Herr K. ist jung dem Heroin verfallen. Foto: dpa/Boris Roessler

H err K. war lange drogensüchtig. Um nicht wieder „auf dumme Gedanken“ zu kommen, will er so viel wie möglich in Bewegung bleiben.

Stuttgart - Seine Mutter nennt Herr K. nur „meine Erzeugerin“. Die ersten zwei Lebensjahre verbrachte er beim Vater, der sich um seine vier Kinder kümmerte. Zumindest, bis er ins Gefängnis musste. Die Geschwister landeten in verschiedenen Heimen. Seine Mutter habe sie nicht bei sich gewollt. „Sie wusste, wo wir waren, aber der Alkohol war ihr immer wichtiger als wir“, sagt Herr K. Es fand sich auch keine Pflegefamilie. So erlebte er als Kind nie echte Geborgenheit.

Zum Vater sollte er immerhin später wieder eine Verbindung aufbauen. Als er schon Teenager war, rief er gemeinsam mit einer Schwester, die in der gleichen Einrichtung wie er lebte, die Auskunft an. Sie nannten Wohnort und Namen ihres Vaters. Der reagierte positiv auf die Kontaktaufnahme. Von da an durften sie am Wochenende zu ihm nach Stuttgart. Der Vater habe zwei Matratzen besorgt, die Betten seien immer gemacht gewesen, wenn sie kamen. Das gefiel ihm. Auch für Essen war gesorgt. Um das kaufen zu können, habe der Vater sogar auf sein Suchtmittel verzichtet: Auch er war Alkoholiker. „Aber wir waren ihm wichtiger.“ Sie seien dann im Gegenzug „Alkohol klauen gegangen für den Vater“. Schließlich brauchte er den ja doch. „Bleib dir selbst treu, respektiere dich selbst“ – das habe ihm sein Vater mitgegeben, sagt Herr K.

Dann ist aus Spaß Ernst geworden

Der heute 38-Jährige blickt auf ein von Sucht geprägtes Leben zurück. Mit 14 habe er das erste Mal gekifft, mit 15 Heroin probiert. Das Leben war freudlos, das wollte er ändern. Drei Jahre später war aus Spaß jedoch Ernst geworden. Mit „Ach und Krach“ habe er seine Ausbildung zum Verkäufer im Einzelhandel geschafft. Das habe er seinem damaligen Berufsschullehrer zu verdanken. „Der hat an mich geglaubt“, sagt Herr K. Eine weitere Person kann er nicht nennen, bei der das in seinem weiteren Leben so war.

Seine Sucht hat ihn an viele Orte geführt. Er war länger wohnungslos und hat viele Vertraute an die Droge verloren, darunter seinen einzigen Jugendfreund. Selbst hat er mehrere Entzüge hinter sich. Seit vier Jahren ist er zurück in Stuttgart, lebt in einer Einrichtung für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Er ist so lange clean wie noch nie. Um nicht wieder verführt zu werden, bleibt er aber sicherheitshalber für sich.

Körperliche Aktivität, um abschalten zu können

Körperlich gehe es ihm ganz gut („ich habe keine Abszesse“, „alle Körperteile sind noch dran“). Dennoch fragt er sich, wie viel Zeit ihm wohl noch bleibt angesichts seiner Vergangenheit. Er weiß, dass er etwas für seine Gesundheit tun muss und dafür, clean zu bleiben. Bewegung hilft ihm abzuschalten. Er spielt manchmal alleine gegen eine Wand Fußball. Am meisten wünscht er sich ein günstiges Fahrrad. „Ich würde gerne mal rausfahren aus Stuttgart, einmal drum rumfahren“, sagt er. Auch sein Sozialarbeiter glaubt, dass ihm die Aktivität gut tun würde. Die Aktion Weihnachten will ihm den Kauf des Fahrrads ermöglichen.