Die meisten Teenager haben ein Smartphone. Frau T. wollte ihrem Sohn eine Freude machen, doch das ging nicht gut aus. Foto: dpa//Tobias Hase

Frau T. glaubt, die Gedächtnisprobleme liegen daran, dass sie mit einem Wasserkopf geboren wurde. Sie hat zudem eine Rechenschwäche. Die hat sich nun wieder bemerkbar gemacht: Dass ein Handyvertrag für den Sohn kein guter „Deal“ ist, realisierte sie zu spät.

Frau T. weiß, was harte Arbeit ist. Sie war viele Jahre in Hotels im Zimmerservice im Einsatz. Ihr letzter Arbeitgeber habe nicht den Mindestlohn gezahlt, sondern pro Zimmer: „3,80 Euro für ein normales Zimmer, 4,90 Euro für die Suite“, erzählt sie. Doch 2019 sei ihr gekündigt worden. Dann kam die Pandemie mit den Hotelschließungen. „Ich bin ein Arbeitstier“, sagt Frau T. Es setze ihr zu, keine Arbeit zu haben. Sie habe ihren Frust mit Essen kompensiert und stark zugenommen. Nun nähert sie sich wieder ihrem alten Gewicht. Die Waage zeigt schon 21 Kilogramm weniger an.

Frau T. hat keinen regulären Schulabschluss. In der Schule habe sie sich schwergetan, sagt die Mitte-40-Jährige. „Was andere sich merken können, kann ich mir nicht merken“, erzählt sie. Das liege daran, dass sie mit einem Wasserkopf auf die Welt kam. Auch Mathematik habe sie nie gekonnt. Ihr Vater habe mit ihren Lernschwierigkeiten nicht umgehen können. „Er wollte ein Superkid“, sagt sie. Das war sie nicht. Er schämte sich, als die Tochter von der Regelschule auf die Sonderschule wechseln musste. Immer wieder gab es Streit. Bis es eskalierte: „Als ich 15 war, hat er mich rausgeworfen.“ Damals beschloss sie für sich: „Ich habe keinen Vater mehr.“

Ihr Gedächtnis funktioniert nicht richtig

Frau T. kam in eine Wohngruppe. Sie stabilisierte sich, absolvierte ein Vorbereitungsjahr und lernte Hauswirtschaft. Danach habe sie in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung im Bodenseeraum geputzt, wo sie aufgewachsen ist. Anschließend fing sie in Stuttgart mit den Hoteljobs an. Schließlich lernte sie den Mann ihres Sohnes kennen.

Nach fünf Jahren Beziehung habe er sie durch eine andere Frau ersetzt. Er sei wieder Vater geworden. Als auch noch Frau T.’s Mutter starb, fiel sie in ein tiefes Loch. „Ich war ganz in meiner Trauer“, sagt sie. Seit der Scheidung der Eltern hatten sich Mutter und Tochter wieder nahegestanden. Woran ihre Mutter gestorben sei? Ihr Gedächtnis versagt auch hier. „Ich kann mich nicht erinnern“, sagt Frau T. traurig.

In dieser Zeit, ihr Sohn war sechs, konnte sie nicht gut für ihn sorgen. Auf Anweisung des Jugendamts kam der Junge zum Vater. Er ist nur an den Wochenenden und in den Ferien bei Frau T. „Aber wir haben eine gute Beziehung“, betont sie. Die Stuttgarterin lebt in einer kleinen Zweizimmerwohnung, ein Zimmer davon gehört ihrem Sohn. Er ist inzwischen Teenager. Sie erfülle ihm nicht jeden Wunsch, so eine sei sie nicht. Aber als er sich ein Smartphone wünschte, fand sie das nachvollziehbar. Das erleichterte auch ihr die Kommunikation, da sich ihr Expartner oft nicht an Verabredungen halte.

Sie fängt noch vor Weihnachten in einem Pflegeheim an

Im Handyladen habe sie der Verkäufer überredet, für den Sohn einen eigenen Vertrag abzuschließen. Es hörte sich wie ein guter Deal an, entpuppte sich aber als Kostenfalle. Sie habe das – auch wegen ihrer Rechenschwäche – nicht überblickt. Den Vertrag habe sie „natürlich gekündigt“, doch so schnell komme sie da nicht raus. Sie stottert die Schulden ab und steckt jede Woche Geld in einen Umschlag. Rund 800 Euro Schulden lasten jedoch noch auf ihr.

Als „ehrgeizig“ und „zuverlässig und ehrlich“ wird Frau T. von einem Schuldnerberater der Neuen Arbeit beschrieben, wo sie an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen hat. Sie hat ein Praktikum in einem Pflegeheim absolviert und kann als Altenpflegehelferin dort einsteigen. „Ich wollte eine Arbeit haben, durch die ich vom Amt wegkomme“, sagt Frau T., die froh ist, dass es bald los geht. Die Neue Arbeit hat bei der Aktion Weihnachten beantragt, die Restschulden bei dem Mobilfunkunternehmen zu übernehmen.

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