Auch Frau M. ist Opfer häuslicher Gewalt. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Frau M. ist Opfer häuslicher Gewalt. Sie ist vor ihren ältesten Söhnen zuerst ins Frauenhaus und dann in den Süden Deutschlands geflohen. Auch, um ihr jüngstes Kind vor dem Einfluss der Brüder zu schützen.

Region Stuttgart - Sie könne endlich wieder atmen, sagt Frau M. Ängste plagen die 47-jährige Alleinerziehende immer noch, aber das ständige Gefühl von Panik ist weg. Es hilft, dass einige Hundert Kilometer zwischen ihr und ihren Peinigern liegen. Und dass diese nicht wissen, wo sie lebt. Die Rede ist von ihren erwachsenen Söhnen. „Ich verstehe nicht, warum sie auf mich losgegangen sind“, sagt Frau M., eine schüchterne Frau. Sie spricht mit leiser Stimme über ihr Leid.

„Es war viel Gewalt bei uns zu Hause“, sagt Frau M., die im Alter von 18 den ersten Sohn gebar. Sie sei schon von ihrem Mann geschlagen worden. Wenn das Essen zu spät auf dem Tisch stand. Wenn es „das Falsche“ gab. Oder einfach so. Sie war das Hauptopfer. Doch seine älteren Söhne habe er auch geschlagen.

Nach dem Tod ihres Mannes war Frau M. ihren Söhnen ausgeliefert

„Sie hatten Angst vor ihm“, sagt Frau M., die seit rund einem Jahr unter neuem Namen in der Region Stuttgart lebt. Wobei er sie zuletzt beschützt habe, als die Älteren aggressiver wurden. „Er hat sich dazwischen gestellt.“ Im März 2017 starb er an einem Herzinfarkt, im Alter von 57 Jahren. Von da an war sie den beiden ausgeliefert.

Der älteste Sohn war nach dem Tod des Vaters wieder zu Hause eingezogen, obwohl er schon Mitte 20 war. Er war auf die schiefe Bahn geraten. Sie weiß nicht, welche Drogen er nahm. Sie weiß nur, dass es Drogen waren, die aggressiv machen. Auch vor ihrem mittleren Sohn bekam sie zunehmend Angst. Er sei psychisch krank, bei ihm wurde Schizophrenie diagnostiziert. Die Stimmen in seinem Kopf ließen ihn ausrasten. Sein Hass richtete sich dann gegen sie, die Mutter.

Sie fürchtete, dass jemand ihre neue Adresse verraten könnte

Frau M. hielt das länger aus, als ihr gut tat. Schließlich wusste sie sich aber nicht anders zu helfen, als mit dem Jüngsten ins Frauenhaus zu fliehen. Aus Selbstschutz und um ihn zu schützen. Er ist heute im Teenageralter und sei vom Typ ganz anders als die Älteren, sagt Frau M. Es gehe ihm ganz gut hier im Süden, aber er vermisse seine Freunde.

Im Frauenhaus wohnten Frau M. und ihr Sohn sechs Monate. Danach ging es in einen Wohnturm in den sechsten Stock. An jeder Straßenecke habe sie befürchtet, ihren Söhnen, einem Verwandten oder Bekannten zu begegnen. Erst der Umzug nach Süddeutschland brachte ihr etwas Erleichterung.

Die neue Bleibe ist feucht

Mit ihrer Sachbearbeiterin aus dem Gemeindepsychiatrischen Zentrum und dem Jobcenter ist sie im Austausch, wie sie wieder im Berufsleben Fuß fassen könnte. „Ich wünsche mir Struktur“, sagt Frau M., die neben Ängsten an Depressionen leidet – und die Geldsorgen hat. Ihr Sohn und sie leben gemeinsam von nur 355 Euro, weil Frau M. jeden Monat Schulden abbezahlen muss: 965 Euro stehen noch beim Jobcenter, 1305 Euro beim Frauenhaus aus. Das Frauenhaus hatte ihr Geld für Renovierungskosten vorgestreckt. Auch aktuell ist sie wieder im Großraum Stuttgart auf Wohnungssuche. Ihre jetzige Bleibe ist feucht. Dort können die beiden nicht bleiben. Das GPZ hat bei der Aktion Weihnachten beantragt, die Restschulden zu übernehmen. Wir würden den Wunsch gerne erfüllen, damit Frau M. unbelasteter ins neue Jahr starten kann.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen leider nicht annehmen.