Die Aktion Weihnachten startet – da darf die Aktion Holzmännle nicht fehlen, wobei diesmal nicht Männle, sondern Schafe verkauft werden. Wie immer für den guten Zweck
„Die Schafherde kann im Kreativatelier abgeholt werden.“ Ein ungewöhnlicher Satz, aber was ist schon gewöhnlich in der kleinen kunterbunten Welt des Kreativateliers der Behinderteneinrichtung BHZ in der Dornbirner Straße in Feuerbach. Die Werkstatt, die gewiss zu den einladendsten in Stuttgart zählt, und diese Woche Besuch von dem amerikanischen Popart-Künstler Ed Heck erhielt, steckt voller ungewöhnlicher Sätze: „Mache eine Menge Nickerchen“, steht über einer Tür gepinselt. Oder: „Glaube an Zauberei“, „Kichere mit Kindern“, „Schaukel so hoch du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht“. Diese und andere Empfehlungen für ein fröhliches Leben stammen aus einem Gedicht von Joseph Beuys.
Am Montag startet der Verkauf
„Hole eine Schafherde ab“, würde dazu passen. Urheber ist in diesem Fall aber nicht Beuys, sondern der künstlerisch begabte BHZ-Werkstattleiter Jürgen Krist. In den vergangenen Wochen haben er und sein Kreativteam mehr als 200 Holzschafe gesägt, geschliffen, grundiert, bemalt und mit Filzohren versehen: die farbenfröhlichste Schafherde, die Stuttgart je gesehen hat. Abholbereit lagerte sie bis Mittwoch in großen Kartons im Kreativatelier. Jetzt ist die Herde, begleitet von einigen Holz-Hirten, in unserer Redaktion angekommen und wartet darauf, dass die Aktion Weihnachten startet. Dann nämlich stehen die für unsere Benefizaktion eigens ausgedachten und angefertigten Holzschafe zum Verkauf. In den vergangenen Jahren wurden via Zeitung bereits Engel, Könige, Krippen und Hirten für den guten Zweck angeboten. Jetzt also die Schafe! Der Erlös fließt je zur Hälfte an das BHZ und an die Aktion Weihnachten. Am Montag geht’s (gut sichtbar in der Zeitung) los. Bis Heiligabend sollten alle Schäflein einen Stall gefunden haben. Passend zum Thema Herde antworten dann täglich auch Stuttgarter Persönlichkeiten auf unsere diesjährige Adventsfrage: Was hält uns zusammen?
Die Schafe sind bewusst nicht einfarbig, sondern bunt
Jürgen Krist, der kreative Kopf des Kreativateliers, betrachtet die Schafe aus einem individuellen Blickwinkel. Nicht das Herdentier steht bei ihm im Vordergrund, sondern „das Schaf, das aus der Reihe tanzt und auch mal unbequem ist“. Passend dazu sind seine aus Baudielen hergestellten Schafe nicht eintönig oder einfarbig, sondern so knallbunt wie das Leben. „Sein können, wie man ist“, so lautet ein Grundsatz des BHZ, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag gefeiert hat. Ein Bekenntnis zur Vielfalt. Joseph Beuys hätte es nicht schöner formulieren können.