Am zweiten Adventssonntag ist es wieder soweit, dann tanzen die Stars des Stuttgarter Balletts und der Nachwuchs aus der Cranko-Schule für die Aktion Weihnachten.
Auf den Aktionsflächen der Supermärkte konkurrieren bereits seit Ende der Sommerferien Spekulatius und Lebkuchen um unsere Aufmerksamkeit. Schon viel länger geht es in den Werkstätten und Ballettsälen der Stuttgarter Staatstheater weihnachtlich zu. Bereits in der vergangenen Spielzeit begannen die Arbeiten an der Ausstattung sowie an den Tanzschritten für einen neuen Klassiker: „Der Nussknacker“ wird vom 25. November an auf dem Spielplan des Stuttgarter Balletts stehen.
Spätestens an diesem Dienstag sind auch die Fans der Ballettgala zugunsten der Aktion Weihnachten unserer Zeitung in weihnachtlicher Vorfreude und dazu passend vielleicht etwas gestresst. Dann beginnt nämlich um 10 Uhr an der Theaterkasse und am Kartentelefon der Vorverkauf für die Matinée – die Nachfrage ist meist so groß, dass die Plätze im Opernhaus nicht für alle reichen und man entsprechend schnell sein muss.
Derzeit wird auf Hochtouren am „Nussknacker“ gearbeitet
Am 4. Dezember ist es dann endlich so weit: Die Tänzerinnen und Tänzer des Stuttgarter Balletts zaubern gemeinsam mit dem Nachwuchs aus der John-Cranko-Schule Adventsstimmung auf die Bühne im Opernhaus. Das wird in diesem Jahr besonders leicht gelingen, schließlich wird „Der Nussknacker“, an dem der Choreograf Edward Clug und der Ausstatter Jürgen Rose derzeit auf Hochtouren arbeiten, auch bei der Benefizgala für die Aktion Weihnachten eine wichtige Rolle spielen. Mehrere Auszüge daraus stehen auf dem Programm.
Für Amerikaner gehört dieses Stück mit seinen tanzenden Schneeflocken auf den Ballettbühnen zur Adventszeit wie für Deutsche der Glühwein zum Weihnachtsmarkt. Tamas Detrich, als in New York geborener Intendant des Stuttgarter Balletts vielleicht auf „Nussknacker“-Entzug, macht möglich, dass man hier nun beides haben kann.
Und vielleicht sind ja auch bei diesem Ballett aller guten Dinge drei: John Cranko setzte den Stoff bereits 1966 in Stuttgart um; 40 Jahre später warf der damalige Haus-Choreograf Marco Goecke einen neuen Blick auf E. T. A. Hoffmanns Märchenvorlage und destillierte daraus eine düstere Nachtgeschichte. So richtig kindgerecht waren beide Versionen nicht, eher Coming-of-Age-Ballette, ihre Hauptfigur mehr Teenager als Töchterchen. Clug will das anders machen.
Hinreißende Tänze von hoher Qualität
Crankos Version, die als verloren gilt, konnte in ihrer Zeit zwar nicht richtig überzeugen. Aber es gibt Ausschnitte, die schon damals Begeisterung auslösten. „Im blank geputzten Pas de huit beispielsweise wird Cranko höchstem choreografischem Anspruch gerecht“, notierte ein Kritiker und lobte hinreißende Tänze von hoher Qualität mit zündendem Bewegungswitz. Just dieser Achter-Gruppe haucht der Nachwuchs aus der Cranko-Schule neues, funkelndes Leben ein. Crankos Solist Heinz Clauss hatte, als er Direktor der Schule war, diesen Pas de huit rekonstruiert.
Die Schüler tanzen zwei Uraufführungen
Weihnachtsstimmung garantiert auch die Musik zu diesem Klassiker: „Der Nussknacker“ ist Peter Tschaikowskys drittes und letztes Ballett; die Uraufführung fand im Dezember 1892 kurz vor dem Tod des Komponisten in Sankt Petersburg statt. Im Gegensatz zu Tanz und Libretto fand die Musik viel Anklang: Von der Ouvertüre über den Schneeflocken-Walzer bis zum Tanz der Zuckerfee reiht sich Ohrwurm an Ohrwurm.
Für Spannung sorgen bei der Matinée nicht nur die Begegnungen von Crankos und Clugs „Nussknacker“-Lösungen aus verschiedenen Zeiten, sondern auch zwei Uraufführungen junger Talente: Romy Danne, Schülerin der vierten Klasse, packt dem Gala-Publikum ein neues Solo auf den Gabentisch. Gleich 22 Schüler und Schülerinnen bewegt Emanuele Babici in seinem neuen Stück „La nascita di Venere“ (Die Geburt der Venus); der Absolvent der Cranko-Schule ist aktuell Eleve des Stuttgarter Balletts.
Auch ein Preisträger ist dabei
Tanzkunst für einen guten Zweck auf höchstem künstlerischen Niveau bietet die Gala – und auch offiziell preisgekrönte: Alexei Orohovsky, Schüler aus der 6. Klasse, hat im Juni eine Silbermedaille beim Wettbewerb in Helsinki gewonnen und tanzt bei der Matinée eine Variation aus „Coppélia“. Weitere moderne Soli und eine „Polka Pizzicato“ sorgen dafür, dass das Publikum nicht nur weihnachtlich gestimmt, sondern auch sinnlich und beschwingt in den zweiten Advent startet.
Ballettmatinée zugunsten der Aktion Weihnachten am 4. Dezember um 11 Uhr im Opernhaus. Karten gibt es zum Preis zwischen 8 und 57 Euro. Ihr Vorverkauf beginnt am Dienstag, 4. Oktober, um 10 Uhr im nun im Schauspielhaus befindlichen Theatershop und am Kartentelefon (07 11 / 20 20 90).