Die Erzieher-Ampel aus der Küche: Was bei Rot steht, darf niemand tun. Gelb kann vorkommen. Was bei Grün steht, dürfen Betreuer, auch wenn es den Kindern nicht gefällt. Foto: Volland

Wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr bei ihren Eltern wohnen können oder dürfen, kommen sie zum Beispiel in die Wohngruppe von St. Josef in Stuttgart. Manche wohnen viele Jahre hier. Die Küche ist der Haupttreffpunkt. Sie soll schöner werden.

Stuttgart - Zehn Mädchen und Jungen zwischen zehn und 19 Jahren leben in der Wohngruppe von St. Josef in einem Stuttgarter Innenstadtbezirk zusammen, ausgelegt ist diese für Sechs- bis 21-Jährige. „Sie können, wollen oder dürfen nicht mehr zu Hause wohnen“, sagt die Wohngruppenleiterin Almuth Hirt. Ihre Schützlinge kommen zum Beispiel in die Wohngruppe, weil die Mutter oder der Vater sucht- oder schwer psychisch krank ist, weil sie misshandelt oder vernachlässigt wurden. Bei den meisten seien die Eltern damit einverstanden, dass ihre Kinder nicht mehr bei ihnen wohnen. „Wir legen viel Wert auf die Elternarbeit, die Rückführung ist im Normalfall das Ziel“, sagt Hirt. Aber es gebe auch Kinder, „die werden hier groß“.

Wie bei einem Geschwisterpaar, das hier neun Jahre lang eine Ersatzfamilie gefunden hat – und nicht zur Mutter zurückkehren konnte. Die wollte sich kümmern, doch schaffte es nicht. Vom Verhalten her sei die Mutter selbst wie ein Kind gewesen, berichtet Hirt. „Aber wir haben auch Kinder hier, bei denen ist das eine Durchgangsstation“, betont sie. Auch eine Aufnahme für wenige Wochen kam schon vor, weil eine Alleinerziehende ins Krankenhaus musste.

Die Arbeit sei sehr sinnstiftend, so die Leiterin der Wohngruppe

Almuth Hirt, die nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin Soziale Arbeit studiert hat, arbeitet schon im achten Jahr in der Wohngruppe – vergleichsweise lang. Die Arbeit ist fordernd. Jedes Kind, jeder Jugendliche bringe sein Päckchen mit, sagt sie. Manche weisen selbstverletzendes Verhalten auf. Manche sind aggressiv. Manchen wurden zu Hause nie Grenzen gesetzt – sie verstehen nicht, wenn sie abends ihr Smartphone abgeben müssen, und lernen zum ersten Mal, im Haushalt mitzuhelfen.

Es ist ein Erfolg, wenn die Kinder und Jugendlichen ihren Platz im Leben finden und sie „aus den Ausgangsbedingungen das Beste machen“, wie Hirt sagt. Auch nach dem Auszug reißen die Verbindungen nicht ab. Ein ehemaliger Bewohner hat gerade erst eine E-Mail mit Bildern seiner neuen Wohnung geschickt und stolz von seinem abgeschlossenen Studium berichtet. „Viele kommen uns über Jahre immer wieder besuchen“, erzählt die Wohngruppenleiterin, die ihre Arbeit als „sehr sinnstiftend“ erlebt.

Tisch ist zu klein für alle zusammen

In der Küche hängt eine Ampel der Verhaltensweisen der Erzieher. Was bei Rot steht, darf niemand tun, auch kein Erzieher: wie beleidigen, schlagen, sexuellen Kontakt suchen. „Gelb“ kann vorkommen: wie, dass Erzieher unaufgefordert ins Zimmer gehen. Was bei Grün steht, dürfen Erzieher: unter anderen Alkoholkonsum verbieten.

Die Küche, die ans Erzieherbüro angrenzt, sei der Haupttreffpunkt. „Hier wird gegessen und gespielt“, sagt Hirt. Ihnen sei „eine Wohlfühlatmosphäre“ wichtig. Allerdings sieht man der Küche an, dass sie viel genutzt wird. Der Tisch ist zudem zu klein für alle zusammen. Die Wohngruppe hat deshalb bei der Aktion Weihnachten Geld für einen neuen Tisch, Sitzpolster für die Stühle, Farbe zum Streichen, Geschirr, eine große Pinnwand und etwas Dekoration beantragt. Gemeinsam mit den jungen Bewohnern wollen die Erzieher die Küche verschönern. „Was sie selbst mitgestalten, wird auch besser behandelt und wertgeschätzt“, sagt Hirt. Die Aktion Weihnachten will dabei helfen.

So können Sie spenden:

Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00.