Alles dabei: Ein Passagier zeigt bei der Kontrolle im Bus den vorgeschriebenen Impfnachweis. Foto: Gottfried Stoppel

Rund 15 Mitarbeitende von Verkehrsunternehmen und der Stadt Waiblingen haben geprüft, ob sich Fahrgäste an die 3G-Regel halten. Das Ergebnis war überraschend gut.

Waiblingen - Pech für den Mann mit der dicken Wollmütze und der Baumwolltasche am Arm: Als er am Freitagnachmittag am Bahnhof Waiblingen in den Bus steigen will, kann er weder ein Impfzertifikat noch einen Testnachweis vorzeigen. Die Folge: Der Expressbus X 20 nach Esslingen fährt ohne ihn ab. Die drei Jugendlichen, die ebenfalls diesen Bus nehmen möchten, haben mehr Glück: Sie dürfen auch ohne Test einsteigen, denn als Schüler werden sie regelmäßig in der Schule getestet. Die freie Fahrt gelte aber nur bis zum Beginn der Weihnachtsferien, sagt Horst Stammler: „Ein ganz neuer Passus im Infektionsschutzgesetz sieht vor, dass auch Schüler in den Ferien einen 3G-Nachweis vorweisen müssen.“

Beanstandungen unter zwei Prozent

Horst Stammler ist Geschäftsführer des Verkehrs und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) und an diesem Freitag anlässlich einer Schwerpunktkontrolle zur Überprüfung der seit dem 24. November geltenden 3G-Regeln im öffentlichen Nahverkehr zum Waiblinger Bahnhof gekommen. „Wir waren in den vergangenen Tagen auch schon in Winnenden, Backnang und Göppingen“, berichtet Stammler. Beanstandungen gebe es insgesamt sehr wenige, sagt er: „Die liegen bei unter zwei Prozent.“ Dass die allermeisten Fahrgäste die benötigten Nachweise einer Impfung, Genesung oder eines Tests dabei haben, sei eigentlich kein Wunder, findet der VVS-Chef: „Die Leute brauchen das ja auch fürs Einkaufen und für die Arbeitsstelle.“

Trotzdem sei es wichtig, Präsenz zu zeigen, betont Horst Stammler. Das findet auch der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky: „Die Aktion ist gut, um den Leuten bewusst zu machen, dass die Maßnahmen nicht nur verkündet, sondern auch kontrolliert werden. Es geht um die Sicherheit von Passagieren und Personal.“ Die Stadt Waiblingen hat für die Aktion am Freitag vier Kräfte des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) zur Verfügung gestellt, welche die gut zehn Mitarbeitenden der drei Busunternehmen Schlienz-Tours, Fischle und Omnibus-Verkehr Ruoff (OVR) bei der Schwerpunktkontrolle unterstützen.

Stichproben und Schwerpunktaktionen

Stichprobenartige Kontrollen führen die Verkehrsunternehmen bereits seit dem Inkrafttreten der 3G-Regel Ende November durch – und ernten dafür deutlich mehr Zustimmung als Ablehnung, berichtet OVR-Geschäftsführer Marco Trovato. „Die meisten Fahrgäste sind froh über die Kontrollen, das ist ganz ähnlich wie bei der Maskenpflicht.“ Aber während die Polizei die Einhaltung der Maskenpflicht kontrolliert, obliegt die Kontrolle der 3G-Regel laut Infektionsschutzgesetz den Verkehrsunternehmen, die dafür teils externe Sicherheitskräfte, teils eigenes Personal einsetzen.

Die meisten sind gut vorbereitet

Melina Winter ist Fahrdienstleiterin bei der Firma Schlienz-Tours aus Kernen und normalerweise zuständig für Fahrer, Busse und Dienstpläne. An diesem Freitag steht sie auf einem Bussteig des Waiblinger Bahnhofs und beteiligt sich an der Aktion. „Es ist ja in unserem Sinn, dass die Fahrgäste sich nicht mit dem Coronavirus anstecken“, sagt sie, die „positiv überrascht“ davon ist, wie gut die Passagiere vorbereitet sind. „Die meisten haben die 3G-Regelung auf dem Schirm. Bisher hatten wir nur einen Fahrgast, bei dem es etwas zu beanstanden gab: Er hat erst ab morgen den vollständigen Impfschutz.“ Auseinandersetzungen habe es zum Glück keine gegeben – was vielleicht auch mit an Milena Winters Strategie liegt: „Freundlich sein hilft immer.“

Werner Jenisch und Markus Spengler von der städtischen Polizeibehörde pendeln derweil zwischen Bussteig 2 und 5 hin und her und kontrollieren die Passagiere der Busse nach ihrer Ankunft und vor der Abfahrt. „Unter rund 200 Kontrollierten haben wir fünf Leute ohne die nötigen Nachweise gefunden“, sagt Spengler: „Es gab aber keine Diskussionen und viel Verständnis.“