Die Helfer packten die Kippen in Schalen und Flaschen. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

50.000 Kippen wollten die Musiker Felix und Till Neumann gemeinsam mit der Initiative Cleanup Network und umweltbewussten Stuttgartern am Samstag auf dem Schlossplatz sammeln. Nach einer Stunde haben sie dieses Ziel nicht ganz erreicht – und trotzdem viel geschafft.

Stuttgart - Eine Kippe auf die Straße werfen, kostet in Stuttgart ein Bußgeld von etwa 135 Euro. So gesehen sind gerade mehr als 3,5 Millionen Euro in den Müll gewandert, die eigentlich in die Stadtkasse gehört hätten. Leider alles graue Theorie. Aber praktisch haben umweltbewusste Stuttgarter Bürger an diesem sonnigen Nachmittag inmitten des City-Einkaufstrubels auf dem Schlossplatz in einer Stunde 29.100 Zigarettenstummel aufgelesen, in Flaschen und Kunststoffschalen gesammelt und dann ordnungsgemäß in der nächsten Mülltonne entsorgt. Aufgerufen zu dieser Aktion hatten die Zwillingsbrüder Till und Felix Neumann, zuhause in Freiburg und der Region Straßburg Kehl und Musiker der HipHop-Band Zweierpasch, die mit ihrer Fill-the-Bottle-Challenge (Füll-die-Flasche-Mission) eigentlich den Rekord von 50.000 gesammelten Kippen aufstellen wollten.

Dafür wäre höchstens noch ein Stündchen mehr Einsatz nötig gewesen – von Inge Jensen und Wolfgang Berger, die das Bücken nicht scheuten und einen Riesenbeutel füllten, von den beiden elfjährigen Mädchen Juna und Amelie, von Johanna Cramer, die sich nur gewundert hat, warum sie von Leuten in den Anlagen mit spöttisch-erstauntem Blick beobachtet wurde, und sogar von der zweijährigen Mathilda samt Mama Laura, Tante Niki und Papa Holzi. Denn einmal für das Thema sensibilisiert, sieht man plötzlich überall die hässlichen graubraunen Stummel: Mitten auf der Straße, im Rasen der Anlagen, auf dem Kies der Wege, in allen Ecken und im Musikpavillon, in dem es aussieht wie, pardon, Sau: Kippen, Einwegbecher, Kronenkorken, Dosenverschlüsse, leere Tüten, Glasscherben.

„Aber Zigarettenreste sind das Schlimmste“, erklärte Thomas Venugopal vom Mit-Initiator Cleanup Network mit erschreckenden Zahlen: „Allein das Nikotin einer Zigarette vernichtet in tausend Litern Wasser alle Kleinlebewesen, und es dauert 15 Jahre, bis eine Kippe verrottet.“ Er hat daher drei Forderungen: „Die Bußgelder durchsetzen, den Vorsatz Sauberes Stuttgart realisieren und Aschenbecher an Bushaltestellen aufstellen. Wir haben nichts gegen das Rauchen. Nur gegen das Wegwerfen von Kippen“, versicherte er – und verteilte als Geschenk Taschen-Aschenbecher, die aus recycelten Zigarettenstummeln und ebenso recyceltem Kunststoff hergestellt sind.