Kulturaustausch im Alten Feuerwehrhaus. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit Workshops und einem Fest hat der AK Asyl den Tag des Flüchtlings gefeiert.

Stuttgart - Drei Schritte nach links, das rechte Bein in die Luft kicken, drei Schritte nach rechts, stehenbleiben. Die Tanzchoreografie, die Gregory Darcy seiner Gruppe beibringt, klingt einfacher, als sie ist. Gut ein Dutzend Teilnehmer aus allen möglichen Ländern hat der Tanzlehrer in seinem Workshop am Freitag im Alten Feuerwehrhaus versammelt.

Sie kommen aus dem Kongo, aus Syrien oder aus Russland. Darcys Idee: Kulturaustausch durch Tanz. „Ich habe Tänze aus Indien, aus Afrika und vom Balkan dabei und noch viele mehr“, so Darcy. Volkstanzschritte aus verschiedenen Kulturen sollen die Puzzleteile bilden, aus denen der Lehrer mit seinen Schülern einen internationalen Tanz zusammenbaut.

Dabei ist Improvisation gefragt. Immer wieder stoßen neue Teilnehmer dazu, Kinder wuseln durch den Saal. Darcy hat die Ruhe weg, heißt alle willkommen und redet mit Enthusiasmus auf seine Schützlinge ein. Sein Workshop ist einer von dreien, die der Arbeitskreis Asyl Stuttgart am Tag des Flüchtlings durchgeführt hat, der gleichzeitig der Abschluss der Interkulturellen Woche war.

Die Kurse sind für alle offen

Im Anschluss gab es wie in den Vorjahren auch ein Bühnenprogramm von Migranten und Geflüchteten und internationales Essen. Am vergangenen Sonntag war die Woche in der Leonhardskirche mit einem Gottesdienst und einem Podiumsgespräch über drei Jahre Willkommenskultur gestartet.

„Wir bieten zum ersten Mal Workshops an. Sie richten sich sowohl an Ehrenamtliche als auch an Flüchtlinge“, erklärte Ulrike Brand vom AK Asyl. Natürlich spreche man damit besonders Menschen an, die sich in Freundeskreisen organisierten – doch seien die Kurse für alle Interessierten offen.

Im Obergeschoss des Feuerwehrhauses gingen sechs Teilnehmer unter Leitung des pensionierten Richters Gerhard Binder der Frage nach, wie Geflüchteten der deutsche Rechtsstaat nahezubringen sei. Keine leichte Aufgabe, glaubt Binder.

„Vor allem als Richter war es immer schwer, weil man in einer staatlichen Machtposition ist und die Leute davor eine Abneigung haben.“ In der Flüchtlingsarbeit gehe es leichter, weil man im Dialog auf Augenhöhe sei. Trotzdem bleibe das Unterfangen oft mühsam, denn die kulturellen Unterschiede seien groß.

Praktische Tipps zur Unternehmensgründung

Wie aber bringe man Menschen aus anderen Kulturkreisen Werte wie Gleichberechtigung bei? „Man könnte bei Muslimen mit dem Koran argumentieren. Da steht, dass Mann und Frau vor Gott gleich sind“, schlug eine Frau vor.

Ganz praktische Tipps hatte der dritte Workshop parat. Bei Unternehmensberaterin Cemile Baykal ging es ums Thema Existenzgründung. Wer eine Nähwerkstatt, eine Dönerbude, einen Friseursalon oder einen Lebensmittelladen eröffnen will, sollte Begriffe wie Handelskammer oder Gesundheitsamt zumindest einmal gehört haben.

„Man braucht einen Business-Plan, das ist vor allem wichtig, wenn man einen Kredit bei der Bank beantragt“, so Cemile Baykal. Die mehrheitlich arabischstämmigen Workshop-Teilnehmer lauschten aufmerksam. In Syrien sei er Zahnarzt gewesen, sagte einer, er wolle wieder eine Praxis eröffnen.

Ein anderer sagte, er habe viele Ideen und bewerbe sich, erhalte aber laufend Absagen. „Ich bin zwanzig Jahre am Band gestanden und bin schon alt. Außerdem wollen die Unternehmen keine Ausländer.“