Es wird eng auf dem Betriebsgelände von Omnibus Melchinger in Aichtal-Aich, wie die Aufnahme vom 19. November dieses Jahres zeigt. Foto: /privat

Omnibus Melchinger wächst – doch das Betriebsgrundstück wächst nicht mit. Zudem protestiert ein Anwohner.

Aichtal - Die jahrelange Auseinandersetzung zwischen der Firma Omnibus Melchinger und einem Anwohner sieht vordergründig wie ein Nachbarschaftsstreit aus. In Wirklichkeit zeigt er ein Grunddilemma aller Stadtplanung – der Spannung zwischen Gewerbe und Wohnen. Omnibus Melchinger ist ein alteingesessener Betrieb, der im Aichtaler Ortsteil Aich unweit des Rathauses auf eigenem Gelände seine Busse stehen hat. Das Gelände ist ein Mischgebiet, das Wohnen und Gewerbe erlaubt.

Ein Nachbarsehepaar, ebenso aus alteingesessener Familie, hat dort auf einem alten Erbgrundstück ein Haus errichtet. Die Nachbarschaft sei immer schwierig gewesen, sagt das Ehepaar, weil die Busse hin und wieder beim Rangieren durch den Garten des Grundstücks gefahren seien. Es kam zu Gerichtsverfahren und vor dem Stuttgarter Landgericht zu einem Vergleich: Unter anderem verpflichteten sich beide Parteien, die jeweiligen Grundstücksgrenzen zu respektierten.

Der Streit flammte erneut auf

Vor etwa einem Jahr flammte der Streit erneut auf, heftiger als je zuvor. Omnibus Melchinger habe neue Linien gewonnen und habe seinen Fuhrpark von acht Bussen auf 26 Busse vergrößert, berichtet Mario Graunke aus Stuttgart-Hedelfingen, der verkehrswirtschaftliche Berater von Omnibus Melchinger. Damit sei das alte Grundstück an seine Grenzen gekommen.

Für das Nachbarsehepaar war diese Vergrößerung nicht mehr tragbar. Sie leiden unter dem Lärm der Busse, die spätnachts in das enge Grundstück einfahren und frühmorgens ausfahren. Sie leiden auch unter dem Lärm, der beim Busbetrieb entsteht, durch laufende Motoren, durch die Kommandos beim Rangieren oder durch den Krach bei Reparaturen wie dem notwendigen Reifenwechsel.

Um die Beeinträchtigung ihrer Wohnqualität zu dokumentieren, haben sie Fotos geschossen und ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben. Nach diesem Gutachten seien die Lärm-Grenzwerte pro Tag an etwa zwölf Stunden überschritten, und die Fotos zeigen tatsächlich ein ziemlich zugeparktes Grundstück. Während das Ehepaar davon ausgeht, es dürften nur neun Busse auf dem Betriebsgelände stehen, geht Mario Graunke von 15 genehmigten Stellplätzen aus.

Weitere Stellflächen gemietet

Andreas Melchinger ist der Geschäftsführer der Firma. „Ich will keinen Streit mit den Nachbarn“, sagt er. Er räumt ein, es sei in der Vergangenheit tatsächlich vorgekommen, dass in der Nacht zu viele Busse auf dem Gelände geparkt hätten. Jetzt habe er zwei weitere Stellflächen in Aichtal gemietet, damit sei dieses Problem gelöst.

Um zu einer Lösung zu kommen, werde das Landratsamt Esslingen beide Parteien im Januar zu sich bitten, „um den Sachverhalt aufzuklären“, berichtet der Landratspressesprecher Peter Keck. Doch damit ist das Problem nicht grundlegend gelöst. Andreas Melchinger weiß selbst, dass sein Betrieb für den alten Standort zu groß geworden ist. Seit Jahren sei für ihn ein Grundstück im Gewerbegebiet Riedwiesen reserviert, sagt Mario Graunke. Das Unternehmen warte darauf, dass das Gebiet endlich erschlossen werde, damit es dorthin umziehen könne.