Das Museum Haus Dix am Bodensee könnte als Vorbild dienen. Foto: dpa

An der Degerlocher Ahornstraße soll der künstlerische Geist von anno dazumal einkehren. Die SPD im Gemeinderat wünscht sich ein Künstlerhaus, das an die Zeiten Adolf Hölzels erinnert. Die CDU zeigt sich ebenfalls interessiert an der Idee.

Degerloch - Einst traf sich die Avantgarde des Stuttgarter Kunstlebens an der Ahornstraße 22. Max Ackermann, Adolf Fleischmann, Camille Graeser und die Schüler von Oskar Schlemmer kamen in dem Haus des Malers Adolf Hölzel zusammen, um sich bei Vorlesungen und Vorträgen über Kunst auszutauschen. Die Zeiten des erlesenen Hölzel-Kreises möchte die Adolf-Hölzel-Stiftung gerne wiederbeleben und findet dabei Unterstützung in den Reihen des Gemeinderats: Die SPD hat einen Antrag gestellt, in dem sie eine Stellungnahme der Stadt noch vor dem Beginn der Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2016/2017 zu einer möglichen Einrichtung eines Künstlerhauses an der Ahornstraße fordert. Die CDU hat eine Anfrage formuliert, inwiefern das Konzept umsetzbar ist.

Den Plänen der Adolf-Hölzel-Stiftung zufolge sollen Künstler in zwei oder drei Ateliers in dem Gebäude einziehen und sich wie der Hölzel-Kreis in ihrem Schaffen gegenseitig befruchten. Außerdem ist in dem Konzept eine Malschule vorgesehen. In anderen Räumen des ehemaligen Wohnhauses von Adolf Hölzel sollen die Werke des 1853 in Mähren geborenen Malers ausgestellt werden. Forscher sollen sich mit seinem Nachlass beschäftigen.

CDU findet Gefallen an dem Konzept

Die Adolf-Hölzel-Stiftung hat ihr Konzept für ein Künstlerhaus in Degerloch Ende Juni den Fraktionen im Gemeinderat vorgestellt. Dabei wurde auch darauf verwiesen, dass die Landeshauptstadt bereits ähnliche Projekte unterstützt, etwa das Museum Haus Dix in Hemmenhofen am Bodensee. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Dix ist mittlerweile eine Außenstelle des Stuttgarter Kunstmuseums und wird von diesem kuratiert. Die CDU möchte in ihrer Anfrage explizit von der Stadt wissen, ob das aus der Sicht der Partei erfolgreiche Modell der Förderung des Dix-Museums am Bodensee auch in Degerloch umsetzbar wäre.

Jürgen Sauer, kulturpolitischer Sprecher der CDU, scheint durchaus Gefallen an dem Konzept der Stiftung für die Zukunft des Adolf-Hölzels-Hauses gefunden zu haben. „Ich sehe das positiv“, sagt er. Dennoch stellt er klar, dass die Fraktion noch viele Fragen habe und sich deshalb noch nicht eindeutig für ein Künstlerhaus in Degerloch aussprechen möchte. Letztlich spiele bei der Entscheidung der CDU im Gemeinderat auch eine Rolle, wie viel Geld die Stadt in die Hand nehmen müsste, um den Plan der Stiftung zu realisieren, sagt der Stadtrat. „Wir machen das von bestimmten Rahmendaten abhängig“, sagt Jürgen Sauer.

Die SPD im Gemeinderat hat sich in ihrem Antrag hingegen bereits für ein Künstlerhaus in Degerloch ausgesprochen. Die SPD-Betreuungsstadträtin für Degerloch, Maria Hackl, begründet die Entscheidung der Partei mit der Bedeutung Adolf Hölzels. Der Künstler gilt als Wegbereiter der Moderne, da er sich schon früh der Abstraktion verschrieben hat. „Er ist in einer Reihe zu nennen mit Oskar Schlemmer und anderen, spielt in der öffentlichen Wahrnehmung aber nicht die Rolle, die er spielen sollte“, sagt Maria Hackl.

Ein Ort für den Diskurs über Kultur

Die SPD-Politikerin hofft, dass ein Künstlerhaus in Degerloch Adolf Hölzel in der Öffentlichkeit bekannter machen würde. Ihr gefällt aber auch der Gedanke, dass die alten Zeiten des Hölzel-Kreises wiederbelebt werden könnten, wenn mehrere Künstler in dem Gebäude an der Ahornstraße einen Wirkungsort teilen. „Ein Künstlerhaus wäre gut für den Diskurs über Kultur in unserer Stadt“, sagt Maria Hackl. Sie stellt aber klar, dass auch die SPD-Fraktion im Gemeinderat zunächst wissen will, was eine Lösung für Degerloch , die dem Otto-Dix-Haus entspräche, kosten würde. Dann könne die Stadt überlegen, wie stark sie sich für das Künstlerhaus engagiere, meint die Stadträtin.