Christine Brencher im Stettener Schafstall: Die Schäferin ist gelernte Landwirtin und liebt den Umgang mit Tieren. Foto: Gottfried Stoppel

Beim Umsetzen mobiler Weidezäune möchte Christine Brencher am Schafwanderweg Kernen Tiere statt eines alten Diesel-Transporters einsetzen. Dafür benötigt sie Spenden. Die Geldgeber bekommen aber auch etwas zurück.

Kernen - Wer am großen Stall am Rand von Kernens Ortsteil Stetten vorbeispaziert, nimmt kaum wahr, dass sich drinnen 44 Schafe und zurzeit neun Lämmer tummeln. Wohl ab Ende März verlassen sie ihr Winterquartier, dann locken saftige Wiesen. Wenn es nach der Schäferin Christine Brencher geht, werden auf den Weiden zwischen den Schafen dann auch zwei Ponys umherspringen – und eine Aufgabe übernehmen, für die in den vergangenen Jahren ein VW Caddy eingesetzt wurde: den Transport mobiler Weidezäune.

„Ein Schaf frisst am Tag zwischen sieben und zehn Kilogramm Gras“, sagt Christine Brencher. Da kann es gut sein, dass nach zwei Tagen ein 3000 Quadratmeter großes Stückle leergefuttert ist. Dann steht wieder ein Umzäunen an und das Umsiedeln der Tiere auf ein neues Areal. Bei sechs Standorten, jede Rasse ist für sich, haben die Schäferin und die annähernd 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer allein dafür jede Menge zu tun. Rund 5,5 Hektar private, gemeinde- und landeseigene Streuobstwiesen werden von den natürlichen Rasenmähern gepflegt.

Ein Beitrag, um dem Klimawandel zu begegnen

Seit der Remstal-Gartenschau 2019 lockt ein gut fünf Kilometer langer Schafwanderweg die Menschen nach Stetten. Dort können sie etwa Kärntner Brillenschafe, rauhwollige Pommernschafe, braune Bergschafe oder Waldschafe beobachten. Allesamt auf der Roten Liste stehende Rassen, zu deren Erhaltung die Schäferin beitragen möchte. „Es ist schon viel Aufwand“, sagt sie, „nur eine Rasse wäre einfacher.“ Großartig Gewinn kommt am Ende ohnehin nicht heraus, auch wenn alles vermarktet wird, von der Wolle bis zum Fleisch. Den altersschwachen Diesel-Transporter kann sie deshalb nicht so einfach durch einen neuen ersetzen. Das will die Stettenerin auch gar nicht. Ein Ponygespann soll stattdessen für den Transport der Zäune eingesetzt werden.

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Die Idee hat sie schon lange. „Ich habe immer gesagt, was die Schafe im Stall an Heu übrig lassen, da könnte man zwei Pferde füttern.“ Zwei robuste Dülmener Wildpferde hat Christine Brencher als Wunschponys auserkoren und bereits Kontakte zu potenziellen Züchtern. Weil die Tiere nur wenige geteerte Wege beim Zauntransport mit dem Wagen vor sich hätten, müssten sie nicht beschlagen werden. „Das dauert länger als mit dem Auto und ist schon ein riesen Aufwand“, sagt sie. „Aber das ist ein Opfer, das wir auch bringen müssen, wenn wir dem Klimawandel begegnen wollen.“ Der Unterhalt sei dafür auf jeden Fall günstiger als ein Auto.

Für 50 Euro gibt es einmal „Schafe kuscheln“

Der Tausch Caddy gegen Ponygespann kostet zum Start rund 8000 Euro. Geld, das nicht vorhanden ist. Die Schäferin wirbt daher auf der Internetplattform Baden-Württemberg Crowd um Spenden. Sollten bis zum Aktionsende am 5. März jedoch nicht mindestens 8000 Euro eingegangen sein, bekommen alle Unterstützer ihre Spenden vom Treuhandkonto zurück überwiesen, und die Pony-Idee ist am Ende. Dafür, dass es nicht soweit kommt, hat sich Christine Brencher besondere Anreize einfallen lassen. Je nach Spendensumme locken besondere Erlebnisse. Für 50 Euro etwa ein „Schafe kuscheln“, bereits für 20 Euro gibt’s einen Mix an Schafwolle. Wer mehr investieren kann und mag, darf sich auf „Weihnachten im Schafstall“ freuen, ein sicher unvergessliches Event mit Stollen, Punsch und Weihnachtsgeschichte. Die persönlichste Prämie war indes nie ausgeschrieben, die hat sich Christine Brenchers Mann erbeten: „Als erster Spender wollte er ein Schäferstündchen“, sagt die Stettenerin und lacht.

Der Online-Weg zur Spende https://www.baden-wuerttemberg-crowd.de/2pony