Bei manchen Schülern kommt zur Seh- noch eine Hörbehinderung dazu. Foto: Nikolauspflege/Zeyen

Die Tilly-Lahnstein-Schule wünscht sich eine Soundfieldanlage. Der Hintergrund: Bei einem Teil der Schüler ist nicht nur das Sehen, sondern auch das Hören beeinträchtigt. Den Unterricht würde solch eine Anlage sehr erleichtern, wie ein Besuch vor Ort zeigt.

Stuttgart - Der junge hält das Gesicht dicht an den Bildschirm. Die Buchstaben einer Stellenanzeige, die er bearbeiten soll, hat er groß gezogen – und liest konzentriert. Wegen seiner Sehbehinderung ist der 18-Jährige in der Tilly-Lahnstein-Schule, einer beruflichen Schule der Nikolauspflege für Blinde und Sehbehinderte. Doch er hat nicht nur mit dem Sehen Probleme, er hört auch noch schlecht. Und damit ist er nicht alleine.

Gar nicht so wenige der insgesamt rund 200 Schülerinnen und Schüler hätten zusätzlich zu ihrer Seh- auch noch eine Hörbeeinträchtigung, berichtet der Schulleiter Henning Müller. Der Anteil habe in den vergangenen Jahren zugenommen. So kam bei ihnen die Frage auf: Wie kann man diesen Schülerinnen und Schülern ihren fordernden Alltag erleichtern?

Keine Sonderrollen mehr

„Kommt eine zusätzliche Beeinträchtigung dazu, multipliziert sich das in der Auswirkung“, erläutert Müller. Gerade, wenn es sich um eine weitere Sinnesbeeinträchtigung handelt, die eigentlich sogar zum Ausgleich gebraucht würde.

Die Nikolauspflege hat sich deshalb an die Aktion Weihnachten gewandt. Sie würde gerne eine sogenannte Soundfieldanlage anschaffen, damit die Schüler mit zusätzlicher Hörbeeinträchtigung die Chance bekommen, dem Unterricht leichter zu folgen. Die Anlage würde Hintergrundgeräusche im Klassenzimmer reduzieren, die Stimme der Lehrkraft und der sprechenden Mitschüler verstärken. Jeder hätte ein Richtmikrofon, so dass es keine Sonderrollen mehr gäbe. Von der Anlage würden laut Müller aber auch gut hörende Schülerinnen und Schüler profitieren. Zum Beispiel solche, die aufgrund ihrer Behinderung undeutlich sprechen. Sie würden ebenfalls von allen besser verstanden.

Aktuelle Lösung sehr umständlich

Die Lehrerin Selin Fischer glaubt, dass solch eine Anlage den Unterricht „sehr erleichtern“ würde. In ihre Klassen haben zwei von sechs Schülerinnen und Schüler eine Hörbeeinträchtigung. Die aktuelle Lösung sei „sehr umständlich“. Derzeit nutzt die Klasse ein System mit einem (!) Mikrofon zum Umhängen. Dieses wechselt immer von Person zu Person – wer etwas sagen will, bekommt es. Eigentlich müsste das Klassenmikrofon vor jedem Wechsel sogar desinfiziert werden. Dass das nervt, kann man sich vorstellen. „Es stört das Unterrichtsgespräch, es gibt jedes Mal eine Verzögerung im Gesprächsablauf“, sagt Selin Fischer.

Noch ein Problem: Der Schüler mit Hörbeeinträchtigung muss ein Empfangsgerät um den Hals tragen. Für manche ein Stigma. In dem Alter gelte es als uncool, eine Behinderung zu haben, sagt Müller. Immer wieder komme es vor, dass das Empfangsgerät „vergessen“ werde – auch wenn die Konsequenz ist, dem Unterricht schlecht folgen zu können. Genau das ist auch bei einem Schüler aus Selin Fischers Klasse ein Problem. Wo denn sein Gerät sei, will Schulleiter Müller von dem Jugendlichen an unserem Besuchstag wissen: „Das schläft gerade“, antwortet der Schüler und lächelt. Mit der neuen Anlage, so Müller, fiele „ein Konfliktthema weg“, wenn Hilfsmittel verweigert würden.

Hilfsmittel werden oft in geringer Stückzahl produziert

Hilfsmittel für Sehbehinderte sind sehr teuer. Spezielle Tastaturen mit Brailleschrift werden nur in geringer Stückzahl produziert. Deshalb hat die Schule keine Mittel übrig, um Anschaffungen wie die Soundfieldanlage aus dem eigenen Budget zu stemmen. Die Aktion Weihnachten will der Schule den Kauf ermöglichen.

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