Für die Pflege sei nicht jeder geschaffen, sagt Frau H.. Foto: dpaHolger Hollemann

Frau H. war alleinerziehend und hat schon viele Jobs gemacht, aber immer nur Hilfstätigkeiten. Jetzt ist sie schon über 50 Jahre alt und hat eine Ausbildung begonnen – in der Altenpflege. Sie verdient nicht viel und schläft auf einem kaputten Sofa.

Stuttgart - Der Sozialarbeiter von der Neuen Arbeit, der für Frau H. den Antrag bei der Aktion Weihnachten gestellt hat, schwärmt in den hellsten Tönen von deren Einsatzfreude und der Begeisterung, die diese an den Tag lege. So einen Fall gibt es nicht alle Tage: Frau H. ist schon 52 Jahre alt – und Auszubildende in der Altenpflege. „Für die Pflege muss man geboren sein“, sagt sie. Das treffe auf sie zu. Wenn sie in ein Zimmer komme, werde sie mit einer Freude in den Gesichtern begrüßt, die ihr viel gebe. Gerade steht ihr Arbeitsalltag natürlich im Zeichen des Coronavirus. Einmal in der Stunde versucht sie, kurz an die frische Luft zu gehen, um sich von der FFP2-Maske zu erholen.

Im März hat Frau H. ihre geförderte Ausbildung zur Altenpflegehelferin begonnen. Schafft sie die Prüfung im Frühjahr, kann sie auch noch die Ausbildung zur Fachkraft draufsatteln. Das sei ihr Ziel, sagt sie. Die Entscheidung, in vergleichsweise hohem Alter die Ausbildung zu starten, hat sie nicht bereut. Sie fragt sich nur, warum sie nicht früher auf die Idee gekommen ist. In ihrem Pflegeheim jedenfalls, das bestätigt man auch bei der Neuen Arbeit, sind alle hochzufrieden mit der neuen Auszubildenden.

Ein Arzt brachte sie auf die Idee mit der Pflegeausbildung

„Ich habe gerne alte Menschen um mich.“ Früher habe sie ihre betagte Nachbarin gepflegt, aber „als Hobby“. Sie habe sie geduscht und sei regelmäßig auf einen Kaffee geblieben. Auch um den Mann einer Freundin habe sie sich gekümmert, als der wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus lag. „Ich habe ihm die Nägel geschnitten, ihm seine Füße massiert, damit er wieder besser laufen konnte“, erzählt sie. Der Stationsarzt habe gedacht, sie sei vom Fach. Er habe sie auf die Idee gebracht, es in dem Bereich zu probieren.

Nun ist sie also Auszubildende – wie ihr erwachsener Sohn, der macht auch gerade eine Ausbildung. Sie hat ihn alleine großgezogen. Als er noch klein war, hatte sie eine Lehre als Beiköchin begonnen. „Doch er war oft krank“, sie habe abbrechen müssen. Sie hatte keine Großeltern in der Nähe, die sie hätten unterstützen können. Als Köchin hat sie in der Folgezeit immer wieder gejobbt, auch im Verkauf war sie tätig und hat auf Messen gearbeitet, war aber auch immer wieder arbeitslos. Viel verdient hat sie nie. Auch jetzt ist das noch nicht anders. Der Verdienst der geförderten Ausbildung liegt im Bereich von Arbeitslosengeld II.

Sie schläft auf einem kaputten Sofa

Frau H. weiß, was sie getan hat, wenn sie abends nach der Schicht nach Hause kommt. Da sei sie schon erschöpft, aber gut erschöpft. Nur das Sofa, auf dem sie schläft, ist kaputt gegangen, darauf erholt es sich schlecht. Altersbedingt benötigt sie zudem eine Brille für die Nahsicht. Beides kann sie sich nicht leisten. Die Aktion Weihnachten würde ihr den Kauf von Sofa und Brille gerne ermöglichen.

So können Sie spenden

Die Aktion Weihnachten freut sich über Spenden. Wenn Ihr Name als Spender veröffentlicht werden darf, vermerken Sie das bitte unbedingt bei der Überweisung. Die Spendenkonten lauten: Baden-Württembergische Bank, IBAN DE04 6005 0101 0002 3423 40, oder Schwäbische Bank, IBAN DE85 6002 0100 0000 0063 00. Sachspenden können wir aus logistischen Gründen nicht annehmen. Informationen finden Sie unter www.stuttgarter-nachrichten.de/aktionweihnachten.