Auch vor dem Gang in den Supermarkt hatte der Sohn Angst. Jetzt schafft er es, ohne Begleitung für die Familie einkaufen zu gehen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der junge Mann kümmert sich um seine chronisch kranke, ehemals drogenabhängige Mutter. Selbst rührt er nicht mal Alkohol an. Er litt lange an sozialen Ängsten. Das hielt ihn auch vom Gang zum Zahnarzt zurück. Ein Fall für die Aktion Weihnachten.

Stuttgart - Vor zwei Jahren wäre es für Daniel W. (Name geändert) noch nicht möglich gewesen, mit jemandem von der Zeitung zu sprechen. „Das hätte ich nicht geschafft“, sagt der Anfang 20-Jährige. Da hat er noch zu sehr unter starken sozialen Ängsten gelitten, traute sich ohne die Begleitung seiner Schwester oder seiner Mutter kaum nach draußen. Woher die Ängste kamen, die ihn nach seinem Schulabschluss überfielen? Der Schluss liegt nahe, dass es mit einer traumatischen Erfahrung zu tun haben könnte.

Seine Mutter, die früher drogenabhängig gewesen ist, kam in Haft, als er noch ein kleines Kind war – für ihn selbst kam die Festnahme völlig überraschend. Fünf Jahre dauerte die Trennung, die sie dennoch nicht auseinandergebracht hat. Im Gegenteil, die Bindung ist sehr eng. Daniel W. kann sich gerade nicht vorstellen, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen, auch wenn seine Mutter ihm sagt, er solle mehr an sich denken und weniger an sie. „Familie ist das Wichtigste“, findet er.

Arbeitet als Bote für eine Apotheke

Daniel W. und seine ein Jahr ältere Schwester kümmern sich um ihre Mutter, beide leben noch zu Hause. Als Folge der früheren Drogensucht ist die Mitte 50-Jährige chronisch krank. „Es ist schlimmer geworden“, sagt Daniel W. Er macht sich Sorgen, weil sie körperlich so abgebaut hat. Nur zum Substitutionsarzt begleitet er sie nicht. Er will mit der Szene nicht in Kontakt kommen, trinkt selbst noch nicht einmal Alkohol.

„Er ist ein ganz toller, liebenswerter Mensch, das Gegenteil von einem Draufgänger“ und „sehr bescheiden“, so beschreibt ihn Uwe Volkert, der Seelsorger für aids- und drogenkranke Menschen und deren Angehörige vom Verein Die Brücke, der die Familie schon länger kennt. Auch Uwe Volkert freut sich, dass Daniel W. sich mehr zuzutrauen beginnt. Wie das Einkaufen alleine für die Familie im Supermarkt. Auch sein Minijob gibt ihm Selbstvertrauen. Er arbeitet inzwischen als Bote für eine Apotheke, stockt mit dem Zuverdienst die Leistungen vom Jobcenter auf. Weil er keinen Führerschein hat, ist er mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß unterwegs. In der Apotheke ist man wegen seiner Zuverlässigkeit sehr zufrieden mit ihm. Und ihm tut der Job gut. Nur die vielen Kontakte, die er jetzt hat, machen ihm Sorge. Nicht dass er Corona mit nach Hause bringt zur kranken Mutter. Immerhin, sie ist dreifach geimpft. Am liebsten würde Daniel W. im Rettungsdienst arbeiten, ein Praktikum dort hat ihm sehr gefallen. Der Bewerbungsprozess läuft.

Zwei Wurzelbehandlungen waren nötig

Was ihn belastet, ist eine höhere Rechnung vom Zahnarzt. Als ihn seine Ängste noch im Griff hatten, ist er trotz Zahnschmerzen nicht hingegangen. Schließlich hat ihn seine Mutter zum ersten Termin begleitet, als er es nicht mehr aushielt. „Die Folgetermine habe ich dann alleine geschafft.“ Zwei Wurzelbehandlungen und zwei Kronen waren nötig, auch die Weisheitszähne mussten ihm gezogen werden. Endlich ist er damit durch. Nur den Eigenanteil der Rechnung kann er nicht bezahlen. Die Aktion Weihnachten will helfen.

So können Sie spenden

Konten
Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00.