Bei der neuen Aktion „Liebeszeit“ in der Johanneskirche in Kornwestheim lassen sich Paare am Valentinstag segnen. Auch homosexuelle Liebende sind ausdrücklich willkommen. In den Gesprächen wird es emotional.
Den Trauschein haben Sonja und Thomas Knupfer aus Kornwestheim seit wenigen Jahren in der Tasche. Im Jahr 2017 hat die Beziehung des jungen Paares begonnen. Nun wollten sie ihre Liebe erneut segnen lassen. Bei dem neuen Format „Liebeszeit“ haben Hauptamtliche des evangelischen Kirchenbezirks Ludwigsburg erstmals am Valentinstag auf besondere Weise in der Kornwestheimer Johanneskirche etwas mehr als 50 Paaren den Segen Gottes gespendet.
Eine Segnung im intimen Rahmen
Die Initiative zu der Aktion ging von der evangelischen Pfarrerin Stefanie Henger aus. Sie teilt sich mit einer Kollegin die Pfarrstelle in Pattonville und wollte anlässlich des Tages der Verliebten ein spezielles Angebot unterbreiten. „Zuerst dachte ich an einen Gottesdienst“, erklärt Henger. Im Gespräch mit Diakon Daniel Faißt ist jedoch die Idee entstanden, ein einzigartiges Format auszuprobieren, das es bislang noch nicht gab. Bei „Liebeszeit“ geht es darum, Paare jeglichen Alters und unterschiedlicher sexueller Orientierung im intimen Rahmen zu segnen und Impulse für die Beziehung zu geben. Dazu hat das Team fünf kleine Nischen mit Sitzgelegenheit im Kirchenschiff aufgebaut. Dorthin zogen sich die Paare zurück, um mit den Vertreterinnen und Vertretern der Kirchengemeinde individuell zu sprechen und den Segen zu empfangen.
Viele Paare bringen ihren Nachwuchs mit
Mit einem speziellen Anliegen sind die Knupfers aber nicht gekommen. „Wir haben den Flyer gesehen und waren gespannt, was hinter dem Angebot steckt“, erzählt Thomas Knupfer. Er gehört der evangelischen Kirchengemeinde an, seine Frau ist Katholikin. Der Glaube spielt im Leben der beiden eine wichtige Rolle. „Durch den Segen wollen wir unsere Liebe bestärken“, so Sonja Knupfer. Zu der Aktion haben sie auch ihren kleinen Sohn Felix mitgebracht.
Die Knupfers sind nicht die einzige Familie, die das Angebot genutzt hat. Auch andere Paare haben an diesem Abend ihren Nachwuchs dabei. „Kleine Geschwister haben sich gegenseitig gesegnet“, erzählt Pfarrerin Henger. Sowohl Frischverliebte als auch Menschen mit einer langen Beziehungsgeschichte nahmen den Segen in Empfang.
Tiefgehende und offene Gespräche geführt
Auch Homosexuelle waren ausdrücklich willkommen. Drei gleichgeschlechtliche Paare nahmen das Angebot sehr gerne wahr. Besonders bewegt hat Diakon Faißt hierbei die Begegnung mit zwei jungen Frauen, die erst seit Kurzem eine Beziehung führen und mit dem Segen ihre Verbindung für die Zukunft bekräftigen wollen. „Es ist wunderschön, dass wir als Kirche ein Teil davon sein dürfen und den Paaren etwas mitgeben können“, sagt Faißt.
Tiefgehende, offene Gespräche hat auch Pfarrerin Henger führen dürfen. Beim Blick zurück und in die Zukunft wird es oftmals emotional. Die Paare haben ihr von schönen, aber auch von schmerzlichen Erlebnissen berichtet. Für Henger eine tolle Erfahrung. „So viel Lachen und so viele Tränen in kurzer Zeit, das hat mich beeindruckt“, schwärmt sie. Nach den Segnungen hatten die Paare die Gelegenheit, eine Kerze zu entzünden, sich am liebevoll vorbereiteten Büffet zu bedienen und bei einem Gläschen Sekt die Gespräche nachklingen zu lassen.
Aktion wird vielleicht wiederholt
An der Aktion in Kornwestheim hat sich auch die evangelische Kirche Ludwigsburg beteiligt. Zum Segnungsteam gehörten neben Henger und Faißt daher Christina Hörnig, Referentin beim Dekan, und Stefanie Weinmann, die Leiterin von Markt 8, einem Projekt der Gesamtkirchengemeinde Ludwigsburg. Mit dabei war außerdem die katholische Gemeindereferentin Miriam Hensel aus Kornwestheim. Es steht noch nicht fest, ob die Aktion wiederholt wird.