Die Pfadfinder geben auch Linda Halt. Foto: Lg/Julia / Schramm

Weil ihre Mutter krank ist, hat sich Linda um ihre Geschwister gekümmert – bis sie selbst nicht mehr konnte. Inzwischen lebt sie in einer betreuten WG in Stuttgart. Die Aktion Weihnachten ermöglicht, dass sie sich weiter in der Heimatgemeinde engagieren kann.

Irgendwann hat Linda (Name geändert) es nicht mehr ausgehalten. Nachts konnte sie nicht mehr schlafen. Auch die Schule wurde ihr zu viel. Alles wurde zu viel. „Ich war komplett überfordert.“ Jahrelang habe sie sich um ihre jüngeren Geschwister gekümmert, weil die Mutter es wegen ihrer psychischen Erkrankung regelmäßig nicht konnte. Sie hat dafür gesorgt, dass die Jüngeren morgens aufstanden, dass sie frühstückten, ein Vesper mithatten. „Ich habe auch gekocht und die Wäsche gewaschen.“ Und ihr Vater? „Er hat sich für uns nicht interessiert, wir waren ihm eigentlich nur im Weg“, erzählt die heute 18-Jährige. Ihre Eltern seien inzwischen getrennt.

Ihre Freundinnen merkten allerdings, wie schlecht es ihr ging. Sie könne so nicht weitermachen, mahnten sie sie. Und Linda schaffte es schließlich, die Reißleine zu ziehen. Vor zwei Jahren, da war sie 16 Jahre alt, wandte sie sich ans Jugendamt in ihrer Heimatstadt – und kam anschließend ins betreute Jugendwohnen in Stuttgart. „Es war meine Entscheidung“, sagt Linda, die in der Region Stuttgart aufgewachsen ist.

Sie leitet eine Pfadfindergruppe und ist in der Kirchengemeinde aktiv

Die Coronapandemie habe sie „ein bisschen gerettet“, meint sie. Unter normalen Bedingungen hätte sie das Schuljahr wohl nicht geschafft. Wegen des Homeschoolings sei zum Glück gar nicht aufgefallen, wie viel sie in der Schule gefehlt habe. In der Wohngruppe habe sie sich stabilisiert und wieder Anschluss an die Schule gefunden. Sie musste nicht mal wiederholen, schaffte das Abitur. Danach machte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Klinik, aktuell absolviert sie ein Praktikum, ebenfalls im medizinischen Bereich. Auch ins Handwerk will sie noch schnuppern. „Elektrikerin oder Spielzeugbauerin“ könnte sie sich gut als zukünftigen Beruf vorstellen.

Aktuell lebt sie in einer sogenannten Verselbstständigungs-WG. Sie trifft ihre Betreuerin aus der Jugendhilfe zwei- bis dreimal die Woche. Die ist beeindruckt, dass Linda sich weiterhin in ihrer Heimatgemeinde sozial engagiert – auch wenn sie recht weit mit der Bahn fahren muss. Sie ist Leiterin einer Pfadfindergruppe und auch in einer Kirchengemeinde aktiv. Der Glaube sei ihr sehr wichtig. „Gerade, wenn es zu Hause schwierig war, wurde ich immer aufgefangen, da will ich jetzt auch etwas zurückgeben“, sagt sie. Sie selbst war sechs Jahre alt, als sie bei den Pfadfindern anfing. „Die Gruppe hat mir Halt gegeben.“ Nun gibt sie als Gruppenleiterin anderen Kindern Halt. Es sei spannend, die Mädchen groß werden zu sehen, sagt sie – einige der bald 13-Jährigen kennt sie schon seit fünf Jahren.

Ein Fünf-Zonen-Ticket kann sich die 18-Jährige nicht leisten

Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres hatte Linda Anspruch auf eine Fahrkarte für das VVS-Netz. Als Praktikantin steht ihr das nun nicht mehr zu, und Linda hat keinerlei Rücklagen. Sie wird von ihren Eltern nicht unterstützt. Die Aktion Weihnachten findet es gut, dass sich die 18-Jährige so engagiert. Die Benefizaktion ermöglicht ihr, weiter dreimal die Woche zu ihren Ehrenämtern in ihre Heimatstadt zu fahren. Dafür braucht sie bis zum Start des 49-Euro-Tickets ein Fünf-Zonen-Ticket, das sie sich selbst nicht leisten kann. Wir bitten Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Unterstützung.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen.