Mit Konzerten, hier der Auftritt der Nachwuchsband „Matu“, werden Spenden gesammelt. Foto: Herschmann

Eine außergewöhnlich hohe Spendensumme – exakt 100 775 Euro und 36 Cent gingen bis zum Jahreswechsel auf den Spendenkonten ein – dient jetzt als finanzieller Puffer für unerwartete Härtefälle.

Fellbach - Beim Blick auf die Kontoauszüge für die Spendenaktion 6666 sind dem Oeffinger Ulrich Wittke neulich die Gesichtszüge dann doch etwas entgleist. Nicht etwa aus Entsetzen über einen Rückgang der Hilfsbereitschaft. Sondern aus freudiger Überraschung über ein rekordreifes Ergebnis: Noch nie stand so viel Geld zur Verfügung, um unverschuldet in Not geratenen Menschen aus Fellbach unbürokratisch unter die Arme zu greifen.

„Erstmals in der Geschichte der Aktion ist die Summe so hoch

„Erstmals in der Geschichte der Aktion hat die Spendensumme eine sechsstellige Höhe erreicht“, jubelt Ulrich Wittke, bei der Arbeiterwohlfahrt als Leiter der Schuldnerberatung aktiv und seit Jahren als Finanzchef der Aktion 6666 im Einsatz, über das Resultat beim Kassensturz. Exakt 100 775 Euro und 36 Cent gingen bis zum Jahreswechsel auf den Spendenkonten bei der Volksbank Stuttgart, der Volksbank am Württemberg und der Kreissparkasse Waiblingen ein. Das sind gut 20 000 Euro mehr als beim bisher als Höchststand geltenden Spitzenwert.

Schon Ende 2016 hatte die lokale Hilfsaktion unserer Zeitung und der fünf beteiligten Kooperationspartner aus dem Sozialbereich ein Rekordergebnis feiern können. Das jetzige Spendenergebnis liegt noch einmal deutlich über dieser wahrlich beeindruckenden Summe – und setzt die Messlatte für die kommenden Jahre in eine schier unerreichbar erscheinende Höhe.

Die Messlatte für die kommenden Aktionen ist nun sehr hoch gesetzt

Denn klar ist, dass ein sechsstelliges Spendenergebnis trotz der bemerkenswert großen Verwurzelung der Hilfsaktion bei den Fellbachern nicht beliebig wiederholbar ist. Das zeigt sich schon im respektablen Ergebnis, das Organisator Ingolf Sibert mit seinem „Kleinen Weihnachtskonzert“ im Fellbacher Haus der Rosen eingespielt hat. 14 000 Euro kamen bei dem von Uwe Scholz moderierten Musikabend in die Spendenbüchse – weil die Veranstaltung allerdings nur alle zwei Jahre stattfindet, wird 2018 ein großer Betrag fehlen.

Ebenfalls profitiert hat die Aktion 6666 von einer wundervollen Geste nach einem tragischen Todesfall. Die Familie des früheren Fellbacher Sozialbürgermeisters Raimund Ulrich, im Dezember am Orts-ausgang von einer Autofahrerin erfasst und seinen Verletzungen im Krankenhaus erlegen, hatte die 450 Gäste der Trauerfeier gebeten, auf Blumenspenden zu verzichten und statt dessen lieber die Aktion 6666 zu bedenken. „Anderen Menschen zu helfen, wäre im Sinne meines Vaters gewesen“, sagt Tochter Cornelia Ulrich. Der Wunsch der Angehörigen verhallte nicht ungehört: Allein über den Betreff auf den Über-weisungsträgern ist ein Betrag von mehr als 5800 Euro abzulesen. Und: Mit Blick aufs Gesamtergebnis ist sehr wahrscheinlich, dass die im Namen von Raimund Ulrich gespendete Summe noch deutlich höher liegt.

Insgesamt haben 484 Spender – neben Privatpersonen erneut auch Fellbacher Firmen, Organisationen und Vereine – die lokale Hilfsaktion mit teilweise sehr namhaften Beträgen unterstützt. Größere Summen gingen auch nach dem Jahreswechsel noch ein – unter anderem das beim „Vorweihnachtsrock“ mit neun ohne Gage auftretenden Bands eingespielte Geld und ein Teil der beim Besenhockey-Derby von „Glatze gegen Locke“ erwirtschafteten Beträge.

Unter anderem werden das Elternkolleg und der heilpädagogische Kindergarten unterstützt

Für die fünf beteiligten Kooperationspartner – neben Evangelischem Verein und der Caritas sorgen Arbeiterwohlfahrt, der Krankenpflegeverein Schmiden-Oeffingen und der Sozialdienst der Stadt für eine Abdeckung aller Bevölkerungsschichten – ist das Ergebnis ein Geschenk des Himmels. Schon kurz vor Weihnachten konnten 34 500 Euro ausgezahlt werden, im Februar wird es eine zweite Auszahlungsrunde in einer ähnlichen Größenordnung geben. Außerdem werden das Elternkolleg und die heilpädagogische Betreuung im Evangelischen Verein mit finanzieller Unterstützung durch die Aktion 6666 rechnen können.

Von den Sozialorganisationen sehnlichst erhofft, ist nun auch ein „Puffer“ vorhanden, um für übers Jahr eintretende Härtefälle noch Geld für unbürokratische Hilfe in der Hinterhand zu haben. Denn eines gilt trotz der Rekordsumme: Mehr als ein Lichtblick für mittellose Familien, chronisch kranke Menschen oder mit ihrer Rente nicht über die Runden kommende Senioren ist die Aktion 6666 nicht. Durch die steigende Altersarmut, aber auch durch ein über die Belastungsgrenze gehendes Mietniveau gibt es in Fellbach immer mehr Menschen, die Unterstützung brauchen.