Inklusion in allen Lebensbereichen ist das Ziel des Göppinger Projekts. Foto: red

Das Projekt „Uns behindert nichts“ wurde nach drei Jahren abgeschlossen. Die Ergebnisse sollen behinderten Menschen helfen, besser am Leben teilzuhaben.

Göppingen - Es sind die vier umfassenden Lebensbereiche Arbeit, Wohnen, Bildung und Freizeit, in denen es aus Sicht der Lebenshilfe, des Kreisjugendrings, des Kreisseniorenrats und der Göppinger Volkshochschule einen Verbesserungsbedarf bei der Inklusion im Landkreis ausmachen. Während der vergangenen drei Jahre haben sie deshalb in zahlreichen Gesprächen und bei vielen Aktionen daran gearbeitet, Angebote barrierefreier zu machen. Das Fernziel der Kooperation ist, dass behinderte Menschen selbstverständlich an der Gesellschaft teilhaben können. Unterstützt wurde das Projekt von der Aktion Mensch, die für drei Jahre 70 Prozent der knapp 240 000 Euro Gesamtkosten trug.

Im Bereich Wohnen wurden exemplarisch im Seniorenwohnheim „Haus in der Breite“ in Heiningen Vereine und Organisationen wie der Ortsseniorenrat zu einem Frühstück mit den Bewohnern eingeladen. Dabei konnten vorhandene Angebote kommuniziert und neue Bekanntschaften geschlossen werden. „Jetzt sind die Wege kurz“, freute sich Samuel Kober, der das Projekt in den vergangenen zwei Jahren geleitet hat. Das Ziel sei es, dass die Bewohner des Pflegeheims nicht allein die Tagesstruktur bewältigen, führte die Leiterin des Bildungszentrums der Lebenshilfe, Ruth Nirschl-Weber, aus. Nun können sie auch an Ausflügen teilnehmen oder mit zum Kegeln gehen. Dafür seien aber erst einmal Türen zu öffnen gewesen, erklärte sie.

Betriebe gesucht, die Behinderte einstellen

Im Bereich Arbeit engagierten sich die Kooperationspartner dafür, weitere Betriebe zu gewinnen, die auch Menschen mit einer Behinderung einstellen. Oft gehe es darum, den Verantwortlichen in den Unternehmen Ängste zu nehmen, etwa beim Thema Kündigungsschutz von Schwerbehinderten, meinte Nirschl-Weber. Hinzu komme, dass für Verständnis geworben werden müsse, wenn beispielsweise Menschen mit einer psychischen Krankheit nicht jeden Tag dieselbe Leistung erbringen könnten.

Derzeit seien rund 150 Betriebe Teil eines bestehenden Netzwerkes. Etwa 50 Menschen mit Behinderung arbeiteten in regulären Betrieben. Und viele dieser Menschen freuten sich, dass sie einen Arbeitsplatz in einem normalen Betrieb und nicht in einer Behindertenwerkstatt hätten.

Freizeitangebote für alle öffnen

Neue Kooperationen sind auch im Bereich der Freizeitgestaltung entstanden. Wie bei den Arbeitgebern musste auch bei vielen Anbietern von Freizeitaktivitäten Aufklärungsarbeit geleistet werden. So sei eine Teilnahme an einem Zeltlager für Menschen mit einer Behinderung möglich, führte der Geschäftsführer des Kreisjugendrings, Tobias Klopfer, aus. Es gebe aber noch viele Unsicherheiten aufseiten der Anbieter. In einem neuen Verzeichnis auf der Homepage des Kreisjugendrings könnten die Freizeitangebote, die auch Menschen mit einer Behinderung annehmen könnten, eingesehen werden.

Im Bereich der Bildung wurden unter anderem Angebote der Volkshochschule gesucht, die auch für Menschen mit Behinderung geeignet sind. Diese Angebote sind nun in einem speziellen Heft zusammengefasst. Es werden ein Besuch in einer Bonbonfabrik, Yoga im Sitzen oder ein Kochkurs angeboten. Auch Englisch und ein Handykurs stehen im Verzeichnis.

Die in den vergangenen drei Jahren entstandenen Netzwerke sollen weiterhin gepflegt werden. Aus Sicht der Projektpartner gibt es noch viel zu tun. „Es ist eine gelungene Geschichte, aber es gibt auch noch viel zu tun“, stellte Nirschl-Weber fest. Ein wichtiger Punkt sei die Vereinfachung von Antragsformularen für Zuschüsse. Menschen mit Behinderungen seien oft auf Unterstützung angewiesen, um ein kostenintensives Freizeitangebot wahrnehmen zu können. Diese Anträge zu vereinfachen, darin sieht Nirschl-Weber eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.