Aus Angst vorm Zahnarzt lang keine Termin vereinbart Foto: dpa-Zentralbild

Die psychische Erkrankung von Herrn P. ist dokumentiert und hindert ihn an einer regelmäßigen Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt. Aus Angst vor der Behandlung, aber auch vor Schelte, hat er Zahnarzttermine nicht wahrgenommen. Jetzt wird es teurer, als gedacht.

Stuttgart - Alles muss perfekt erledigt sein, glaubt Herr P. Die Jobsuche, das Ausfüllen von Anträgen, die Wäsche. Und gleichzeitig hat er Angst, bei irgendetwas Fehler zu machen. Das lähmt ihn in vielem, und so bleibt vieles eben liegen.

Zum Beispiel die Rechnung, die er noch bei den Stuttgarter Straßenbahnen offen hat. „Da hab ich das Stempeln vergessen, und inzwischen ist die Rechnung mit allen Mahngebühren auf inzwischen 120 Euro angewachsen“, sagt P. Oder die GEZ-Schulden, die entstanden sind, weil die Gebühreneinzugszentrale fälschlicherweise Gebühren für zwei Nutzer bei ihm eintreiben wollte, und er wieder Mal in Schockstarre fiel.

Herr P. ist seit vielen Jahren psychisch krank. Der Auslöser wird im tragischen Tod seiner Mutter vermutet. Der Mann war damals 16 Jahre alt, als sie im Frühdienst mit dem Auto ein Geländer durchbrach, einen steilen Hang hinabstürzte und dabei getötet wurde.

Für den Jungen wurde die Situation in der n Patchworkfamilie damals unerträglich, der Stiefvater prügelte ihn aus nichtigem Anlass. „Ich dachte immer, wenn ich viel lerne und keine Fehler mache, dann behandelt er mich anders“, erzählt Herr P., doch dazu ist es nie gekommen.

Der junge Mann verließ die Familie und versuchte, sich selbst durchzuschlagen. Zuerst bei der Armee, dann als Bauzeichner-Azubi. Er wurde auf offener Straße festgenommen, weil man einen gefälschten Pass und einen Verstoß gegen die Meldepflicht vermutete. Der Verdacht bestätigte sich nicht, doch seither fürchtet sich P. vor der Öffentlichkeit. Ein jahrelanger Streit mit seiner Ex-Frau um das Sorgerecht für ihr gemeinsames Kind hat ihn schier um den Verstand gebracht. Das Kind entschied sich für den Verbleib bei der Mutter, aber es besucht ihn hin und wieder.

Damit er nicht völlig aufgibt, hat ihm ein Sozialunternehmen gemeinnützige Arbeit angeboten. Er selbst glaubt, er sei voll arbeitsfähig, doch die Bescheide der Arbeitsanleiter und Psychologen sprechen eine andere Sprache. An seiner Arbeitsstelle ist aufgefallen, dass einige seiner Zähne dringend saniert werden müssen. Aus Angst vor der Behandlung und davor, dass der Zahnarzt ihm womöglich Vorwürfe wegen seines späten Kontrollbesuchs machen könnte, hat er sich keinen Termin geben lassen.

Immerhin liegt inzwischen ein Heil- und Kostenplan vor. Wegen der bereits aufgelaufenen Schulden und dem geringen Anteil, den die Krankenkassen bezahlen, kann er die Behandlung aber nicht machen lassen. Die Aktion Weihnachten hilft ihm.

Die Spendenkonten

Baden-Württembergische Bank, Kto. 234 234 0 (BLZ 600 501 01), Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, Bic SOLADEST; Schwäbische Bank, Kto. 6300 (BLZ 600 201 00), Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00, Bic SCHWDESS

Spenden sind auch online möglich unter www.aktionweihnachten.de