Pfarrerin Karin Schweikert rief dazu auf, Solidarität zu zeigen mit denjenigen, die unter der Pandemie gelitten haben oder noch immer leiden. Foto: avanti

Rund 80 Bürger sind am Freitagabend in Marbach zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Corona-Pandemie gekommen.

Marbach - Es ist knackig kalt und windig am Freitagabend. Das hat rund 80 Menschen nicht davon abgehalten, sich eine gute halbe Stunde in die Marbacher Fußgängerzone zu stellen. Am oberen Torturm hatte ein Bündnis aus politischen Parteien, Vereinen und Kirchen zu der Aktion „Marbach zeigt Herz“ eingeladen.

Bei der Aktion ging es vor allem um zwei Dinge: „Wir wollen darauf aufmerksammachen, dass wir Zusammenhalt in der Gesellschaft brauchen, und der Menschen gedenken, die an Corona gestorben sind“, erklärte der Versammlungsleiter Nikolai Häußermann im Vorfeld. Häußermann ist Vorsitzender der Marbacher SPD, von der der erste Impuls zu der Veranstaltung ausgegangen war. Letztlich beteiligten sich viele bei dem Gemeinschaftsprojekt: Die evangelische und die katholische Kirche aus Marbach und Rielingshausen, der TV Marbach, der Turnerbund Rielingshausen, der Gesamtelternbeirat der Marbacher Kitas und das Elternforum Marbach. Außerdem wurde die Aktion von den Grünen, den Freien Wählern und der CDU-Gemeinderatsfraktion unterstützt.

Bereits eine Woche zuvor hatte eine ähnliche Veranstaltung in Steinheim stattgefunden. Dort waren etwa 170 Menschen zur ersten Mahnwache des Bündnisses „Steinheim zeigt Gesicht – auch mit Maske“ auf den Marktplatz gekommen. Es war die erste dieser Art im Landkreis Ludwigsburg. Einen Tag später folgte eine Aktion in der Kreisstadt selbst.

Solidarität zeigen

In der Schillerstadt sollte bewusst kein Vertreter aus der Politik eine Rede halten. „Das ist eine Aktion von Bürgern für Bürger“. So griff am Freitag zunächst die Schülerin Amelie Zeck zum Mikrofon und und erklärte, dass „wir ein Zeichen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft setzen wollen“. Pfarrerin Karin Schweikert griff in ihrer Rede das Motto „Marbach zeigt Herz“ auf: „Es ist mir ein Herzensanliegen, mit Worten, stillen Gebeten und dem warmen Licht der Kerzen Solidarität zu zeigen für die Menschen, die unter der Pandemie gelitten haben oder noch immer leiden.“ Dazu gehörten Verstorbene und ihre trauernden Angehörigen, Alte und Junge, die aufgrund der Krise einsam geworden sind, Pfleger, Erzieher und viele, viele mehr.

Das Licht der verteilten Kerzen wollte aufgrund des starken Windes nicht recht brennen. Stattdessen leuchteten die Handys zur Musik von Rolf Schmiedel. „Mit jedem Licht solidarisieren wir uns mit denjenigen, die Beschimpfung und Übergriffe aushalten müssen“, so Karin Schweikert. „Wir sind gegen Gewalt und Beschimpfungen, gegen Parolen, gegen aggressive Polarisierung.“ Das Licht sei ein Symbol der Hoffnung und der Zuversicht.

Weitere Aktionen könnten folgen

Nach der Veranstaltung ist Nikolai Häußermann durchgefroren, aber zufrieden. „Jeder, der kommt und Herz zeigt, ist willkommen und ein gutes Zeichen.“ Der Versammlungsleiter ist aber auch erleichtert. Denn natürlich habe man im Vorfeld Bedenken gehabt, ob nicht vielleicht auch Störenfriede zu der Veranstaltung kommen könnten. „Aber es ist ja alles gut gelaufen.“ Nach einer guten halben Stunde machten sich alle Teilnehmer von „Marbach zeigt Herz“ wieder auf den Heimweg.

Ob weitere Aktionen folgen sollen, werde nun mit allen Beteiligten besprochen und koordiniert. Häußermann: „Wir sind auch im Gespräch mit anderen Kommunen.“