In Stuttgart gibt es über 30 Bücherschränke, die kostenlos Lesestoff bieten. In Feuerbach unterstützen nun heimische Autoren diese Idee, indem sie den Machern des Tauschhandels Exemplare ihrer Werke schenken.
Stuttgart - Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es dabei hohl klingt, muss es nicht immer am Buch liegen. Auf diese Erkenntnis ist bereits im 18. Jahrhundert der Physiker Georg Christoph Lichtenberg gestoßen. Dieser Zusammenstoß klang garantiert gehaltvoll. Wenn der Mensch zeitlebens auf Bücher verzichtet, ist die Chance gering, dass sich die hohlen Stellen in seinem Kopf doch noch mit Grips füllen.
Lesen führt mitten rein ins Leben. Lesen fördert Fantasie und Denken. Im besten Fall vertreibt Lesen die Dummheit.
„Lesen ist unheimlich wichtig“
Sue Glanzner ist nicht dumm. Ein großer Bücherfan ist sie – nicht nur, weil sie selbst Bücher schreibt. „Lesen ist unheimlich wichtig“, sagt die Kinderbuchautorin. „Toll“ sei es daher, „wenn man mitten in der Stadt über einen Bücherschrank stolpert, der einen daran erinnert.“ In Stuttgart gibt es quer durch alle Stadtteile über 30 Bücherschränke, die kostenlos Lesestoff anbietet.
Damit noch mehr Spaß an diesem Tauschhandel finden, lädt Christian Musse, der Initiator des Bücherschrankes von Feuerbach, seit einigen Wochen Stuttgarter Autoren dazu ein, mit einer Bücherspende ihr Projekt zu unterstützen. Außer Sue Glanzner haben dies bisher unter anderem Heiko Volz, der Autor von „Äffle & Pferdle“, Chris Grünberger, die Schreiberin von „schlimmen“ Kurzgeschichten, und Krimiautor Rudolf Georg getan. Auf dem Platz einer früheren Telefonzelle an der Ecke Klagenfurter Straße/Stuttgarter Straße befindet sich der öffentlich finanzierte Bücherschrank mit Stahlhülle, Acrylglasscheiben und einem Betonfundament, der sicher vor Vandalismus sein dürfte.
Es herrscht ein reges Geben und Nehmen
Die Minibibliothek im Straßenraum ist ein soziales System. Immer wieder bleiben Menschen davor stehen und kommen miteinander ins Gespräch. Das Angebot funktioniert hier so gut, weil sich mehrere Betreuer darum kümmern. Wenn in der Box nur Bücher aus Wohnungsauflösungen stecken, die nach Wohnungsauflösung riechen, ist der Erfolg beschränkt. Ein reges Geben und Nehmen herrscht in Feuerbach. Bücher sind zu wertvoll, um weggeworfen zu werden. Wer mit Büchern aus dem Gratisschrank angefüttert ist, liest auch weiter. Und das nächste Buch wird dann hoffentlich gekauft.