Auch zwei Arien aus George Bizets „Carmen“ sind im Tournee- Foto: Rudel/Hass

In vier Städten präsentieren die Sänger des Akademischen Chors der Uni Stuttgart die Oper aus Europa.

S-Mitte - Der Regisseur gerät in Rage: „Wisst Ihr, was Ihr da singt! Es heißt hier ‚die Liebe erwartet Dich’! Das aber sieht man Euch nicht an!“ Bernd Schmitt hat hohe Ansprüche an den Akademischen Chor der Universität Stuttgart, genauso wie die Universitätsmusikdirektorin Veronika Stoerzenbach. Diese Woche hängt bei den Proben für das Konzert am Sonntag im Weißen Saal des Neuen Schlosses die Messlatte noch höher, denn mit diesem Programm reist der Chor am Montagnachmittag nach China. Dort wird er an den Partneruniversitäten im taiwanesischen Taipeh sowie in Shanghai, Nanjing und Peking Melodien der abendländischen Oper präsentieren.

Dazu gehört auch Bizets Carmen, und der Regisseur will mehr männliches Feuer auf der Bühne sehen, denn der Chor hat das Beziehungsdrama nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch einstudiert. Deshalb hat die Requisiteurin Annette Wolf in den Bruderhaus Behindertenwerkstätten in Reutlingen Kostüme nähen lassen. Beim zweiten Anlauf dann ist genug Feuer entfacht und die Hüte der werbenden Männer fliegen hoch. Schmitt ist zufrieden.

Tournee als Partnerschaftspflege

„Wir proben jetzt alles durch und beginnen in England“, kündigt Veronika Stoertzenbach an. Die schottische Volksweise „Loch Lomond“ ist die Ausnahme im sonst ausschließlich klassischen Programm. Von den insgesamt 140 Sängern und Sängerinnen und dem über 40-köpfigen Orchester gehen nur 65 Sänger und fünf Musiker auf die zweiwöchige China-Tournee. Begleitet werden sie von einer Delegation der Universität, denn der Besuch dient auch der Pflege der Partnerschaften. Am Montagnachmittag besteigen sie alle gemeinsam das Flugzeug und am Mittwoch geben sie ihr erstes Konzert.

Vor 24 Jahren hat Veronika Stoerzenbach die Leitung von Chor und Orchester übernommen und für sie ist es fast selbstverständlich, dass beides so großen Zulauf hat. „Wer einmal im Chor ist, der bleibt auch dabei“, sagt sie und schmunzelt. Viele der Sänger haben längst ihr Examen abgelegt, so wie Pat Schreiter, die aus Taiwan kommt und den deutsch-chinesischen Austausch mitorganisiert hat. „Ich bin erst nach der Promotion dazu gekommen“, berichtet sie. Auch Rolf Nöthlings stieß erst dazu, als er schon berufstätig war und der Solopianist, Christian Döring, ist von Beruf Maschinenbauer. Unter den Studierenden selbst gebe es dagegen eine hohe Fluktuation, berichtet die Leiterin. „Obwohl wir jedes Jahr ein sehr schönes Programm bieten. Außerdem sind wir darüber hinaus der beste Heiratsmarkt in Stuttgart“, plaudert Veronika Stoertzenbach. „Viele haben sich hier gefunden und es gibt auch einige Chorbabys.“ Eines davon war bei der Probe dabei und war von den Lockerungsübungen beim Einsingen besonders verzückt.

Karten Für das Konzert am Sonntag, 18. März, um 17 Uhr im Weißen Saal des Neuen Schlosses gibt es nur noch wenige Restkarten an der Kasse.