Diese beiden Wohnhäuser vor dem Kirchturm sollen abgerissen werden. Ein Anwohner sagte, das tue ihm weh. „Dann gibt es nur noch Funktionsgebäude im Zentrum.“ Foto: Archiv Sägesser

Die Pläne für den Degerlocher Agnes-Kneher-Platz ist ein Dauerthema im Bezirk. Jüngst hat das lokalpolitische Gremium erneut darüber diskutiert. Es ging um das gewünschte Café, aber auch Anwohner haben Kritik geäußert.

Degerloch - Peter Necker ist enttäuscht, er hätte es besser gefunden, „frühzeitig miteinander zu reden“, wie er sagt. „Es ist schade, dass von den Parteien der Kontakt mit der Kirche nicht gesucht worden ist.“ Necker ist Mitglied des evangelischen Gesamtkirchengemeinderats, und er kümmert sich um bauliche Fragen zum Haus der Kirche. Dieses ist am Agnes-Kneher-Platz neben der Michaelskirche geplant – als Treffpunkt und Veranstaltungsort.

Forderung klang nach Bevormundung

Dass die evangelische Kirche ein solches Haus im Herzen Degerlochs möchte, trifft in der Lokalpolitik grundsätzlich auf Wohlwollen. Über ein Detail hat sich allerdings Ende 2014 eine Debatte entsponnen, die andauert: ob es im Haus der Kirche ein Café geben wird oder nicht. Die CDU im Bezirksbeirat hatte die Kirche in einem Antrag aufgefordert, ein Café einzurichten. Vor allem SPD und Grüne sahen dies kritisch, weil es arg nach Bevormundung klang. Nun hat die CDU an ihrer Formulierung gefeilt. Über das Ergebnis dürfte die Kirche jedoch nicht glücklicher sein. Der neue Antrag soll die Kirche an den Wortlaut der Ausschreibung erinnern; darin sei von einem Café die Rede. Dem haben die Fraktionen bei ihrer jüngsten Sitzung nicht nur geschlossen zugestimmt, sie haben sogar ein interfraktionelles Papier daraus gemacht. Wobei sie nicht mehr explizit verlangen, dass es sich um ein öffentliches Café handelt. Sie würden sich auch mit einem gemeindeinternen zufriedengeben.

Für die Gesamtkirchengemeinde steht fest: Ein kommerzielles Café wird es mit ihr nicht geben. „Wir haben dazu einen klaren Beschluss“, sagt Necker. „Das ist nicht die Aufgabe der Kirche und würde das Gesamtprojekt infrage stellen.“ Schlicht, weil der Platz im Haus der Kirche schrumpfe. Anstelle eines Cafés sei ein Raum der Begegnung geplant. Wobei er derzeit noch nicht sagen kann, wie dieser konkret aussehen wird. Vermutlich werden die Kirche und der Degerlocher Frauenkreis zu Veranstaltungen dorthin einladen, vielleicht werde auch ein Mittagstisch angeboten. „Und wenn die Leute eine Tasse Kaffee trinken wollen, ist dagegen ja nichts einzuwenden“, sagt Necker.

Runder Tisch zu den Planungen

Den Bezirksbeiräten geht es mit ihrem Café-Antrag darum, den Agnes-Kneher-Platz zu beleben, wie es immer wieder heißt. Das ist das große Ziel. Bisher queren die Menschen den Platz, aber sie halten sich dort nicht auf. Das soll sich ändern. So haben sie in der jüngsten Sitzung auch einen Runden Tisch beschlossen. An ihm soll darüber nachgedacht werden, was die Passanten zum längeren Verweilen verleiten würde.

Die Pläne für den Platz und das Haus der Kirche finden breite Zustimmung, es gibt aber auch andere Stimmen. So hatten sich zu Beginn der Sitzung Anwohner zu Wort gemeldet, die das Belebungsprojekt kritisch sehen. Günther Straif wohnt an der Leinfeldener Straße. „Ich traue mich fast nicht, eine andere Meinung zu äußern“, sagte er. „Aber es tut mir weh, dass die beiden alten Wohnhäuser abgerissen werden.“ Er meint die Gebäude an deren Stelle das Haus der Kirche gebaut werden soll. „Dann gibt es dort nur noch Funktionsgebäude.“ Straif gibt zudem zu bedenken, dass mehr Leben auf dem Kneher-Platz „Auswirkungen auf das Wohnumfeld“ habe – und auf die Parksituation.