Beim Quempas-Konzert der Bosch-Musikgruppen in der Stiftskirche sind insgesamt 12 109 Euro Spendengelder für die Aktion Weihnachten unserer Zeitung zusammen gekommen.
Nach zwei Jahren Pandemie-Pause hat das Quempas-Konzert der Bosch-Musikgruppen eine glanzvolle Rückkehr in der Stiftskirche gefeiert. Auch wenn die fürs Publikum verbindliche FFP2-Maskenpflicht sichtbar macht, dass die Normalität alter Zeiten noch nicht wieder eingekehrt ist, auf die knapp 600 Besucher wartet zur Ouvertüre Vertrautes.
Die Orgel eröffnet wie all die vielen Jahre zuvor dieses Konzert, das seinen Namen einem vor Jahrhunderten entstandenen Brauch verdankt, den die Bosch-Musikgruppen lebendig halten. „Quempas“ steht als Kürzel für das alte lateinische Lied „Quem pastores laudavere“, zu deutsch „Den die Hirten lobeten sehre“, das vor hunderten von Jahren im Weihnachtsgottesdienst reihum aus den Kirchenecken gesungen wurde.
Eine originelle Duftmarke
Mit Johann Sebastian Bachs „Wachet auf“ nun gibt Organist Peter Schleicher bei seiner Quempas-Premiere zum Auftakt eine originelle Duftmarke ab. Er mischt die markanten Klänge von Glockenspiel und Röhrenglocken in diesen Orgelchoral.
Mit Michael Unger, seit 2021 als Nachfolger von Kirsten Schatz Dozent der Blechbläser des Bosch-Sinfonieorchesters, feiert ein weiterer Musiker seinen Quempas-Einstand. Nicht nur dirigiert er das Bosch-Blechbläser-Oktett bei zwei kunstvoll verschlungenen Kompositionen aus Spätrenaissance und Frühbarock. Er steht auch am Dirigierpult beim Herzstück, dem vom Unterstufenchor des Waiblinger Salier-Gymnasiums in vier Grüppchen unterteilt gegen den Uhrzeigersinn aus den Kirchenecken intonierten Quempas, in den Chor und Publikum einstimmen. Als Vertreter von Hannes Reich, Stammdirigent des Bosch-Sinfonieorchesters, steht Unger zuletzt auch am Pult beim vom Orchester allein gespielten Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli. Dieses berühmte Concerto grosso Opus 6 Nr. 8 mit seinem idyllisch sich wiegenden Vorschluss-Satz fügt sich indes in eine musikalische Gesamtdramaturgie, die Till Drömann, seit 2018 Leiter des Bosch-Chors-Stuttgart, konzipiert hat. So setzen Bosch-Choristen und Orchester mit der prachtvollen bis artistischen Magnificat-Vertonung von Antonio Vivaldi den ersten der drei großen Musik-Ankerpunkte des Abends.
Schlussepisode mit „O du fröhliche“
Diese neun Sätze umfangreiche, en bloc aufgeführte Vertonung von Marias Lobgesang aus dem Lukas-Evangelium kommt im eher Wehmut erweckenden Tongeschlecht Moll daher, ganz so wie der zweite Ankerpunkt, das erwähnte Corelli-Konzert.
Den Schlusspunkt zu diesem Moll-Duo setzen wieder Chor und Orchester unter Drömanns Leitung mit dem letzten von drei Großwerken dieses Quempas-Abends: Vivaldis Credo wendet den Moll-Einschlag mit seinem G-Dur ins Optimistische. Woran sich nahtlos die Schlussepisode anknüpft mit dem von Chören und Publikum angestimmten, von Orgel und Orchester begleiteten „O du fröhliche“.
Die Fakten verbreiten Zuversicht
Diese übergreifende Bewegung von wehmutsumflortem Moll nach strahlendem Dur, die diesem ersten Quempas-Abend seit Covid mit etlichen knapperen Werken seine große musikarchitektonische Linie verleiht, sie soll nach Willen von Till Drömann Zuversicht musikalisieren. Zuversicht verbreiten aber allein einige Fakten. Mit 50 Stimmen ist der Bosch-Chor zwar etwas verschlankt seit dem letzten Quempas 2019, präsentiert sich dafür aber agiler, was sich bestens zu Vivaldi fügt. Sopranistin Christine Reber, Altistin Julia Werner, Tenor Philipp Nicklaus und Bosch-Eigengewächs Joachim Kunz in den Basspartien erweisen sich als stilistisch konsistentes Quartett. Durch Einreihung in den Chor und damit hinterm Orchester sticht ihre Solorolle derweil nicht ganz so prägnant heraus wie bei üblicher Positionierung an der Bühnenfront, die Altistin fällt für einen kurzen Vivaldi-Moment denn auch auffällig zart aus.
12 109 Euro für die gute Sache
Ein frohes Fazit zur Quempas-Rückkehr zieht letztlich Ilka Weinbrenner. „Wir freuen uns, dass es nach zwei Jahren Coronapause so gut gelaufen ist“, sagt die Bosch-Verantwortliche für Kultur und Freizeit. Die Freude darf sich die Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten teilen. 12 109 Euro gehen aus dem Quempas-Konzert an sie, fast wie in alten Zeiten. 2019 waren es 12 434 Euro.