Zu den wichtigsten Exporten der baden-württembergischen Landwirte nach Großbritannien gehören Backwaren. Foto: imago/CHROMORANGE

Die Ausfuhren nach Großbritannien werden für die deutschen Landwirte schwieriger. Weil das auch für die Bauern aus anderen EU-Ländern gilt, könnten diese verstärkt auf den deutschen Markt drängen – und so die Preise drücken.

Stuttgart - Der Brexit könnte die deutschen Bauern teuer zu stehen kommen. Großbritannien produziert nur rund 60 Prozent seiner Lebensmittel selbst – und importiert deshalb viele Produkte von deutschen Höfen. Deutschland exportiere jährlich Agrargüter im Wert von rund 4,7 Milliarden Euro und führe britische Produkte lediglich im Wert von 1,3 Milliarden Euro ein, sagte der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Walter Heidl.

Auch ein weicher Brexit kostet Exporte

„Einen solch großen Agrarhandelsüberschuss hat Deutschland mit keinem anderen Handelspartner“, erklärte Heidl. Großbritannien liegt bei den deutschen Agrarexporten hinter den Niederlanden mit 9,8 Milliarden Euro, Frankreich mit 6,4 Milliarden Euro sowie Italien und Österreich an fünfter Stelle.

Das Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume erwarte bei einem weichen Brexit einen Rückgang des Überschusses um ein Fünftel, bei einem harten Brexit eine Halbierung. Zur Abmilderung der Folgen forderte Heidl ein Handelsabkommen mit Großbritannien. Nicht nur hohe Zölle bei einem harten Brexit, sondern auch die Zoll- und Veterinärkontrollen bei einem weichen Brexit würden den Export belasten. Betroffen seien alle Nahrungsmittel, vor allem Schweine- und Geflügelfleisch, aber auch Milch, Rindfleisch und Getreideprodukte.

Südwestbauern exportieren weniger

Unter den Bundesländern lag Baden-Württemberg 2018 bei Exporten von Gütern der Ernährungswirtschaft in das Vereinigte Königreich an vierter Stelle hinter Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Die Ausfuhren aus dem Südwesten stiegen nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr um zehn Millionen Euro auf knapp 298 Millionen Euro.

Aus Nordrhein-Westfalen wurden Ernährungsgüter für 884 Millionen Euro und aus Niedersachsen für 794 Millionen Euro exportiert. Die Ausfuhren aus Bayern lagen bei 398 Millionen Euro. Zu den wichtigsten Agrarexporten aus dem Südwesten gehören Nahrungsmittel „pflanzlichen Ursprungs“ mit 90 Millionen Euro, „Backwaren und andere Zubereitungen aus Getreide“ mit 42 Millionen Euro sowie Käse mit etwas mehr als 34 Millionen Euro.

Eingeführt wurde von der Insel vor allem Branntwein für rund 38 Millionen Euro. Das Statistische

Die Briten verkaufen Branntwein

Landesamt in Stuttgart kommt – in einer etwas anderen Systematik – auf Ausfuhren von „Nahrungs- und Futtermitteln“ über 268 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Export von Maschinen erreichte im vergangenen Jahr knapp zwei Milliarden Euro.

Heidl warnte vor einem Preisverfall als indirekte Auswirkung. Andere EU-Länder könnten nicht mehr wie bisher nach Großbritannien exportieren und böten damit mehr Produkte im EU-Binnenmarkt an. Die Folge sei ein Verdrängungswettbewerb. Durch die gestiegene Menge an Agrarprodukten würden dann die Preise sinken. Bei irischen Waren wie Butter und Rindfleisch spürten das die Verbraucher schon seit gut einem Jahr.