Auch die Schüler und Lehrer des Heidehofgymnasiums sollen in der letzten Ferienwoche zwei Abstriche machen lassen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die fünf Einrichtungen der Evangelischen Schulstiftung Stuttgart wollen 1600 Schüler und 210 Mitarbeiter in der letzten Ferienwoche testen, um die Risiken beim Wiederbeginn zu verringern. Die Aktionen sind freiwillig und ziemlich aufwendig.

Stuttgart - Die Frage treibt derzeit viele Eltern, Kinder, Jugendliche, Lehrer oder Betreuer um: Was passiert nach den Sommerferien in Schulen und Kindergärten? Wie viele Menschen werden das Coronavirus aus dem Urlaub mitbringen? Wird geregelter Unterricht überhaupt möglich sein oder droht vielerorts gleich wieder die Schließung, weil man der Fälle nicht Herr wird?

Die Evangelische Schulstiftung Stuttgart hat für sich jetzt eine Antwort gefunden auf diese Unsicherheiten. Sie hat entschieden, dass alle Schüler, alle Lehrer und sonstigen Mitarbeiter in der letzten Ferienwoche zum Coronatest gebeten werden sollen. Am Donnerstag sind die Informationsschreiben an die Eltern verschickt worden. Betroffen sind 1600 Schülerinnen und Schüler sowie 210 Mitarbeiter. Zur Schulstiftung gehören das Heidehof-Gymnasium, die Johannes-Brenz-Grundschule sowie das Mörike-Gymnasium mit Aufbaugymnasium und die Mörike-Realschule.

„Wir wollen nicht nur abwarten, was passiert, sondern all das tun, was wir können“, sagt Hans-Peter Krüger, Schuldekan und Vorsitzender der Stiftung. Die Idee sei auf Initiative eines Vaters entstanden, der selbst Arzt ist. Die Tests sollen freiwillig sein. Man appelliere jedoch an die Schulgemeinschaft, sich zu beteiligen, so Krüger. Je mehr Menschen sich testen ließen, desto besser könne man arbeiten. Was mit Menschen passiert, die nicht erscheinen, steht noch nicht fest. „Aufgrund der Schulpflicht können wir sie nicht in Quarantäne schicken“, so der Schuldekan. Denkbar sei dann etwa eine Teilnahme am Unterricht mit Atemschutzmaske.

Freiwillig im Freien

Die Tests sollen auf dem jeweiligen Schulgelände im Freien ablaufen. Und zwar in der Mitte der letzten Ferienwoche. Die Lehrkräfte haben dann schon Konferenzen und sind vollzählig vor Ort. Die Testergebnisse sollen dann rechtzeitig vor Unterrichtsbeginn zum Wochenende vorliegen. Für Schüler, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Urlaub befinden, soll es eine Sonderregelung geben. Sie könnten beispielsweise am ersten Schultag noch getrennt von den Mitschülern getestet werden.

Das Vorgehen zieht einigen Aufwand nach sich – und einige Kosten. Die Stiftung will von jedem zwei Abstriche nehmen lassen. Der erste soll gebündelt in Gruppen von maximal zehn Personen eingereicht werden – das drückt die Kosten. „Sind die Gruppen sauber, brauchen wir den zweiten Abstrich nicht und alle in der Gruppe können zum Unterricht kommen“, erläutert Krüger. Wenn es jedoch positive Ergebnisse in einer Gruppe gibt, soll von allen Zugehörigen der zweite Abstrich einzeln ausgewertet werden. Die Lehrerinnen und Lehrer will man von Anfang an einzeln auswerten.

Die Aktion wird auch logistisch eine Herausforderung. „Wir brauchen Eltern mit medizinischer oder pflegerischer Erfahrung, die vor Ort helfen“, so der Schuldekan. Sie sollen vor der Testung eingewiesen werden, damit dabei alles möglichst schnell und glatt über die Bühne geht.

Keine ähnlichen Fälle im Land

Beim Kultusministerium sind nach Angaben eines Sprechers bisher keine ähnlichen Fälle bekannt. Dort verweist man darauf, dass solche Tests nur auf freiwilliger Basis ablaufen können. „Wenn auch die anderen Regeln der Hygieneverordnung wie Maximalgröße der Menschenansammlung, Abstand und so weiter eingehalten werden, ist das absolut gesetzeskonform, betont der Sprecher. Schulen privater Träger wie in diesem Fall hätten ohnehin nochmals einen etwas größeren Spielraum.

Das Ministerium hatte vor kurzem bekannt gegeben, dass es ab dem Schulstart am 14. September an allen weiterführenden Schulen ab Klasse fünf und an allen beruflichen Schulen Pflicht ist, außerhalb des Unterrichts eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. „Wir müssen alle gemeinsam eine zweite Welle verhindern, denn ein weiterer Lockdown wäre für unser Land nicht zu verkraften – wirtschaftlich, gesellschaftlich und bildungspolitisch“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann. „Der Infektionsschutz an den Schulen und Kitas hat weiterhin höchste Priorität.“ Die Evangelische Schulstiftung will ihren Teil dazu beitragen.