Herr A. arbeitet in einem Tafelladen in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Leif-Hendrik Piechowski

Die Tochter von Herrn A. ist nur sechs Monate alt geworden. Sie ist am plötzlichen Kindstod gestorben. Herr A. ist mit dem Verlust nicht klar gekommen – er wurde drogensüchtig. Nun ist er seit 15 Jahren clean und arbeitet in einem Tafelladen.

Stuttgart - Er sei von der Spätschicht aus dem Autowerk nach Hause gekommen, erinnert sich Herr A. an die dunkelsten Stunden seines Lebens. Da hörte er seine kleine Tochter leise weinen. Er habe überlegt, ob er sie sich auf die Brust legen sollte, weil sie dort eigentlich immer am besten geschlafen habe. Aber er war erschöpft von der Arbeit. Und so legte er sich zu seiner Partnerin schlafen. Auch im Bettchen des Säuglings bei ihnen im Zimmer wurde es ruhig.

Als Herr A. Stunden später aus dem Schlaf hochschreckte, war das Unfassbare passiert: Seine Tochter war tot. Gestorben in einer Dezembernacht am plötzlichen Kindstod. Sie wurde nur sechs Wochen alt. „Sieben Jahre lang hatte ich immer wieder den gleichen Traum“, erzählt Herr A. Darin hörte er seine Freundin schreien.

Die Beziehung des trauernden Paares zerbrach an dem Verlust. Seine Freundin machte ihm Vorwürfe und er ihr – aber auch sich selbst. Was wäre gewesen, wenn er die Kleine doch rausgenommen hätte aus dem Bettchen? Diese Frage sollte ihn lange quälen.

Mit Drogen betäubte er seine Gefühle

30 Jahre wäre seine Tochter heute alt. Was für ein Mensch sie wohl wäre? Herr A. hat viele Therapien gemacht, sodass er inzwischen über den Verlust reden kann – und das, was danach kam. Sein totaler Absturz. Über falsche Freunde, bei denen er nach der Trennung von der Freundin unterkam, sei er an Drogen geraten. Dann kam noch ein Autounfall hinzu. Er saß hinten auf der Rückbank, brach sich unter anderen den Arm. Er fiel aus, wurde unzuverlässig, verlor die Arbeit im Werk, nahm harte Drogen. Heroin, Kokain – er wollte nichts mehr fühlen. Den „Freunden“ von damals kann er keine Vorwürfe mehr machen. „Sie sind alle gestorben“, sagt er. Die alten Gefährten schafften den Absprung von der Nadel nicht.

Herr A. schon. Er ist raus aus der Szene. Drei Anläufe habe er gebraucht, beim dritten Mal hielt er durch. Seit 15 Jahren ist er clean. Aber die Rückkehr auf den ersten Arbeitsmarkt hat er nicht geschafft. Seit zwei Jahren arbeitet er als Ein-Euro-Jobber bei der Schwäbischen Tafel. Da fühlt er sich gut aufgehoben, die Struktur tue ihm gut.

Herr A. benötigt eine Brille

Der Zuverdienst ist wichtig für ihn – das Arbeitslosengeld II allein reiche ihm nicht. Die Lebensmittel kauft er möglichst bei der Tafel. Mit den Folgen des Drogenkonsums hat er weiter zu tun. Neben Schlafstörungen machten ihm vor allem seine Zähne und seine Augen zu schaffen. Er ist fast 50 Jahre alt, hat aber keinen einzigen eigenen Zahn mehr, sondern trägt ein Gebiss. Das macht ihm Probleme, es löse sich nach jeder Mahlzeit. Nun ist er auch noch alterssichtig geworden, kann sich die Brille jedoch nicht leisten. Die braucht er auch für die Arbeit im Tafelladen. Die Aktion Weihnachten will ihm den Kauf der Sehhilfe ermöglichen.

Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Konten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Mehr erfahren Sie unter www.stuttgarter-nachrichten.de/aktionweihnachten.