Bildkarten helfen bei der Kommunikation und der Orientierung. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Ein Viertel der Kinder an der Karl-Schubert-Schule kann nicht sprechen – und von den übrigen Schülerinnen und Schülern sind viele nur schwer zu verstehen. Es gibt aber Mittel und Wege zur Kommunikation.

Stuttgart - Wie unterrichtet man Kinder, die nicht sprechen können? Und wie bezieht man sie in die Gemeinschaft ein? Bei der Karl-Schubert-Schule, einer Waldorfschule für Kinder mit geistiger Behinderung, setzt man auf verschiedene Wege: Kommunikation über Bildkarten, über elektronische Hilfsmittel und die Gebärdensprache. 23 nicht sprechende Kinder besuchen die Schule, ein Viertel der Schülerschaft. Hinzu kämen diejenigen, die nur schwer zu verstehen seien, so der Geschäftsführer Eberhard Renz. Manche Schüler litten sehr darunter, sich nicht äußern zu können, berichtet er.

In der Klasse von Christoph Henrichsen zeigt Neo, 11, wie Bilder helfen, Orientierung durch den Tag zu geben. Neo kann sprechen, aber auch ihm hilft der Bildkarten-Stundenplan. Henrichsen hat die Karten selbst gemalt. Jeden Tag ordnet er sie auf einer Leiste neu an. Für jeden Tagesabschnitt gibt es eine Karte. Ist etwas geschafft, wird die Karte von der Leiste abgezogen, so dass die Kinder sehen, dass der Schultag kürzer wird. Henrichsen hat weitere Karten im Einsatz, auch ganz individuelle. Ein Mädchen, das regelmäßig Pausen braucht, habe früher in diesen Momenten geschrien. Inzwischen zeige sie ihm ihre Pausenbildkarte, erzählt er.

In Zukunft sollen die gleichen Bildsymbole sollen genutzt werden

Bei Julia helfen Bildkarten allerdings nicht weiter. Sie hat über die Krankenkasse einen Sprachcomputer erhalten. Dieser registriert, wenn sie ein Symbol auf dem Bildschirm mit den Augen fixiert, und setzt das in Worte um. Je nach Tagesform könne man mit ihr über das System kommunizieren, erzählt ihr Integrationshelfer Roman Röhl. Dann „sagt“ der Sprachcomputer für Julia zum Beispiel, dass sie ein Glas Milch trinken will oder dass sie müde ist. Allerdings, das berichtet Röhl auch, sei das System für die Helfer kompliziert zu bedienen. Er hat extra eine Fortbildung besucht, um Julia auch optimal fördern zu können.

Andere Schüler nutzen Tablets. Deren Bedienung ist übersichtlicher als der Sprachcomputer. Die Tablets könnten aber nicht über die Augen gesteuert werden, sondern müssten mit den Händen bedient werden, erklärt Röhl. Deshalb käme ein Tablet bei Julia zum Beispiel nicht infrage.

Die Aktion Weihnachten will helfen, dass die Waldorfschule die unterstützende Kommunikation ausbauen und das Bildkarten-System professionalisieren kann. So wird eine Lehrerfortbildung finanziert. Die Schule will eigene Tablets anschaffen, die auch den Lehrern zum Üben zur Verfügung stehen. Zudem wollen wir ermöglichen, dass die Schule die Bild-Sprache medienübergreifend vereinheitlichen kann, ob nun über Tablet, Sprachcomputer oder Bildkarten kommuniziert wird. Noch unterscheiden sich die Symbole je nach Medium, was eine Kommunikationsbarriere auch zwischen den Schülern darstellt. Die Karten sind komplett unterschiedlich, weil sie von den Lehrern selbst gemalt worden sind. Mithilfe der Aktion Weihnachten sollen klassenübergreifend die gleichen Karten zum Einsatz kommen können; und deren Piktogramme sollen in Zukunft die gleichen sein wie die auf Sprachcomputern und Tablets.

Man wolle ein System für die ganze Schule, erklärt die Lehrerin Birgit Kiefer, die sich intensiv mit der unterstützenden Kommunikation beschäftigt. Technisch sei es möglich, auf Tablets und Sprachcomputer das gleiche System zu spielen. Für die Kinder sei die unterstützende Kommunikation ein Segen – endlich könnten sie sich mitteilen, sagt sie. Und auch den Eltern bedeute das viel.

Ein wichtiger Hinweis an die Spender: Wenn Ihr Name veröffentlicht werden soll, vermerken Sie das unbedingt auf der Überweisung. Die Kontoverbindungen der Aktion Weihnachten lauten: Baden-Württembergische Bank, Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40 oder Schwäbische Bank, Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00.