Immer wieder werden auch die Elterntaxis als gefährlich für die Kinder beschrieben. Foto: imago

Welche Gefahren lauern auf dem Weg zur Schule? 600 Hinweise aus ganz Stuttgart sind im Rahmen unserer Aktion „Achtung, Schulweg!" bereits bei uns eingegangen. Wo der Schuh besonders drückt – und wie Sie mitmachen können.

Eigentlich sollte es diese Liste gar nicht geben. Erst recht sollte sie keine 600 Einträge umfassen oder gar Tag für Tag anwachsen. Und doch sind im Rahmen unserer Aktion „Achtung, Schulweg!“ mittlerweile so viele Hinweise auf Gefahrenstellen entlang der Stuttgarter Schulwege eingegangen – Tendenz stark steigend. Über ein leicht zu bedienendes Eingabeformular sammeln wir den ganzen September über weitere Hinweise.

Eingetragen wurden die Hinweise überwiegend von Eltern, aber auch von Lehrkräften und Anwohnern. Aus allen Teilen der Stadt kommen die Meldungen, von der Marienschule mit mehr als vierzig Stück über die Bachschule in Feuerbach (21) bis hin zur Filderschule in Degerloch, der Salzäckerschule in Plieningen oder der Grundschule am Stadtwald in Zuffenhausen mit mehr als zehn Meldungen.

Die folgende Karte zeigt die Stuttgarter Grundschulen und wie viele Hinweise auf gefährliche Stellen am Schulweg bislang eingegangen sind:

Gemeinsam mit dem Recherchenetzwerk Correctiv bitten wir jene um Hinweise, die am besten wissen, wo Stuttgarts Schulwege sicherer werden können. Dazu gehören allen voran Eltern, die mit ihren Kindern in diesen Tagen womöglich zum ersten Mal jene Straßen entlanggehen und überqueren, auf denen sich der Nachwuchs bald alleine bewegen soll. Auch Lehrkräfte beobachten immer wieder gefährliche, womöglich vermeidbare Szenen auf dem Weg zur Schule. Anwohner kennen ebenfalls oft brenzlige Abschnitte im Straßenraum.

Mehr als 220 Schulweg-Unfälle

222 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sind vergangenes Jahr laut Statistischem Landesamt in Baden-Württemberg morgens auf dem Weg zur Schule verunglückt – als sie zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs waren. Jeder vierte dieser Unfälle passierte in den ersten Wochen des Schuljahres. Auch das zeigt, wie wichtig das Thema jetzt ist. Die Aktion „Sicherer Schulweg“ soll die vielen Maßnahmen von Polizei und Stadtverwaltung ergänzen – um ganz konkrete Hinweise auf Orte im Stadtgebiet, die sicherer werden könnten. Vielfach wurden auch gleich konkrete Verbesserungsvorschläge gemeldet.

Am meisten sorgen sich die bisherigen Teilnehmer wegen zu schnell fahrender Autos. An fast 200 Stellen im Stadtgebiet wird überhöhte Geschwindigkeit als Sicherheitsrisiko moniert. Eine typische Rückmeldung, in diesem Fall von der Schurwaldstraße in Stuttgart-Ost: „Kinder warten an Zebrastreifen, Autofahrer fahren einfach darüber, ohne die Kinder zu beachten.“

Kennen Sie auch Gefahrenstellen an Schulwegen? Dann melden Sie sie über dieses einfach zu bedienende, anonyme Onlineformular.

Auch zu hohes Tempo in 30er-Zonen wird von vielen Eltern als Ärgernis wahrgenommen. „Daran halten sich die wenigsten Autofahrer:innen“, heißt es vom Schulweg zur Eichendorffschule in Bad Cannstatt, „morgens haben es alle im Berufsverkehr eilig.“

„Die Kinder können den Verkehr nicht überblicken“

Eine schlechte Sicht und zugeparkte Straßen werden ebenfalls sehr häufig als Gefahrenquelle genannt. Eine typische Meldung aus Birkach: „Viele Vans parken genau am Überweg. Die Kinder können den Verkehr nicht überblicken, wenn sie die Straße queren.“ Eine weitere aus Feuerbach: „Der Gehweg ist zu schmal und durch die Postfiliale sehr oft zugeparkt.“

Neben zu viel oder zu schnellem Verkehr und zugeparkten oder schlecht einsehbaren Straßen und Straßenecken werden fehlende oder unzureichende Fußgängerüberwege als wichtiges Problem genannt – und immer wieder auch die umstrittenen „Elterntaxis“. Aus dem Edelweißweg (Grundschule Sommerrain in Bad Cannstatt) beschwert sich ein Elternteil, dass die Autos „teilweise auch rückwärts den Weg wieder runterfahren, was für Grundschüler definitiv sehr schlecht einzuschätzen ist“. Andere klagen über Wendemanöver, wildes Parken oder Autos, die sich durch zu enge Straßen quetschen. So erhöhen auch Eltern mit besten Absichten zumindest für ihr eigenes Kind die Sicherheit auf Stuttgarts Schulwegen jedenfalls nicht.

Großes Projekt zum Thema Sicherer Schulweg

Unsere Mitmachaktion ist der Kern eines größeren Projekts zur Schulwegsicherheit. Mit den Meldungen können Sie uns auf gefährliche Stellen im Stuttgarter Straßenverkehr hinweisen – und damit auch die Stadtverwaltung. Denn sie begleitet das Projekt. Die Redaktion stellt dem Ordnungsamt eine Vorauswahl der eingereichten Meldungen zur Verfügung. Etliche der ersten 600 Hinweise hat das Ordnungsamt bereits erhalten und prüft aktuell mögliche Verbesserungen. Über die Ergebnisse wird unsere Zeitung ebenso berichten wie über die Prüfung der nun zum Schuljahresbeginn eingetragenen Meldungen.

Auch eine umfangreiche Artikelserie rund ums Thema sicherer Schulweg sowie zum Abschluss ein Podiumsgespräch im Kulturzentrum Merlin in Stuttgart-West (Sonntag, 13. Oktober) gehören zum Projekt. Die bisher erschienenen und künftig erscheinenden Beiträge sammeln wir online auf dieser Themenseite.

Aktion
Mit unserer Aktion „Achtung, Schulweg!“ sammeln wir Elternhinweise auf Gefahrenstellen auf dem Schulweg – je mehr, desto besser. Den Online-Fragebogen bieten wir gemeinsam mit der Rechercheplattform Correctiv an. Er hat sich bei ähnlichen Projekten in Köln und in der Schweiz bereits bewährt. Die Meldungen dienen als Grundlage für eine umfangreiche Artikelserie.

Teilnahme
Kennen Sie Gefahrenstellen auf dem Schulweg? Dann melden Sie diese in unserem Onlinetool. Das geht einfach und anonym. Sie können auch Fotos und Kommentare hinzufügen. Wir sichten jede Meldung, berichten über die Ergebnisse – und legen die Meldungen der Stadtverwaltung vor