Luftverkehrsexperten erwarten nach der Übernahme tiefere Kartellüberprüfungen durch die EU. Foto: dpa

Durch die Übernahme großer Teile der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin stehen der Lufthansa neue kartellrechtliche Probleme ins Haus. Steigt Mitbewerber Easyjet zudem aus, wird es richtig problematisch.

Berlin/Frankfurt - Bei der geplanten Übernahme großer Teile der Air Berlin kommen auf die Lufthansa neue kartellrechtliche Probleme zu. Insbesondere die Ankündigung des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr vom Donnerstag, auf bestimmten Strecken eine konzerninterne Konkurrenz zwischen Lufthansa und Eurowings zu organisieren, trifft auf Skepsis. „Konzerne werden aus kartellrechtlicher Sicht als ein Unternehmen angesehen“, sagte der Düsseldorfer Kartellrechtler Martin Gramsch von der Kanzlei Simmons & Simmons am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Der Luftverkehrsberater Gerald Wissel erwartet eine vertiefte kartellrechtliche Überprüfung der EU-Kommission. Dabei würden die Marktverhältnisse auf einzelnen Strecken überprüft. Es könne dann gut sein, dass Lufthansa Start- und Landerechte (Slots) auf einzelnen Verbindungen freigeben müsse und diese dann an Konkurrenten verteilt würden.

Größere Probleme durch Easyjet möglich

Durchaus nachteilig für die Lufthansa könnte sich ein Abwinken des zweiten Bieters Easyjet auswirken. „Falls Easyjet aussteigt, wird die kartellrechtliche Genehmigung für Lufthansa noch schwieriger zu bekommen sein“, sagte Wissel. Auch Anwalt Gramsch sieht zusätzliche Probleme, weil die EU-Kommission letztlich immer den Gesamtmarkt im Blick haben müsse. „Das Wegfallen eines weiteren Bieters ist schlecht für die Marktstruktur.“ Er rechne mit einem halben Jahr Verfahrensdauer.

Anders als mit der Lufthansa hat sich Air Berlin mit der britischen Fluggellschaft Easyjet nämlich noch nicht über einen Verkauf geeinigt. „Wir verhandeln heute mit Easyjet weiter“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Nach früheren Aussagen der Air Berlin interessiert sich Easyjet für 27 bis 30 Mittelstreckenflugzeuge. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach am Donnerstag von 20 bis 30 Flugzeugen, die Easyjet in Berlin und Düsseldorf stationiert wolle.

Air Berlin hatte in den vergangenen drei Wochen exklusiv mit Lufthansa und Easyjet verhandelt. Lufthansa übernimmt große Teile der Air Berlin. Ob die Berliner nun auch den Kaufinteressenten Condor an den Tisch holen, blieb am Donnerstag zunächst offen.