Über Farben kann man seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Foto: Ulrich /Stolte

Acht Mädchen und junge Frauen leben in einer Wohngruppe der Evangelischen Gesellschaft. Warum sie sich für einige von ihnen Kunsttherapie wünscht, erklärt eine Sozialpädagogin aus der Einrichtung.

Stuttgart - Jasmin (Name geändert) musste immer die Starke sein zu Hause. Wenn der Vater mal wieder auf sie und ihre Geschwister losging, versuchte sie, seine Angriffe abzufedern. Dass es ihr auch schlecht geht, hat sie nicht gelernt zu zeigen. Und es falle ihr bis heute schwer, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das berichtet Lisa Buschkühl, eine der Sozialpädagoginnen aus der Wohngruppe, in der Jasmin nun seit rund zwei Jahren lebt. Weil sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat. Auch wenn der drogenabhängige Vater inzwischen ausgezogen ist.

Lisa Buschkühl macht sich Sorgen um die Jugendliche. Ihre gehe es psychisch sehr schlecht, in den vergangenen Wochen habe sich die Lage noch mal zugespitzt. Es falle ihr schwer, morgens aufzustehen, zur Schule zu gehen, nachts zu schlafen. Sie ist schon erwischt worden, weil sie sich mit Alkohol oder Cannabis betäubt hat, um nichts zu fühlen. Drogen sind eigentlich tabu in der Einrichtung.

Manchmal leben Vater oder Mutter nicht mehr

Jasmin habe eingesehen, dass es so nicht mehr weitergeht. Sie hat eingewilligt, sich helfen zu lassen. Sie wird in stationäre Therapie gehen, was sie zuvor verweigert hatte. Um die Zwischenzeit bis dahin zu überbrücken, wünscht sich die Evangelische Gesellschaft (Eva), dass ein Kunsttherapeut mit dem Mädchen arbeiten kann. Und dass er auch anderen aus der Wohngruppe Einzel- oder Gruppentherapie anbieten kann.

In der Einrichtung leben bis zu acht Mädchen und junge Frauen zwischen zwölf und 21 Jahren in einem Haushalt. Die Älteste aktuell sei sogar nur 16 Jahre alt, so Buschkühl. Die acht Mädchen eint, dass sie nicht zu Hause leben können – aus unterschiedlichen Gründen. Bei einem Teil sind die Eltern einverstanden gewesen mit der Inobhutnahme durch das Jugendamt, bei einem Teil nicht. Und manchmal leben Mutter oder Vater schon nicht mehr. Den meisten falle es schwer, Vertrauen zu fassen, sich zu öffnen, berichtet Buschkühl. Viele seien Opfer sexuellen Missbrauchs.

Die Mädchen sind sehr kreativ

Sie fänden nur schwer Worte für das, was sie erlebt hätten. Da sei die Kunsttherapie eine sehr gute Möglichkeit, den Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das gelte auch für ein Mädchen, für das Deutsch nur die zweite Fremdsprache ist. Ihr falle es auch leichter, über Bilder zu sprechen. Buschkühl glaubt entsprechend, dass das Angebot gut angenommen würde. „Unsere Mädchen sind sehr kreativ, auch begabt.“ Kunsttherapie wird allerdings in den allermeisten Fällen nicht von der Krankenkasse übernommen. Deshalb hat die Eva bei der Aktion Weihnachten einen Antrag gestellt. Die Spendenaktion will die Kunsttherapie für die belasteten Mädchen ermöglichen.

So können Sie helfen:

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00.