Fortsetzung der Testfahrten auf dem Pedelec: Am Burggrafenwegkommt man schnell an seine Grenzen – zumindest, weinn ein Auto entgegen kommt. Foto: Rüdiger Ott

Fortsetzung unserer Pedelec-Aktion: Alexandra Kratz versucht sich mit ihrem Elektrorad am Burggrafenweg, der mit 20 Prozent eine echte Herausforderung ist. Dabei wird unsere Mitarbeiterin allerdings jäh gestoppt.

Filder - Renate Banse ist eine leidenschaftliche Radfahrerin. Viele Jahre lang hatte die Schwimmlehrerin aus Vaihingen kein Auto. Selbst als ihre Kinder noch klein waren, erledigte sie alles mit dem Drahtesel. Mittlerweile hat auch Renate Banse ihren 70. Geburtstag hinter sich. Da ist es Zeit für ein Pedelec. „Seit vier Monaten habe ich ein Stevens mit Bosch-Motor. Ich kann nur positiv berichten“, sagt Renate Banse. Sie komme gut zurecht. „Manchmal will ich nur eine kleine Runde fahren, und am Ende sind es dann mehr als 60 Kilometer.“ Neulich sei sie mit ihren Freundinnen in der Stadt gewesen und abends mit dem motorisierten Drahtesel nach Hause gefahren. „Die Böblinger Straße hoch war für mich mit dem Pedelec gar kein Problem mehr“, sagt Renate Banse.

Dass selbst steile Anstiege mit Hilfe des Motors mühelos zu bewältigen sind, kann ich nur bestätigen. Ich habe mich vor Kurzem an den Burggrafenweg gewagt. Der Hang, der von der Ecke Schiltacher Straße/Triberger Straße hinauf zur Jugendfarm Möhringen-Vaihingen führt, hat ein Gefälle von 20 Prozent. Oder – von Kaltental aus gesehen – eben eine entsprechende Steigung. Mit reiner Muskelkraft ist das für mich nie und nimmer zu schaffen. Ich bin schon froh, wenn ich zu Fuß hoch komme, insbesondere dann, wenn ich auch noch den Kinderwagen schieben muss.

Niedrigster Gang und höchste Motorleistung

Vergangene Woche versuchte ich es also mit dem Pedelec. Im niedrigsten Gang, mit höchster Motorleistung und mit Anlauf strampelte ich mich nach oben. Es funktionierte, obgleich ich besorgniserregend hin und her schwankte, weil der Widerstand gar zu gering war und der Asphalt schon deutlich in die Jahre gekommen ist.

Doch kurz vor der Kurve, wie hätte es anders sein sollen, kam mir ein Auto entgegen. Mir blieb keine Wahl: Ich musste absteigen und mein schweres Pedelec auf den schmalen und mit Tretminen gespickten Grasstreifen am Rand schieben. Ich funkelte den Autofahrer böse an und hätte ihm gern noch ein paar unflätige Bemerkungen hinterher geworfen. Denn eigentlich haben Autos auf diesem Teil des Burggrafenwegs nichts zu suchen. Und trotzdem wird die Stichstraße gern als Abkürzung von Möhringen nach Kaltental genutzt. Der Bezirksbeirat Süd fordert dort seit Jahren eine Schranke oder einen Poller. Ich übrigens auch, aber nicht lautstark, sondern nur im privaten Bereich.

Kein Schleichverkehr auf dem Burggrafenweg?

Doch das Tiefbauamt wehrt sich. Der Aufwand sei groß und das Verteilen von Schlüsseln ein Problem, so die Begründung. Ende Februar gab es eine Verkehrszählung. Doch die städtischen Mitarbeiter registrierten an jenem Vormittag lediglich fünf Fahrzeuge. Von Schleichverkehr könne daher nach Meinung des Amts keine Rede sein. Im Juni sollte es eine erneute Zählung geben. Doch Rupert Kellermann, dem noch amtierende Bezirksvorsteher im Stuttgarter Süden, liegen noch keine Ergebnisse vor.

Für mich mutet die ganze Situation seltsam an: eine Verkehrszählung auf einer Straße, auf der kein Auto fahren darf. Dieser Gedanke ging mir durch den Kopf, als ich mich vergangene Woche mit meinem Pedelec an den Rand des Burggrafenwegs quetschte, um dem Auto Platz zu machen. Anschließend musste ich meinen Drahtesel den Rest des Berges hoch schieben. Denn an einem so steilen Hang kommt man kaum mehr in den Tritt, auch nicht mit elektrischer Hilfe. Immerhin hat mein Pedelec auch ein kleines Knöpfchen, mit dem man den Motor beim Schieben zuschalten kann, damit es etwas leichter geht.