sie schreibt gerade ihre Doktorarbeit und arbeitet in Teilzeit auf einer kleinen Projektstelle. Der Kinderschutzbund hat sich wegen der Finanzierung der Beratung hilfesuchend an die Aktion Weihnachten gewandt. Wir wollen ermöglichen, dass Ella die Aufarbeitung fortsetzen kann.

So können Sie helfen

Konten
Sie wollen die Benefizaktion unterstützen? Die Aktion Weihnachten freut sich über jede Spende. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Wenn Ihr Name als Spender in der gedruckten Zeitung veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen. Alle Artikel zur laufenden Benefizaktion lesen Sie hier und in diesem Artikel, wie die Aktion Weihnachten arbeitet und was sie in diesem Jahr besonders fördert.

Briefmarke
Eine Sonderbriefmarke kommt in diesem Jahr der Aktion Weihnachten zugute. Die Briefmarke zeigt einen Engel aus dem Kreativatelier des bhz, einer Stuttgarter Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Die Sondermarke hat einen Wert von 1,20 Euro, wobei 40 Cent (80 + 40) als Spende der Aktion Weihnachten zugutekommen. Mit den Briefmarken lassen sich Sendungen bis 20 Gramm (Brief national/Standardbrief) verschicken. Sie sind als 10er-Bogen im Online-Shop der BW-Post erhältlich. Bezogen werden können die Briefmarken hier.

 

Spendenkonten

Aktion Weihnachten e.V.

Baden-Württembergische Bank
IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40
BIC SOLADEST600

Schwäbische Bank
IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00
BIC SCHWDESSXXX

Verein »
So können Sie helfen »
Antragstellung »
Unterstützer »
Empfänger »
Kontakt »
Datenschutzerklärung »
Impressum »