Die Arbeit als Lkw-Fahrer gefällt Herrn B. – er ist in der Ausbildung. Foto: dpa/Arnulf Stoffel

Herr B. hatte Probleme in der Schule, wurde nach dem Hauptschulabschluss obdachlos. Er galt als schwieriger Fall. Doch dann hat er sich berappelt. „Er hat den Strohhalm ergriffen“, sagt seine Sozialarbeiterin stolz.

Stuttgart - Das Leben von Herrn B. hätte eine ganz andere Wendung nehmen können. Es ist nicht lange her, da drohte er abzurutschen. Ohne festen Wohnsitz, ohne Arbeit, ohne Geld, scheinbar ohne Perspektive. Andere trösten sich dann mit etwas, das ihnen eigentlich nicht gut tut: Drogen oder Alkohol. „Er hat zum Glück nie etwas genommen und keine Sucht entwickelt“, sagt die Sozialarbeiterin von Herrn B., Ursula Tomuschat, von der Evangelischen Gesellschaft (Eva). Der 25-Jährige ist ihr ans Herz gewachsen in den vergangenen Jahren, das merkt man. Er selbst ist gerade unterwegs – irgendwo auf Deutschlands Straßen.

Herr B. hat vor einem Jahr eine Ausbildung angefangen, die „genau sein Ding“ ist, wie Tomuschat sagt: als Lkw-Fahrer. Den entsprechenden Führerschein hat der Azubi schon in der Tasche, sodass er nun Schwertransporter steuert. Er findet nicht nur seinen Weg – er ist auch auf gutem Weg. Nicht mehr lange, ist sich Ursula Tomuschat sicher, dann braucht er ihre Hilfe nicht mehr. Dabei galt Herr B. vor wenigen Jahren noch als schwieriger Fall. Er hatte Schulprobleme, schaffte mit 18 Jahren mit Ach und Krach den Hauptschulabschluss. Seine Mutter konnte ihn nicht unterstützen, sie war mit ihrem Leben befasst – sie ist nur 16 Jahre älter als Herr B. Mit dem neuen Partner der Mutter kam der junge Mann nicht zurecht. Es gab viel Streit, er zog aus, kam mal hier, mal da unter, war obdachlos. „Doch er hat den Strohhalm ergriffen“, sagt Ursula Tomuschat, die den „schwierigen Fall“ von einer Kollegin übernahm. Sie vermittelte ihm ein Zimmer im Stuttgarter Osten, das sie als Sozialarbeiterin betreut.

Er habe den Strohhalm ergriffen, so die Sozialarbeiterin

„Er konnte sich supergut benehmen“, das sei positiv aufgefallen. Herr B. sei offen gewesen für Hilfe. Sie konnte ihn schließlich in eine reguläre Wohnung vermitteln. Die ersten beiden Ausbildungsversuche scheiterten noch, aber Herr B. sei dran geblieben. Schließlich klappte es bei einer Spedition. „Er ist da überglücklich und hat sehr gute Prüfungen abgelegt“, sagt Tomuschat. Herr B. sei sozial gefestigter. Er kommt selbst mit dem Stiefvater besser zurecht. Es hilft, dass sie nicht mehr unter einem Dach leben. Noch etwas hat dazu geführt, dass sich seine Perspektive geändert hat: B. ist seit zwei Jahren selbst Vater. Freundin und Kleinkind leben in einer betreuten Mutter-Kind-Einrichtung in Stuttgart. Sie würden gerne zusammen in eine Wohnung ziehen, aber bisher hat das nicht geklappt, sie stehen wie so viele auf der Warteliste.

Die Freundin lebt mit dem gemeinsamen Kind in einer betreuten Einrichtung

Wegen des Unterhalts und auch aufgrund seines Arbeitslebens hat der Auszubildende erhöhte Kosten für Lebensmittel, da er sich unterwegs mit Nahrung versorgen muss. Deshalb ist das Geld weiterhin knapp. Ursula Tomuschat findet, er hat sich ein Geschenk verdient. Herr B. wünscht sich warme Kleidung und ein paar dicke Schuhe für den Winter von der Aktion Weihnachten.

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